Der 1. FC Köln musste sich bei der Premiere seines neuen Trainers Timo Schultz im Testspiel bei Drittligist Rot-Weiss Essen mit einem 4:4 begnügen.
FC-Testspiel bei RW EssenAuf Timo Schultz wartet noch viel Arbeit
Auf Timo Schultz wartet bis zum Bundesliga-Auftakt des Jahres 2024 gegen den FC Heidenheim noch sehr viel Arbeit. Der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln erlebte zwei Tage nach seiner Vorstellung beim ersten Einsatz an der Seitenlinie im Testspiel bei Drittligist Rot-Weiss Essen ein wildes 4:4 (2:3)-Unentschieden. Der 46-Jährige musste in der über zweimal 60 Minuten angesetzten Partie eine vor allem in der ersten Stunde beängstigende Vorstellung seiner Mannschaft mitansehen.
„Wir wollten mutig sein, hatten aber gerade im ersten Viertel des Spiels zu viele Ballverluste und haben zu viele Chancen zugelassen. Hinten raus hat mir dann die Spielkontrolle gefallen und wir können auch noch gewinnen. Schade, dass sich die Mannschaft für ihre tolle Moral nicht belohnt hat“, sagte Schultz, der trotz allem Positives von der Hafenstraße mitnehmen konnte: „Ich habe eine Truppe gesehen, die lebt, die Lust hat, Sachen umzusetzen und die vier Tore geschossen hat.“
Timo Schultz entschied sich bei seiner Premiere für eine Viererkette mit Benno Schmitz, Timo Hübers, Dominique Heintz und Noah Katterbach. Eric Martel besetzte die Sechser-Position. Wie erwartet rückte Kapitän Florian Kainz auf die linke Außenbahn. Luca Waldschmidt lief zentral hinter den beiden Spitzen Davie Selke und Mark Uth auf. Auf rechts kam Mathias Olesen zum Einsatz. Wohl auch, weil der luxemburgische Nationalspieler als Kandidat für eine Leihe gilt und RWE Interesse bekundet hat. Vorspielen also.
Alles zum Thema RWE
- Tagebau Hambach Erste Rohre für Rheinwasserleitung nach Elsdorf sind eingetroffen
- RWE informiert Bürger So soll im Tagebau Hambach der zweitgrößte deutsche See entstehen
- Naturschutzprojekt Zwei Wildpferde von der Sophienhöhe nach Holland umgesiedelt
- Empfang in Bedburg Landwirte diskutieren über Herausforderungen der Branche
- 414 Bewerber Kunstverein Frechen zieht ein positives Fazit zu Internationalen Grafik-Triennale
- Waldvernetzung in Kerpen Entscheidung der Bezirksregierung in der Kritik
- Viktoria Köln Viel Lob und etwas Tadel von Trainer Olaf Janßen
Das galt allerdings auch für alle anderen FC-Profis. Immerhin werden die Karten neu gemischt, wenn es einen Wechsel auf dem Posten des Cheftrainers gegeben hat. Über die ersten 30 Minuten des Spiels vor 4500 Zuschauern im Stadion an der Hafenstraße hätten alle Kölner wohl am liebsten einen großen Mantel des Schweigens gehüllt. Die Platzbedingungen im Stadion an der Hafenstraße waren zwar eine Katastrophe, aber trotz aller Verletzungsgefahr keine Entschuldigung für die Darbietung der verunsicherten und fehlerhaften Kölner.
FC-Leihgabe Obuz trifft nach 23 Sekunden für Essen
Ein Fehlpass von Waldschmidt im Mittelfeld leitete nach nur 23 Sekunden die Führung der Essener ein. Vinko Sapina spielte einen langen Ball, den Heintz komplett falsch berechnete und unterlief. FC-Leihgabe Marvin Obuz nahm das Spielgerät, tanzte Hübers locker aus und schob an Keeper Marvin Schwäbe vorbei zum 1:0 ein.
Diese erste Szene verschaffte direkt einen Eindruck über die kaum vorhandene Arbeit der Geißböcke gegen den Ball. Nahezu jeder Zweikampf ging genauso verloren wie die Bälle im Aufbau. Dazu gesellten sich Unaufmerksamkeiten und Stellungsfehler. Wie beim 2:0 der Essener, als Linksverteidiger Katterbach komplett den Zweikampf verweigerte, Schwäbe gegen Eric Voufack noch rettete, gegen den Nachschuss von Leonardo Vonic aber machtlos war (17.).
Es war einfach unglaublich, was die Kölner ihren mitgereisten Fans bei der Premiere von Timo Schultz boten. Nachdem Schwäbe Lucas Brummes Schuss abgewehrt hatte, musste der auf der Linie stehende Hübers das 0:3 gegen Torben Müsel verhindern (30.). Der neue FC-Trainer nahm die schlimme Darbietung äußerlich gelassen hin und versammelte sein Team in der ersten Trinkpause erst einmal zu einer ruhigen Ansprache. „Der Start war äußerst unglücklich. Erster Ballverlust, erste Umschaltaktion und gleich das Gegentor. Mit der ersten halben Stunde bin ich überhaupt nicht einverstanden. Defensiv müssen wir stabiler werden. Wir haben uns dann aber gut rein gekämpft, sind immer wieder zurückgekommen und hatten viele Chancen“, sagte der Kölner Trainer.
