Justin Diehl wird den 1. FC Köln im Sommer wohl in Richtung VfB Stuttgart verlassen. Besonders bitter: Das Sturmtalent geht ablösefrei.
Auslaufender VertragDas nächste Talent verlässt den 1. FC Köln
Es gibt Momente, an denen ein 19-Jähriger und seine Zukunft schon mal wichtiger sein können, als Wohl und Wehe eines ganzes Vereins. Zwei Tage bevor der 1. FC Köln am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) in der Fußball-Bundesliga gegen RB Leipzig den nächsten Anlauf nimmt, einen im Abstiegskampf so elementar wichtigen Überraschungssieg zu landen, drehte sich bei der Pressekonferenz vor dem Spiel fast alles um Justin Diehl. Nachdem Sky und die Bild am Dienstagabend berichtet hatten, dass der talentierte Stürmer des FC nach Auslauf seines Vertrages wohl zum Ligakonkurrenten VfB Stuttgart wechselt, hagelte es am Mittwoch im Geißbockheim Fragen für Lizenzbereichsleiter Thomas Kessler und Trainer Timo Schultz.
Kessler stellt klar: Entscheidung liegt bei Diehl
Kessler hatte zwar keine Informationen über eine Übereinkunft zwischen Diehl und dem VfB, musste aber einräumen, dass das hartnäckige Werben der Kölner um das Sturmtalent nicht von Erfolg gekrönt war: „Wir haben alles investiert, ihn davon zu überzeugen, dass der FC auch in den nächsten Jahren sein richtiger Weg ist und der richtige Schritt in den Profifußball. Leider haben die Gespräche bis heute nicht dazu geführt, dass wir uns mit ihm einigen konnten“, erklärte der Ex-Bundesliga-Torwart und leitete ab: „Dann ist es normal, dass er sich mit anderen Klubs unterhält. Unsere Tür ist immer offen für ihn, aber am Ende ist es die Entscheidung des Spielers.“ Ein Spieler, dem Kessler warme Worte mit auf den Weg gab: „Justin ist ein guter Junge, den wir hier viele Jahre begleitet haben und der uns auch noch weiterhelfen wird. Wie es ab Sommer weitergehen wird, kann ich nicht sagen. Wir würden es bedauern, wenn er uns verlässt.“
Medizincheck bei VfB: Signal für bevorstehenden Wechsel
Dass es so kommt, ist wohl sicher. Bild und Sky berichteten darüber, dass Diehl bereits seinen Medizincheck in Stuttgart absolviert hat. Was nur passiert, wenn eine Vertragsunterschrift unmittelbar bevor steht. Eine Vorgehensweise, für die ein Bundesliga-Spieler mit auslaufendem Vertrag nicht die Erlaubnis des Klubs benötigt, für den er aktuell noch spielt. „Ein solcher Spieler darf ab dem 1. Januar mit anderen Klubs sprechen und ab dem 1.1. einen Vertrag bei einem anderen Klub unterschreiben. Dafür ist natürlich ein Medizincheck wichtig“, erklärte Thomas Kessler und verteilte eine Spitze gegen den abwanderungswilligen Spieler und dessen vermeintlich neuen Klub: „Ob der Medizincheck passiert ist, müssen Sie die Interessensvertreter von Justin fragen. Und ob es der richtige Weg ist, dass wir heute sitzen und es nicht wissen, können Sie auch mit Justin oder seinen Interessensvertretern drüber sprechen. “ Der VfB Stuttgart wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern.
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Verlust im Nachwuchsbereich: Eine traurige Tradition beim FC
Der FC ist ein gebranntes Kind, wenn es darum geht, dass die besten Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Klub verlassen, bevor sie zum Bundesliga-Spieler gereift sind. Seit Florian Wirtz zum 1. Februar 2020 die Kölner als noch 16-Jähriger für 200.000 Euro Ausbildungsentschädigung in Richtung Leverkusen verließ und sich bei Bayer 04 zum Bundesliga-Star (102 Spiele/20 Tore, 32 Vorlagen) entwickelte und zum Nationalspieler wurde, verfolgt die Geißböcke ein Trauma. Der Marktwert von Wirtz wird aktuell auf 100 Millionen Euro taxiert. Allein deshalb ist das Geschrei der Öffentlichkeit groß, wenn das nächste große Talent den FC zu verlassen droht. „Ich kann nur über Justin Diehl sprechen, auch weil ich die Gespräche mit ihm, seinem Berater und seiner Mutter von Anfang an begleitet habe. Wir haben alles dafür getan, Justin von unserem Weg zu überzeugen. Aber so ist das Geschäft, es ist keine Einbahnstraße. Alle Parteien müssen zusammenzufinden“, sagte Kessler zerknirscht: „Es ist natürlich schmerzhaft, wenn der Spieler uns ablösefrei verlässt.“
Hoffnungen beim FC auf weiteres Talent, Damion Downs
Diehl, dem mit dem VfB nächste Saison die Teilnahme an der Champions League winkt, kommt bislang auf acht Bundesliga-Einsätze (173 Minuten), in denen er ohne Tor und Vorlage blieb. Wenn er seinen Muskelfaserriss aus der Partie gegen Leverkusen auskuriert hat, bleibt er bis Saisonende laut Kessler „fester Bestandteil des Lizenzspielerkaders“, soll den Kölnern trotz seines Wechsels also im Abstiegskampf helfen.
Das Gleiche gilt für Damion Downs, der wie Diehl Jahrgang 2004 ist, und in seinen vier Bundesliga-Einsätzen auf 37 Minuten Spielzeit und einen Treffer kommt — den 3:3-Ausgleich am vergangenen Samstag im Derby. Der 19-Jährige besitzt beim FC noch Vertrag bis 2026 (ohne Ausstiegsklausel) und gilt als mindestens so großes Talent wie sein langjähriger Teamkollege Diehl: „Damion ist ein physisch sehr starker Spieler, der seine Stärken neben einem weiteren Stürmer am besten ausspielen kann. Ich sehe ihn perspektivisch klar im Zentrum. Um in die Mannschaft zu rutschen, ist eine Flügelposition aber glaube ich eine gute Einstiegsposition“, hält FC-Coach Timo Schultz große Stücke auf den Deutsch-Amerikaner.
Weitere Erstliga-Einsätze inbegriffen: „Es liegt bei ihm. An seiner Trainingsleistung. Er hat seine Qualität gezeigt. Das Wichtigste ist aber für junge Spieler, dass sie Spielzeit bekommen. Es könnte also auch sein, dass er nochmal bei der U21 spielt “, sagte Timo Schultz. Und am besten noch möglichst lange und erfolgreich für den 1. FC Köln.
Für Selke reicht es noch nicht zu 90 Minuten
Zwei FC-Spieler meldeten sich am Mittwoch krank und fehlten deshalb beim Training. Zwei Tage vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig steht damit Fragezeichen hinter den Einsätzen von Linton Maina und Dejan Ljubicic. Ljubicic hatte zuletzt bei 3:3 in Mönchengladbach aufgrund seiner fünften Gelben Karte gefehlt, Maina stand in der Startelf. Sicher nicht dabei am Freitag ist der gelbgesperrte Timo Hübers, für den Luca Kilian in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen wird. Davie Selke ist zwar wieder voll im Training, einen Einsatz über 90 Minuten traut Trainer Timo Schultz dem Torjäger aber noch nicht zu: „Ob er am Ende in der Startelf steht, müssen wir schauen. Ich bin mit ihm im Austausch.“