Marvin Schwäbe hat sich innerhalb von nur zwölf Monaten als klare Nummer eins im Tor des 1. FC Köln etabliert. Der 27-Jährige plant auch deshalb lange in Köln zu bleiben. Das sagte er Martin Sauerborn im großen Rundschau-Interview.
FC-Torwart Marvin Schwäbe„Ich möchte meinen Vertrag auf jeden Fall verlängern“
Herr Schwäbe, wie geht es Ihnen?
Soweit gut, ich freue mich, dass es jetzt wieder losgeht.
Die Frage kommt, weil sie zuletzt fast eine Woche lang krank aussetzen mussten.
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Das bleibt nicht aus in der kalten Jahreszeit. Es war ja zu hören, dass in Deutschland in Sachen Infekte einiges los war.
Geht Ihnen bei fünf Tagen Ausfallzeit während der Vorbereitung eigentlich etwas von der Fitness verloren?
In diesem zeitlichen Rahmen ist das noch aushaltbar.
Als Team immer gut zusammen gestanden
Lassen Sie uns kurz zurückschauen. Wie haben Sie das letzte Halbjahr mit dem 1. FC Köln wahrgenommen?
Es war auf jeden Fall eine sehr intensive Zeit. Es ist ein sehr schönes Erlebnis, alle drei, vier Tage und international zu spielen. Es hat großen Spaß gemacht, zumal wir immer die fantastische Unterstützung unserer Fans im Rücken hatten. Wir haben auch gezeigt, was wir können, haben die vielen Verletzungen gut aufgefangen und als Team zusammengestanden. Ich finde, wir haben bislang eine gute Runde hingelegt.
Aber?
Es ist ein ganz anderer Rhythmus, nicht eine Woche Vorlauf auf ein Spiel zu haben, sondern nur zwei, drei Tage. Da musste jeder für sich den richtigen Weg und die passenden Abläufe finden. In der Regeneration und Verarbeitung der Spiele geht da jeder Spieler anders mit um. Der eine hakt das schnell ab, der andere braucht etwas länger. Ich glaube, dass wir mit den Erfahrungen in dieser Zeit in vielen Bereichen einen Schritt nach vorne gekommen sind.
Trainer Steffen Baumgart hat berichtet, dass irgendwann die mentale Frische gefehlt hat. Haben Sie das auch so empfunden?
Ich glaube, dass hat jeder von uns. Dem Trainer haben wir es aber in keiner Phase angemerkt. Ich als Torwart kann sagen, dass es mich körperlich nicht so geschlaucht hat, aber der Kopf war schon manchmal etwas müde. Zum Glück ist der Tank jetzt bei allen wieder randvoll.
Wie war es für Sie persönlich mit so vielen Spielen?
Ich wusste auf jeden Fall immer, gegen wen wir als Nächstes spielen (lacht). Es war eine tolle Erfahrung für mich, alle paar Tage zu zeigen, auf welchem Niveau ich mich bewege und der Mannschaft helfen zu können. Aus meiner Zeit in Dänemark bei Bröndby Kopenhagen bin ich es auch gewohnt, ein paar mehr Spiele in kurzer Zeit zu machen.
Sie haben in der Bundesliga in 15 Spielen 29 Gegentore kassiert und einmal zu null gespielt. Sind Sie zufrieden?
Statistiken sind immer schön anzusehen, sagen aber wenig über die unterschiedlichen Situationen in den Spielen aus. Wir hatten zum Beispiel in dieser Saison ungewöhnlich viele Eigentore und unglückliche Situationen. Ich finde, dass ich noch mal einen Schritt gemacht habe, trotz der Fehler, die drin waren, wie der in Leipzig. Grundsätzlich fand ich meine Leistungen bislang in Ordnung.
Wo in Ihrem Spiel sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Jedes Spiel, das ich diese Saison gemacht habe, hat mir mehr Sicherheit gegeben und aufgezeigt, was ich noch besser machen kann. Diese Erfahrungen nehme ich mit in den sehr guten Austausch in unserem Torwartteam. Aus diesem Austausch und der intensiven, gemeinsamen Arbeit kann ich mein Spiel weiterentwickeln.
