Timo Horn hat 21 Jahre lang das Trikot des 1. FC Köln getragen. Nun gab der Torwart seinen Abschied im Sommer bekannt. Ein echter Einschnitt für den Bundesligisten.
Die zweite Legende gehtMit dem Abschied von Timo Horn endet eine Ära beim 1. FC Köln
Von Martin Sauerborn
Lesezeit 4 Minuten
Abschied: Timo Horn, hier nach einem Spiel gegen RB Leipzig mit Trainer Steffen Baumgart, verlässt den 1. FC Köln im Sommer.
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Der große Umbruch beim 1. FC Köln nimmt konkrete Formen an. Erst kündigte Jonas Hector am vergangenen Samstag sein Karriereende im Sommer an, nun folgte Timo Horn keine fünf Tage später. Das Urgestein der Geißböcke verlässt nach 21 Jahren den Club und sucht eine neue Herausforderung bei einem anderen Club. Mit dem Abschied der beiden Ikonen, die das zurückliegende Jahrzehnt des FC wesentlich mitgeprägt haben, endet am 27. Mai mit dem letzten Spiel der Saison 2022/23 gegen den FC Bayern München in Müngersdorf eine Ära.
Olympisches Silber 2016 gewonnen
Leben heißt Veränderung und im Fußball-Business geht es dabei manchmal schneller und vor allem erbarmungsloser zu. Timo Horn weiß nur zu genau, wie sich das anfühlt. Als Neunjähriger machte der gebürtige Kölner aus dem südlichen Stadtteil Rondorf rüber ans Geißbockheim. Sein Talent war unübersehbar. Als 14-jähriger spielte Horn schon in der U17-Bundesliga, ab 2018 und der U15 durchlief er alle DFB-Nachwuchsteams und sammelte 34 Länderspiele. Timo Horn galt als große Torwarthoffnung – als legitimer Nachfolger der erfolgreichen Kölner Schule, die mit Toni Schumacher und Weltmeister Bodo Illgner schon zwei der besten Keeper des Landes hervorgebracht hatte.
Es ging bei Horn nur aufwärts. Profi-Debüt mit Beginn der Zweitliga-Saison 2012/13 und Bundesliga-Aufstieg 2014 unter Trainer Peter Stöger. 2016 stand Horn im Tor der deutschen Olympia-Auswahl, die in Rio de Janeiro Silber gewann. Und dann war er 2017 einer der Garanten für den ersten Einzug des FC in den Europapokal nach 25 Jahren. Nichts schien die Karriere von Timo Horn aufhalten zu können, und natürlich gab es kolportierte Angebote aus England und Spanien. Doch der kölsche Jung blieb und verlängerte im Mai 2018 trotz einer Ausstiegsklausel und des unvermeidbaren Abstiegs seinen Vertrag bis 30. Juni 2023. Ein Statement für die Treue zum FC, das alles andere als selbstverständlich war.
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Mit Marvin Schwäbe kam 2021 ein echter Konkurrent
Sportlich aber ein Rückschritt, wie sich herausstellen sollte. Horns Entwicklung stagnierte. Immer wieder schlichen sich Patzer in sein Spiel ein, auch die Kritik der Fans an ihrem Liebling wurde zunehmend lauter. Das ging nicht spurlos an ihm vorbei. Nach ein, zwei öffentlichen Fehltritten zog der Torwart sich aus den Sozialen Medien zurück und reduzierte die Anzahl seiner medialen Auftritte.
Verdrängt: Marvin Schwäbe (l.) hat Timo Horn als Nummer Eins des 1. FC Köln den Rang abgelaufen.
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Beim FC blieb er aber die Nummer Eins. Auch, weil ihm ein echter Herausforderer fehlte. Dann bahnten sich nach der erfolgreichen Relegation gegen Kiel im Sommer 2021 Veränderungen an. Steffen Baumgart wurde neuer Cheftrainer, Uwe Gospodarek neuer Torwarttrainer und mit Marvin Schwäbe kam ein Konkurrent mit der Empfehlung, gerade dänischer Meister geworden zu sein. Als Timo Horn sich am 21. November 2021 beim 1:1 in Mainz am Knie verletzte, bedeutete dies den Anfang vom Ende. Schwäbe vertrat die mittlerweile umstrittene Nummer Eins fortan nicht nur, er lief ihr auch den Rang ab.
Das ist nicht geplant, da bin ich relativ deutlich.
Baumgart legte sich auf Schwäbe als neue Nummer Eins fest. Danach stand Timo Horn nur in zwei Pflichtspielen im Tor gestanden. Am 19. Februar 2022 vertrat er den Corona-erkrankten Schwäbe im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (1:0) und in der ersten Runde des DFB-Pokals 2022/23 konnte er das Aus des FC nach Elfmeterschießen nicht verhindern.
Es wird wohl kein weiteres Spiel hinzukommen. Steffen Baumgart machte deutlich, dass es von ihm keine sportlichen Abschiedsgeschenke geben wird: „Das ist nicht geplant, da bin ich relativ deutlich. Wir sind nicht in der Situation, sportlich einfach etwas zu verändern“, erklärte der Trainer, ließ aber ein Hintertürchen offen: „Ich bin keiner, der immer an seinen Meinungen festhält. Heute sage ich nein, in drei Wochen vielleicht ja.“ Sollte es für den FC am letzten Spieltag also um gar nichts mehr gehen und der FC Bayern nicht mehr Meister werden können oder es schon ist, könnte Timo Horn zum 330. Mal für den Club seines Herzens spielen. Verdient hätte er es.
Das Ende: Timo Horn verletzt sich im November 2022 beim 1:1 in Mainz und verliert seine Position als Nummer Eins im Tor des 1. FC Köln.
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Ein neues Vertragsangebot des FC zu stark reduzierten Bezügen hat Horn als einer zweiter Großverdiener neben Jonas Hector übrigens abgelehnt. „Mein Anspruch ist es, Woche für Woche zwischen den Pfosten zu stehen und als Torwart Rückhalt für eine Mannschaft zu sein. Deshalb habe ich mich für eine neue Herausforderung entschieden“, erklärte der mit knapp 30 im besten Torwart-Alter befindliche Kölner. Wo es ihn nun hinzieht, verriet er nicht. Angebote soll es aus Deutschland, wie bereits im Winter aus den Niederlanden und Italien geben. Womöglich bleibt der heimatverbundene Timo Horn in der Nähe. Er wird ja auch zum ersten Mal Vater und besitzt mit seiner Frau Carina einen großen Hof in Wachtberg.