Jena – Als Mike Wunderlich Feierabend hatte, wäre eigentlich der passende Zeitpunkt für ein freudiges Strahlen dagewesen. Der Kapitän des Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln verließ den Rasen des Ernst-Abbe-Sportfelds schließlich als Doppeltorschütze und Vorlagengeber zum 3:2 (1:1)-Erfolg bei Carl Zeiss Jena.
Stattdessen sah Wunderlich auf dem Weg Richtung Ersatzbank ziemlich genervt aus. Auslöser war allerdings nicht die Herausnahme des Siegbringers, die Trainer Pavel Dotchev sechs Minuten vor dem Ende veranlasst hatte, als die Kölner noch um ihren Vorsprung bangten. Sondern eine Gelbe Karte, die Wunderlich kurz zuvor wegen Meckerns kassiert hatte.
Beschwerde bei Schiedsrichter
Offenbar, weil er sich bei Schiedsrichter Johann Pfeifer darüber beschwerte, dass dieser den angedachten Spielertausch der Gäste nicht schon ein paar Szenen zuvor abgewickelt hatte. Dabei war Einwechselspieler Sven Kreyer an der Seitenlinie noch gar nicht richtig bereit gewesen.
Das alles wäre nur halb so kurios und ärgerlich gewesen, wenn es nicht Mike Wunderlichs fünfte Verwarnung in der laufenden Spielzeit gewesen wäre. So aber muss der Spielmacher am Dienstag (20.30 Uhr) im vorletzten Saison-Heimspiel gegen den Aufstiegskandidaten MSV Duisburg von den leeren Rängen des Sportparks Höhenberg zuschauen.
Hintergründe der Gelben Karte
Befragt nach den genauen Hintergründen seiner Gelben Karte, hielt sich Mike Wunderlich oberflächlich. „So ist Fußball manchmal, es sind Emotionen drin in so einem Spiel. Das Spiel war brutal wichtig für uns, es gab die ganze Zeit über Diskussionen“, sagte der 34-jährige Routinier nur und legte den Fokus lieber auf das große Ganze: „Wichtig ist, dass wir die drei Punkte geholt haben. Alles andere ist uninteressant.“
Womit Wunderlich nicht ganz Unrecht hatte. Der Sieg bei bereits als Absteiger in die Regionalliga feststehenden Jenensern war aus Kölner Sicht unabdingbar für das Erreichen des Klassenerhalts, der vier Spieltage vor Saisonende in greifbare Nähe gerückt ist. „Es war ein großer Schritt hin zu unserem Ziel“, bestätigte Sportchef Marcus Steegmann.
Freistoß in Winkel
Ein Schritt, der Pavel Dotchevs Team trotz eines von Mike Wunderlich gleich zu Beginn direkt verwandelten Freistoßes in den Winkel (6.) allerdings sehr schwer gefallen war. „Wir haben nach der Führung gedacht, dass alles läuft. Wir haben uns die Bälle hin und her geschoben und waren nicht mehr aktiv“, bemängelte Kölns Trainer, der die beim 2:0 gegen 1860 München so starken Moritz Fritz und Tobias Willers überraschend daheim gelassen hatte.
Selbst das Kontertor des unbeschwert auftretenden Schlusslichtes durch Daniele Gabriele (16.) nach einem Patzer von Hamza Saghiri (sah im Übrigen auch noch seine zehnte Gelbe Karte) löste die Viktoria nicht aus ihrer Pomadigkeit am Ort des Relegations-Traumas von 2017. Die Gäste konnten sich sogar glücklich schätzen, dass ein Foulspiel von Albert Bunjaku im eigenen Strafraum an René Eckardt ungeahndet geblieben war (24.).
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Pavel Dotchev drückte seine Unzufriedenheit durch mehrere Pausenwechsel aus, wobei Innenverteidiger Sead Hajrovic mit Verdacht auf eine Bänderverletzung im Knie hatte aufgeben müssen. Der Auftritt der Kölner blieb jedoch auch mit verändertem Personal inspirationslos – bis ihr erster gelungener Spielzug des zweiten Durchgangs in der erneuten Führung durch Wunderlichs 15. Saisontreffer mündete (66.). Diese hielt ganze vier Minuten. Dann glich Gabriele vom Elfmeterpunkt nach ungestümem Einsteigen von Bernard Kyere abermals aus.
Den Unterschied zu Gunsten der glücklicheren Kölner machte am Ende wieder einmal Mike Wunderlich aus, indem er in der 76. Minute einen Eckstoß auf den Kopf von Joker Kai Klefisch zirkelte. „Es war ein ganz ekliges Spiel“, befand der beste Mann auf dem Feld. Eine Frage blieb trotzdem offen. Nämlich die, wer Wunderlich gegen den MSV Duisburg auf der Spielmacher-Position ersetzen soll. „Wir haben genügend Spieler, die sich am Dienstag reinhauen werden“, erklärte der Gelb-Sünder. „Von daher: alles gut.“