AboAbonnieren

Analyse nach dem Derby gegen Bayer 04Das Muster im Kölner Heimspiel des 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Baumgart und Modeste Derby

FC-Trainer Steffen Baumgart und der unter ihm wiedererstarkte Torjäger Anthony Modeste. 

Köln – Heimspiele des 1. FC Köln lassen in dieser Saison ein gewisses Muster erkennen. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart zu Beginn mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat. So gravierend wie am Sonntag waren sie jedoch in noch keiner Partie ausgefallen. Die Geißböcke konnten sich im Duell mit Bayer 04 Leverkusen glücklich schätzen, nach chancenloser erster halber Stunde nicht noch höher als mit 0:2 in Rückstand geraten zu sein. Es war das nun schon dritte Mal im fünften Heimspiel der laufenden Bundesliga-Saison, dass der FC eine anfängliche Hypothek wegzustecken hatte.

Verloren gegangen ist jedoch keines dieser Spiele. Was damit zusammenhängt, dass sich die Kölner stets berappelt und weiter an sich und an ihre Comeback-Qualitäten geglaubt haben. Auf diese Weise langte es selbst gegen einen Europa League-Teilnehmer noch zu einem späten, aber verdienten 2:2-Unentschieden.

Elf Heimpunkte ergattert

„Wir geben nicht auf. Das ist unsere Stärke diese Saison“, erklärte Anthony Modeste, dessen Team vor eigenem Publikum derzeit besonders schwer zu bezwingen ist. Elf von 15 möglichen Heimpunkten dienen als Beleg für eine neu entstehende Heimstärke. „Das hier ist unser Wohnzimmer. Hier kann man nicht so einfach gewinnen“, sagte der Doppeltorschütze, der sich mit dem Remis einverstanden zeigte: „Viele Leute hätten das 2:2 unterschrieben.“

Seinem Trainer war dagegen Verärgerung anzumerken gewesen. Grund waren die zahlreichen Ballverluste im Spielaufbau, die sich der FC in der Anfangsphase vor allem im Zentrum erlaubt hatte. Was umso leichtsinniger war, weil sie gegen „die beste Umschaltmannschaft, die wir haben“ begangen wurden, wie Steffen Baumgart den rheinischen Rivalen lobte. Als Folge daraus konnte die Werkself gleich mehrfach in Überzahl auf das Kölner Tor zurasen. Hätte Bayer 04 die Konter sauberer ausgespielt, das zu Beginn überaus einseitige Derby wäre noch vor der Pause entschieden gewesen. „Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht – und das schon zum wiederholten Male. Das ärgert mich“, kritisierte Baumgart.

Baumgart: „Da wollte Tony zu viel“

Ausgangspunkt des 0:1 durch Patrik Schick (15.) war ein zu riskanter Diagonalball Modestes, der prompt abgefangen wurde. „Da wollte Tony zu viel“, haderte Baumgart. Nur 100 Sekunden später misslang dem erneut unsicheren Innenverteidiger Rafael Czichos eine Abwehraktion am Fünfmeterraum. Karim Bell-arabi brauchte nur noch einschieben. Bei Jeremie Frimpongs Lattenschuss (25.) wurden die Kölner ebenfalls überrannt. „Es gibt bestimmte Prinzipien in unserem Spiel, die wollen wir durchsetzen. Und es gibt Dinge, die für uns absolute No-Gos sind“, sagte Lizenzspielerleiter Thomas Kessler. „Wir haben uns in den ersten 30 Minuten leider auf Dinge eingelassen, bei denen wir vorher klar gemacht hatten, dass sie nicht gehen, wenn wir ein erfolgreiches Spiel haben wollen.“ Kessler meinte damit Situationen, „in denen wir den Ball in Zonen gespielt haben, in denen es schwer ist, dann noch durchzukommen“. Das seien „Einladungen“ gewesen für die wieselflinken Leverkusener, die dem FC (58 Prozent Ballbesitz) die Kugel überließen und auf dessen Fehler lauerten. „Wir haben in der ersten Halbzeit gesehen, was passiert, wenn wir uns nicht an unseren Plan halten“, erklärte Kessler.

FC kämpft sich nach Startproblemen zurück

Doch erneut arbeitete sich der FC nach einem schwierigen Start zurück in die Partie und kam gegen einen rätselhaft passiv werdenden Favoriten noch vor der Pause zu ersten guten Möglichkeiten. Nach Wiederbeginn legten die Hausherren weiter zu, weil sie fortan verstärkt mit jener Entschlossenheit zu Werke gingen, auf der Baumgarts Spielidee basiert. „Wir haben dem Gegner den Schneid abgekauft“, freute sich Kessler über die Rückbesinnung auf die neuen Kölner Tugenden. Der Anschluss durch Modestes Abstauber (63.) hatte sich angebahnt, sein Ausgleich per Kopf (82.) war in der Zwischenzeit folgerichtig. „Die zweite Halbzeit war sehr gut“, zeigte sich Steffen Baumgart schließlich versöhnlich gestimmt. „Die Jungs sind marschiert, das zeichnet uns aus. Wir waren viel klarer, dadurch wurde es besser.“

Die Aufholjagd war zudem hilfreich, um dem Beginn eines Abwärtstrends entgegenzuwirken. „Für die Entwicklung der Mannschaft ist es super wichtig, dass sie das korrigieren konnte und zumindest einen Teilerfolg hatte“, reagierte Sportchef Jörg Jakobs erleichtert. Nach dem Debakel in Hoffenheim und spielübergreifend 0:7 Toren in Folge hätten sich die Dinge schließlich auch in eine unangenehme Richtung verfestigen können.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass es dazu nicht kam, hing auch damit zusammen, dass der FC seine Anfälligkeit für Konter im zweiten Durchgang deutlich reduzierte. „Wir haben die Fehler in der ersten Halbzeit vor allem im Spielerischen gemacht. Das haben wir später besser gemacht. Deshalb haben wir es geschafft, noch mal heranzukommen“, analysierte Kapitän Jonas Hector, der in Anbetracht der Leverkusener Umschaltwucht von einem „Spiel auf der Rasierklinge“ sprach.

Zeit zur tiefergehenden Analyse bleibt nur wenig. Schon am Mittwoch (20.45 Uhr) geht es weiter mit dem Zweitrundenspiel im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart. „Die Erwartungshaltung ist, dass wir es von Beginn an besser machen. Wir wollen eine Runde weiterkommen“, gab Thomas Kessler als Ziel aus.