Selke verkürzt, Uth muss verletzt in die Kabine
Es konnte nur besser werden. Als Selke nach einer schönen Kombination über Uth und Waldschmidt zum 1:2 einschob (32.), sah es schon etwas freundlicher aus. Die Kölner Freude wurde aber jäh getrübt, als Uth verletzt in die Kabine musste (34.). Der Porzer zeigte an, dass ihm die Innenseite seines linken Knies Schmerzen bereitete. Für ihn kam Damien Downs. „Es hat ihm ein bisschen ins Knie reingezogen. Ich denke, es ist nichts Schlimmes, eher eine Vorsichtsmaßnahme. Das wird aber sicher noch untersucht werden“, erklärte Timo Schultz.
Die FC-Defensive war weiter von der Rolle. Hübers agierte bei einem langen Ball viel zu lässig und ließ sich die Kugel sehr leicht von Vonic abnehmen, der Schwäbe zum dritten Mal überwand (42.). Schultz wurde an der Seitenlinie zum ersten Mal laut und wechselte Jaka Cuber Potocnik ein. Der Spieler, dessen Wechsel von Olimpija Ljubljana den Kölnern die Transfersperre von zwei Perioden eingehandelt hat (48.).
Der für Pflichtspiele noch bis März gesperrte 18-Jährige zeigte sich von all dem aber unbeeindruckt und leitete bei seinem Profidebüt mit zwei gekonnten Aktionen das 2:3 ein. Katterbach leitete bei seiner einzigen gelungenen Szene Potocniks Vorlage auf Waldschmidt weiter, der verkürzte (49.). Die Leihgabe aus Wolfsburg hätte zwei Minuten später auch ausgleichen müssen, schoss aus sechs Metern mit rechts aber über das leere Tor.
Timo Schultz wechselt komplett durch
Timo Schultz konnte alles andere als zufrieden sein und musste auf eine bessere zweite Stunde Spielzeit hoffen. Der FC-Trainer wechselte wie angekündigt komplett durch und änderte die Grundformation in ein flexibles 4:1:4:1. Die Geißböcke hatten das Spiel nun 20 Minuten lang etwas besser im Griff - allerdings auch gegen die zweite Garnitur den Drittligisten.
Echte Chancen zum Ausgleich ergaben sich aber nicht. Nachdem FC-Ersatzkeeper Philipp Pentke gegen Moussa Doumbouya noch das 2:4 verhindern konnte(79.), war er zwei Minuten später auch das erste Mal geschlagen. Innenverteidiger Elias Bakatukanda rutschte auf dem seifigen Untergrund weg und Ron Berlinksi nahm das Geschenk dankend an.
Für die Kölner ging es längst nur noch darum, den Nachmittag wenigstens ergebnistechnisch etwas aufzuhübschen. Das gelang durch einen verwandelten Handelfmeter von Florian Dietz (84.), der drei Minuten später den sicheren Ausgleich liegen ließ.
Jan Thielmann trifft zum 4:4
Schultz wechselte in der letzten halben Stunde noch Steffen Tigges, Faride Alidou, Emin Kujovic (alle 91.) sowie Justin Diehl ein (100.) und brachte damit insgesamt 28 Spieler zum Einsatz. Tigges war es dann auch, der mit einer beherzten Balleroberung im Essener Strafraum das 4:4 von Jan Thielmann vorbereitete (99.).
Die Kölner waren nun kurz davor, die Generalprobe vor dem Bundesligaspiel in einer Woche gegen den FC Heidenheim noch zu gewinnen. Der engagierte Tigges traf aber nur den Pfosten (106.) und Rasmus Carstensen setzte seinen Versuch aus 16 Metern etwas zu hoch an (114.). „Dass wir vier Tore schießen und noch Chancen auf mehr Treffer haben, möchte ich positiv hervorheben, obwohl wir uns den Test gegen Rot-Weiss Essen sicher anders vorgestellt haben als mit diesem 4:4“, bewertete Timo Schultz seine Premiere als FC-Trainer.
Statistik zum Spiel:
1. FC Köln (1. Halbzeit): Schwäbe; Schmitz, Hübers, Heintz, Katterbach; Martel; Olesen, Waldschmidt, Kainz; Uth (36. Downs), Selke (48. Potocnik). - 2. Halbzeit: Pentke; Carstensen, Bakatukanda (91. Kujovic), Chabot, Finkgräfe; Christensen; Thielmann, Wäschenbach (91. Alidou) , Huseinbasic, Maina (100. Diehl); Dietz (91. Tigges). - SR.: Felix May (Solingen). - Zuschauer: 4500. - Tore: 1:0 Obuz (1.), 2:0 Vonic (17.), 2:1 Selke (32.), 3:1 Vonic (42.), 3:2 Waldschmidt (49.), 4:2 Berlinski (81.), 4:3 Dietz (84./Handelfmeter), 4:4 Thielmann (99.).