Nach dem bewegenden Abschied von Jonas Hector und Timo Horn blickt der 1. FC Köln schon wieder nach vorne und freut sich auf die nächste Saison
Hector und HornFC zeigt großen Zusammenhalt im Abschied
Die Hans Schäfer-Kurve im Süden des Rheinenergiestadions ist von Haus aus ein Ort für die eher hartgesottenen, männlichen Fußballfans. Ein Treffpunkt für alle jene, die den 1. FC Köln im Herzen tragen und für ihren Club durchs sprichwörtliche Feuer gehen würden. Am 27. Mai 2023 nun verwandelte sich die Südkurve kurz nach 18 Uhr in ein Meer aus Tränen.
Meer aus Tränen in der Südkurve
Wohl noch nie in der Historie der Geißböcke gab es so viele weinende Männer zu sehen. Überwältigt von ihren Gefühlen, weil unten auf dem Rasen Jonas Hector und Ellyes Skhiri zu den Klängen von AnnenMayKantereits „Tommi“ Jonas Hector und Timo Horn nach dem 1:2 gegen den alten und neuen deutschen Meister FC Bayern München am 34. Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 ihren Abschied gaben.
„Es gibt Momente, die vergisst du einfach nicht und das sind so Momente, die bleiben ewig“, fasste Steffen Baumgart für sich zusammen. Dann machte der FC-Trainer deutlich, dass all diese Gefühle nicht von ungefähr auftauchten: „Das zeigt, wie wichtig diese beiden Spieler-Persönlichkeiten waren und dass sie den FC entscheidend geprägt haben. Es sind zwei Spieler, die mit dem FC auch durch ganz schwere Zeiten gegangen sind, das zeichnet sie aus.“
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Die gesamte FC-Familie hatte sich versammelt, um Spalier für die beiden Ikonen zu stehen. Als „Tommi“ erklang, lagen sich alle Kölner in den Armen, sangen, wippten und weinten. Ein Moment für die Ewigkeit und in dem der Zusammenhalt wächst, weil alle das Gleiche empfinden und ausdrücken wollen. „Ich hoffe, dass Timo und Jonas die Wertschätzung gespürt haben, die sie sich über viele Jahre hinweg verdient haben. Viele tausend Menschen haben lange ausgeharrt, um mit ihnen zu feiern. Das zeigt, was hier in der FC-Familie wichtig ist“, sagte FC-Geschäftsführer Christian Keller. Angeführt von ihrem Kapitän Thomas Müller waren auch die Bayern-Profis Teil des Spaliers. Die Meisterschaftsfeierlichkeiten konnten warten.
Es passte ganz wunderbar in die Szenerie, dass die FC-Fans nicht gehen wollte, ohne sich auch von Ellyes Skhiri zu verabschieden. Der offizielle Teil war längst beendet, als die Süd nach dem 28-jährigen Tunesier rief und ihm ein tausendfaches „Danke“ für vier Jahre außergewöhnliche Leistungen entgegenschallte. Skhiri, bei dem noch immer nicht bekannt ist, wo es in nun sportlich hinzieht, wurde am Sonntag bei der FC-Abschlussfeier an der „Playa“ im Schatten des Stadions gemeinsam mit Sebastian Andersson noch offiziell verabschiedet.
Hector und Skhiri sind nicht zu ersetzen
Sportlich wiegt vor allem der Verlust von Hector und Skhiri schwer. Wer daran irgendwelche Zweifel hatte, durfte gegen die Bayern noch einmal sehen, welchen Wert der Sechser und der links verteidigende Kapitän für den FC haben. Beinahe hätte es sogar gereicht, um Borussia Dortmund zum Meister zu machen. Doch nachdem Dejan Ljubicic Kingsley Comans 0:1 (8.) per Handelfmeter verdient ausgeglichen hatte (81.), sorgte Jamals Musialas 1:2 (89.) auch beim BVB für ein Tränen-Meer.
„Jonas ist nicht zu ersetzen. Das könnte auch kein anderer Club in der Bundesliga. Und Flaco, den einfach so ziehen zu lassen, genauso wenig“, beschrieb Baumgart den Verlust und führte aus: „Ich glaube, man wird das im nächsten Jahr wirklich merken, wie sehr die Jungs fehlen. Wir hoffen aber, dass wir das so schnell wie möglich aufgefangen kriegen.“
Bevor der FC-Chefcoach nach vorne schaute, blickte er noch einmal zurück: „Wenn wir mal das ganze Jahr betrachten, was wir an Verletzungen und Situationen wegzustecken hatten, hat man das Gefühl, es wären zehn Jahre gewesen. Das schöne ist, dass wir immer bei uns geblieben sind und den angefangenen Weg weiterverfolgen. Es macht Spaß, die Jungs zu sehen und wie sie füreinander da sind“
Daran soll sich auch ohne Hector, Skhiri und Horn nichts ändern . Baumgart hat längst ein Kollektiv geformt, das stabil genug erscheint, auch solche Abgänge kompensieren zu können. Die Hierarchien innerhalb des Teams werden sich verändern, es wird einen neuen Kapitän geben und nach der Aussetzung der Transfersperre werden neben dem bereits verpflichteten und nach Köln gezogenen Leart Paqarada (St. Pauli) weitere Neuzugänge kommen.
Für Baumgart nichts anderes als normale Veränderungen im Fußballgeschäft: „Wir wissen, was wir wollen und arbeiten daran, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch, wenn wir wieder an unsere Grenzen stoßen werden. Es ist eine spannende Aufgabe“, sagte der 51-Jährige im Hinblick auf neue Spieler und verabschiedete sich schließlich in den Urlaub: „Man sieht mich lächeln. Ich freue mich jetzt schon auf die Vorbereitung und die neue Saison.“