Zwei Wochen nach der Trennung von Steffen Baumgart soll in Kürze feststehen, wer der neue Cheftrainer des 1. FC Köln wird. Kandidat Matthias Kohler weist eine ungewöhnliche Vita vor.
Nachfolger von Steffen BaumgartDie Trainersuche des 1. FC Köln steht vor dem Abschluss
Es ging ungewohnt leise zu am Geißbockheim. Die erste Einheit nach der Trennung von Lautsprecher Steffen Baumgart hatte den Geräuschpegel auf dem Trainingsgelände des 1. FC Köln merklich reduziert. Und noch etwas war anders an diesem verregneten zweiten Tag im neuen Jahr. Neben Baumgart waren zwei weitere Mitarbeiter des Trainerteams nicht mehr anzutreffen. Wie beim Aufgalopp nach der Winterpause bekannt wurde, hat der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist auch die Zusammenarbeit mit Co-Trainer René Wagner und Torwarttrainer Uwe Gospodarek nach zweieinhalb Jahren vorzeitig beendet. Die beiden anderen bisherigen Assistenten von Baumgart, André Pawlak und Kevin McKenna, sollen dem FC dagegen auch unter der Regie des neuen Cheftrainers erhalten bleiben. „Das ist nicht verhandelbar“, stellte Sportchef Christian Keller klar.
Den neuen Chefcoach bekamen die rund 300 Zaungäste am Dienstagmittag zwar noch nicht zu Gesicht. Doch lange wird es nicht mehr dauern, ehe die mit Spannung erwartete Baumgart-Nachfolge geregelt ist. „Wir haben die Tage nach der Freistellung von Steffen intensiv damit verbracht, einen neuen Kandidaten zu suchen. Ich gehe davon aus, dass schon im Verlauf der nächsten Tage eine Entscheidung fallen wird“, erklärte Christian Keller, der zu den zuerst von der Rundschau ins Spiel gebrachten Kandidaten Matthias Kohler (zuletzt FC Volendam), Thomas Stamm (SC Freiburg II) und Bo Henriksen (FC Zürich) keine Stellung bezog: „Es wurden sehr, sehr viele Namen gespielt, ich möchte keine einzelnen kommentieren.“
Fest steht, dass André Pawlak, der die erste Trainingseinheit im neuen Jahr leitete, nicht befördert wird. „Es wird eine externe Lösung“, legte sich Christian Keller fest. Dass diese zum Trainingsauftakt noch fehlte, sieht Keller nicht als großes Problem: „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. Die Cheftrainer-Personalie ist mit die wichtigste im ganzen Club. Man sollte schauen, dass möglichst wenige Überraschungen auftreten und wechselseitige Erwartungen abgesteckt werden. Das bedarf der einen oder anderen Gesprächsrunde. Die haben wir geführt.“
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Allem Anschein nach auch mit Matthias Kohler, der in Deutschland ein noch nahezu unbeschriebenes Blatt ist. Der frühere Jugendspieler des SC Freiburg, der seine aktive Laufbahn nach zwei Kreuzbandrissen bereits im Alter von 19 Jahren beenden musste, war hierzulande bislang nur als DFB-Stützpunkttrainer tätig. Für sein junges Alter hat er schon vieles erlebt. Geprägt ist Kohlers Vita durch den weltweiten Wirkungskreis von Ajax Amsterdam. Der gebürtige Schwarzwälder war in Südafrika, wo er über ein Engagement bei Kooperationspartner Ajax Cape Town den Sprung in den Nachwuchs des niederländischen Spitzenclubs schaffte. Danach zog es ihn zum AS Trencin. Besitzer des slowakischen Erstligisten, bei dem Kohler als Strategischer Berater und Trainer tätig war, ist der frühere Ajax-Spieler Tscheu La Ling.
Über den Nachwuchs des FC Basel gelangte Matthias Kohler im Sommer 2021 zum FC Volendam. Als Assistent von Erfolgscoach Wim Jonk wirkte der 32-Jährige am Aufstieg in die Eredivse sowie am Klassenerhalt mit. Als Jonk, der einst ebenfalls für Ajax kickte, vor dieser Saison ins Management des Clubs vom Markermeer wechselte, übernahm Kohler seinen ersten echten Cheftrainer-Posten. Doch nach wenigen Monaten war schon wieder Schluss. Grund soll ein Streit in der Führungsetage gewesen sein. Der sportliche Erfolg war ausgeblieben. Kohler holte nur acht Punkte aus 14 Spielen, bei denen er allerdings mit der jüngsten Mannschaft sowie dem geringsten Etat der Eredivise auskommen musste. Für eine Stellungnahme war Kohler am Dienstag nicht zu erreichen.
Unabhängig vom Ausgang der Chefcoach-Suche wird René Wagner künftig nicht mehr Teil des Kölner Trainerteams sein. „René Wagner ist hier ein hochgeschätzter Trainerkollege gewesen, der sowohl fachlich als auch menschlich über jeden Zweifel erhaben ist und einen sehr guten Job gemacht hat. Allerdings haben wir von allen Mitgliedern des Trainerstabs ein klares Commitment eingefordert, den Weg bis zum Saisonende mitzugehen“, schilderte Christian Keller. Wagner habe hingegen erklärt, Steffen Baumgart auch zu dessen nächster Station begleiten zu wollen. „Das respektieren wir“, sagte Keller. Dennoch sei die Freistellung eine logische Folge gewesen.
Anders verhält es sich bei Uwe Gospodarek, dessen Aufgaben zunächst von U21-Torwarttrainer Eberhard Trautner übernommen werden. „Wir haben die Arbeit von Uwe sehr geschätzt. Wenn eine neue Personenkonstellation zusammenkommt, gehört es dazu, dass man sich Gedanken macht, wie das passt. Wir sind aus clubstrategischen Gründen zu dem Ergebnis gekommen, dass wir etwas verändern müssen“, ließ Keller Bedenken hinsichtlich der Teamchemie im Zusammenspiel mit Gospodarek durchblicken.