Der 1. FC Köln ist zum dritten Mal in Folge mit seinem Trainer Steffen Baumgart gegen einen Zweitligisten frühzeitig aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Beim 2:3 in Kaiserslautern fehlten dem FC Spielglück und Selbstvertrauen.
Pokalniederlage in KaiserslauternDer 1. FC Köln spielt ohne Selbstvertrauen und ohne Glück
Fußball kann einfach und dann auch meistens erfolgreich sein. Oder er ist kompliziert und schwierig. Der 1. FC Köln bewegt sich in der Saison 2023/24 bislang extrem zwischen diesen Welten und hat aufgrund seines fehlenden Erfolgs inzwischen einen gefährlichen Hang dazu entwickelt, zu viel über seine negative Situation nachzudenken. Konsequenz sind Leistungen wie zuletzt beim 0:6 in der Fußball-Bundesliga bei RB Leipzig oder bei der 2:3-Niederlage in der zweiten Runde des DFB-Pokals am Dienstagabend beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.
Marlon Ritter macht Kölnern den einfachen Fußball vor
Der Pokalauftritt vor knapp 50.000 Zuschauern auf dem berüchtigten Betzenberg verdeutlichte, dass Fußball dem am besten gelingt, der einfach spielt und frei macht von allen Gedanken darüber, was sein könnte. Marlon Ritter gab am Dienstag ein gutes Beispiel für diese These. Steffen Baumgart hatte den 29-jährigen Spielmacher der Lauterer schon vor dem Pokalauftritt des FC in den höchsten Tönen gelobt und vor seinen Fähigkeiten gewarnt. Der Kölner Trainer kennt den in Gladbach ausgebildeten Ritter aus drei gemeinsamen Jahren beim SC Paderborn „Marlon hat die Sachen gemacht, die ich mir nicht gewünscht habe“, musste Baumgart seinen ehemaligen Schützling dann auch am Dienstag nach dem Pokalspiel loben.
Ritter bereitete das 1:0 durch Richmond Tachie (19.) und das 2:0 von Kenny Prince Redondo (47.) gedankenschnell und instinktiv mit präzisen Pässen in die Schnittstellen vor. Das 3:0 erzielte er mit einem frech in die Torwart-Ecke verwandelten Freistoß selbst (65.). Der Lauterer Zehner spielte einfach und erfolgreich Fußball.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- Spieltage terminiert So spielt der 1. FC Köln im Dezember und Januar
- Mitgliederversammlung 1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital
- Heimspiel in Runde zwei Auslosung im DFB-Pokal: 1. FC Köln trifft auf Holstein Kiel
- 1. FC Köln im DFB-Pokal Schmerzhafter Blick in die jüngere Historie
- Bei Rückkehr nach Köln Baumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost
- Missglückter Auftakt 1. FC Köln erhält Blaupause für kommende Aufgaben
Bei den Kölnern war das Gegenteil der Fall. „Der ein oder andere hat zu viel nachgedacht. Das war vor dem Spiel nicht so zu erwarten gewesen, denn die Energie in der Vorbereitung war gut“, stellte Christian Keller fest. Der FC-Sportchef machte die Niederlage deshalb hinterher an den Köpfen der Spieler fest: „Ich habe die Bereitschaft gesehen, alles zu geben, aber der Kopf hat die Beine blockiert. Anstatt einfach zu spielen, denken die Jungs darüber nach, was passiert, wenn sie wieder verlieren.“
Diese ständigen Gedanken führten auf direktem Weg in die Niederlage. Davie Selkes krasser Stockfehler leitete das 0:1 ein, das die Geißböcke total verunsicherte. Wohl auch, weil es durch Tachies von Timo Hübers abgefälschten Schuss auf maximal unglückliche Art und Weise fiel. Vor dem 0:2 dachten drei Kölner im Zweikampf zu lange nach, während Terrence Boyd handelte und den Ball entscheidend auf Ritter weiterleitete. „Es lag nicht an der taktischen Ausrichtung oder der Einstellung, sondern daran, dass zu viele Spieler nicht in der Lage sind, ihre Möglichkeiten auf den Platz zu bringen“, weil sie verunsichert waren, sprach Keller das mangelnde Selbstvertrauen in den Reihen der Geißböcke an.
Rote Karte gegen Kainz eine harte Entscheidung
Es ist nicht allzu vermessen, aus dem fehlenden Selbstbewusstsein auch das fehlende Spielglück der Kölner abzuleiten. Nach Hübers Unglück beim 0:1, traf Linton Maina unmittelbar nach dem 0:2 nur die Unterkante der Latte (50.). Mitten in der Aufholjagd des FC sah dann Kapitän Florian Kainz die Rote Karte (84.). Eine harte Entscheidung von Schiedsrichter Sven Jablonski, der Kainz bei seinem Foul gegen Boris Tomiak Absicht unterstellte, weil er keine Chance mehr gehabt habe, den Ball zu treffen.
„Von der Schwere des Fouls hätte ich mir eine Gelbe Karte gewünscht“, sagte Steffen Baumgart. Christian Keller sah es ebenso, zumal Kainz den Konter noch in der gegnerischen Hälfte unterband und die Kölner defensiv gut positioniert waren. Hätte Jablonski sich die Szene noch einmal beim Videobeweis anschauen können, wäre es womöglich nur Gelb für den Österreicher geworden.
In der zweiten Runde des DFB-Pokals gibt es aber noch keinen VAR und deshalb blieb auch die letzte Szene des Spiels strittig. Der ehemalige Kölner Julian Krahl hatte als Torwart der„ Roten Teufel“ den eingewechselten Steffen Tigges im Strafraum zu Fall gebracht. Jablonskis Elfmeterpfiff blieb aber aus. Auch hier hätte eine Überprüfung durch die TV-Bilder möglicherweise eine andere Bewertung und den 3:3-Ausgleich für die Kölner gebracht.
Unter dem Strich stand das Pokal-Aus, ein weiterer Platzverweis gegen den bereits ausgewechselten Eric Martel wegen eines „emotionalen Ausbruchs“ auf der Bank (79.) und die Erkenntnis, dass die Kölner vor dem Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen den FC Augsburg dringend ihr Kopfkino ausschalten müssen. „Die Situation ist so, wie sie ist. Es gibt Momente, da hat man genug geredet. Es geht jetzt darum, einfach zu machen“, gab Sportchef Keller die Marschroute vor.