Das Spiel des 1. FC Köln erfordert einen Torwart, der auch mit dem Fuß gut mitspielen kann. Sind Sie in diesem Bereich zufrieden mit Ihren Fähigkeiten?
Normalerweise ja. Es gibt aber auch immer wieder Situationen, in denen ich angespielt werde, die nicht so einfach zu lösen sind und in denen ich als Torwart blöd aussehen kann. Das passiert einfach im Spiel. Es gehört dazu, dass ich einem Mitspieler, der unter Druck gerät, versuche zu helfen. Grundsätzlich passt der Fußball, den wir spielen, aber sehr gut zu mir.
Jonas Urbig kann sich in Regensburg durchsetzen
Das von Ihnen angesprochene Torwartteam des FC steht vor Veränderungen. Matthias Köbbing hat zwar verlängert, aber Kronprinz Jonas Urbig ist nach Regensburg verliehen und die Zukunft von Timo Horn über den Sommer hinaus ungewiss. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Wir sind aktuell ein wirklich gutes Team. Es funktioniert und ich bin glücklich darüber, dass ich hier so trainieren kann. Wie es in einem halben Jahr aussieht, kann ich nicht beeinflussen oder vorhersehen. Deswegen möchte ich im Moment auch nichts dazu sagen.
Haben Sie Jonas Urbig zu seinem Wechsel beglückwünscht?
Das ist ein guter Move für ihn. Wenn ich meine Karriere sehe, habe ich immer versucht, den nächsten Schritt zu machen und zu spielen. Für Jonas ist die Situation perfekt. Er ist ein sehr guter Torwart und hat die Möglichkeit, sich in Regensburg durchzusetzen.
Sie selbst haben in Köln noch einen bis Sommer 2024 laufenden Vertrag. Wie sehen Zukunftspläne aus?
Ich fühle mich sehr wohl beim FC, in der Mannschaft und in der Stadt. Ich sehe keinen Grund, hier wegzugehen.
Also wollen Sie Ihren Vertrag verlängern?
Auf jeden Fall. Ich bin aber niemand, der Forderungen stellt. Wenn der Club weiß, wie er auf der Torwartposition plant, wird er auf mich zukommen.
Eine sehr gute Vorbereitung absolviert
Sie sind jetzt 27 Jahre alt. Welche Träume haben Sie noch? Vielleicht jedes Jahr international spielen oder die Nationalmannschaft?
Träume gibt es natürlich, aber dafür muss ich erst einmal arbeiten. Aktuell bin ich sehr froh, dass ich hier sein darf. Als ich zum FC gekommen bin, habe ich als Nummer zwei hinter Timo Horn unterschrieben. Inzwischen habe ich mein Bundesliga-Debüt gegeben und bin jetzt seit über einem Jahr Stammspieler. Wir werden sehen, was noch kommt.
Am Samstag wird nach 70 Tagen Winterpause endlich wieder Bundesliga gespielt. Wie fühlt sich das für Sie an?
Es war wirklich eine sehr lange Pause mit viel Training und vielen Testspielen. Ich freue mich sehr, dass es wieder losgeht und zeigen kann, für was ich trainiere. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung und befinden uns auf einem guten Niveau. Mit Bremen haben wir am Samstag gleich einen starken Gegner. Das wird nicht einfach.
Nach 15 Spieltagen stehen 17 Punkte auf dem Konto des 1. FC Köln. Zu wenig, oder?
Für die Leistungen, die wir gezeigt haben, sind es sicher drei, vier Punkte zu wenig. Uns hat an der einen oder anderen Stelle das Quäntchen Glück gefehlt. Aber wenn wir an das anknüpfen, was wir bisher gespielt haben und keine Englischen Wochen mehr haben, bin ich davon überzeugt, dass wir das richtig gut hinbekommen.
Was ist also drin für den FC. Die Mannschaft hat sich vor der Saison doch ein Ziel gesteckt?
Das Ziel bleibt intern. Auf jeden Fall sind mehr Punkte drin. Und zwar so viele wie möglich, damit wir schnell auf die 40 kommen. Dann können wir schauen, was noch drin ist.