Der erste Sieg nach 13 Spielen gegen die TSG, der FC sichert sich damit wohl den Klassenerhalt. Die Analyse zum 3:1-Spiel.
Verdienter Sieg1. FC Köln gewinnt in Hoffenheim mit 3:1
Der 1. FC Köln hat seinen Hoffenheim-Fluch besiegt und darf sich wohl auf ein weiteres Jahr Fußball-Bundesliga freuen. Die Geißböcke stoppten ihre Negativserie von 13 sieglosen Spielen gegen die TSG 1899 und fuhren vor gut 8000 mitgereisten Fans mit einem verdienten 3:1 (2:0) den ersten Dreier in Hoffenheim seit 2014 ein. Der FC hat damit 35 Zähler gesammelt und als Tabellenelfter bei noch fünf ausstehenden Partien zehn Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16. „Das war ein Meilenstein, mit dem wir erst einmal durchatmen können nach der schwierigen Phase, die wir hatten“, erklärte Thomas Kessler. Der Sportliche Leiter hat das vor der Saison ausgegebene Saisonziel weiter fest im Blick: „Wir wollen die 40 Punkte und möglich frühzeitig.“
FC-Trainer Steffen Baumgart beantwortete seine drei, vier personellen Fragezeichen mit minimaler Veränderung. Weil der gegen Mainz gesperrte Ellyes Skhiri auf die Doppelsechs zurückkehrte, rückte Dejan Ljubicic aus dem Zentrum nach rechts außen. Der zuletzt überzeugende Kingsley Schindler rotierte aus der Startelf. Ansonsten gab es keine Änderungen, denn Abwehrchef Timo Hübers gab trotz seiner schmerzhaften Schulterprellung Grünes Licht.
Schiedsricherwechsel kurz vor dem Spiel
Schiedsrichter Benjamin Brand musste dagegen passen. Ein allergischer Schock verhinderte seinen Einsatz. Mit Dr. Robin Braun aus Wuppertal sprang der vierte Offizielle kurzfristig ein und leitete sein erstes Bundesligaspiel. Und Braun stand schon bald im Mittelpunkt. Eine Viertelstunde lang hatten sich beide Teams vorsichtig abgetastet, als FC-Flügelflitzer Linton Maina von links in den Strafraum eindrang und den Ball nach innen gab. Anthony Brooks wehrte die Flanke mit dem ausgetreckten Unterarm regelwidrig ab, so dass Braun sich nach einem Hinweis seines Videoassistenten Pascal Müller die Szene noch einmal ansah und auf Handelfmeter entschied. Florian Kainz ließ sich die Chance nicht entgehen und brachte die Geißböcke mit seinem sechsten Saisontor in Führung (18.).
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Das 1:0 gab den von Beginn an griffig spielenden Kölnern noch mehr Sicherheit. Das Baumgart-Team verengte gegen den Ball geschickt die Räume und nahm so jegliches Tempo aus den Aktionen der Hoffenheimer. Das führte zu Ballgewinnen und Umschaltaktionen, die der FC gegen recht lethargische Gastgeber auch immer mal zum Abschluss bringen konnte. Zum Beispiel als Maina Davie Selke bediente und der Stümer per Kopf am gut reagierenden 1899-Keeper Oliver Baumann scheiterte (32.). Der zweite Versuch des Winter-Neuzugangs saß dann: Florian Kainz erlief an der linken Außenlinie eine zu weite Rechtsflanke von Benno Schmitz und brachte den Ball sofort scharf an den Fünfer. Dort entwischte Selke seinem Bewacher Kevin Akpoguma und köpfte zum 0:2 ein - sein zweiter Saisontreffer für den FC (39.).
„Ich bin Stürmer und will treffen. Wenn ich über den ersten zu viel nachdenke, mache ich den zweiten nicht rein“, freute sich der Torjäger. Die FC-Fans feierten ihn mit Sprechchören: „Das bedeutet mir viel und ist nicht selbstverständlich. Das macht mich stolz. Der Club hat mir nach einer für mich schwierigen Zeit, wieder eine Chance gegeben. Ich habe auch dem Trainer viel zu verdanken“, sagte Selke glücklich.
Von den zuletzt seit vier Spielen unbesiegten Hausherren war in Hälfte eins wenig bis gar nichts zu sehen. „Uns hat die nötige Energie gefehlt“, versuchte Angreifer Christopher Baumgartner zu erklären. Aufregung im Kölner Strafraum gab es eigentlich nur, als Christoph Baumgartlinger im Luftduell Timo Hübers am Hinterkopf traf und es zu einer Rudelbildung kam. Dass neben Initiator Brooks auch FC-Torwart Marvin Schwäbe die Gelbe Karte sah, hätte Baumgart auf die Palme bringen können. Der 51-Jährige biss sich angesichts einer drohenden Gelbsperre für das nächste Spiel aber auf die Lippen und quittierte die Aktion mit einem Grinsen (30.).
Mehr Druck in zweiter Halbzeit
Es war zu erwarten, dass die Hoffenheimer mit mehr Dampf aus der Halbzeit kommen würden. Schwäbe musste gegen Angelino erstmals ernsthaft eingreifen (48.) und ein Schuss von Ilhas Bebou strich über den Kölner Kasten (50.). Dann verhinderte Eric Martel das 1:2, als er sich heroisch in einen Schuss von Andrej Kramaric warf (58.). Dann verpasste auch Baumgartner das Ziel knapp (61.). Der FC überstand die beste Phase der Hoffenheimer unbeschadet und bekam die Partie wieder besser in den Griff. Die Gäste versäumten es aber, mit ihren Umschaltaktionen den Sack frühzeitig zuzumachen. Der eingewechselte Steffen Tigges vergab die beste zu Ende gespielte Aktion (74.). „Es war ein offener Schlagabtausch. Wir waren nach einer sehr guten ersten Halbzeit in der ein oder anderen Szene zu unruhig“, beschrieb Steffen Baumgart die zweite Hälfte.
Weil die Geißböcke defensiv konzentriert blieben, geriet der zweite Auswärtssieg hintereinander aber nicht mehr in Gefahr. Erst als das Spiel entschieden war, gab es einmal Unterhaltung für die 30.150 in der ausverkauften Prezero-Arena. Joker Jan Thielmann traf in der Nachspielzeit wuchtig zum 3:0 (90.), dann verhinderte Casper Dollberg, dass Marvin Schwäbe zum dritten Mal in den jüngsten vier Partien ohne Gegentor blieb. „Das war ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt. Das ist uns bewusst. Zehn Punkte Vorsprung geben uns eine gewisse Sicherheit“, sagte Steffen Baumgart hörbar erleichtert.
Hoffenheim: Baumann; Vogt, Brooks, Akpoguma (66. Skov); Kaderabek, Geiger (73. Rudy), Angelino (80. Dollberg); Kramaric, Becker (46. Dabbur); Bebou, Baumgartlinger(73. Bischof). – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz 89. Kilian), Hübers, Chabot, Hector; Martel, Skhiri; Ljubicic (62. Thielmann), Kainz (79. Huseinbasic), Maina (79. Schindler); Selke (62. Tigges). – SR.: Braun (Unterspiesheim). – Zuschauer: 30.150 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Kainz (18./Handelfmeter), 0:2 Selke (39.), 0:3 Thielmann (90.+2), 1:3 Dabbur (90.+4). – Gelbe Karten: Brooks; Selke, Schwäbe.