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Derby im DFB-Pokal1. FC Köln will Bayer Leverkusen einen großen Kampf liefern - Offensivspieler fällt aus

Lesezeit 4 Minuten

Fordert Mut und Entshlossenheit: FC-Trainer Gerhard Struber.

Der 1. FC Köln kämpft am Mittwochabend bei Bayer 04 Leverkusen um den ersten Halbfinal-Einzug im DFB-Pokal seit 2002. Trotz klarer Außenseiterrolle will sich Gerhard Strubers Team nicht verstecken.

Geografisch betrachtet trennen den 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen gerade einmal 20 Kilometer. Sportlich liegt zwischen dem Tabellenführer der 2. Bundesliga und dem amtierenden Doublesieger mittlerweile eine kleine Fußballwelt. Während die Kölner in der vergangenen Saison zum siebten Mal seit 1998 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten, feierte Bayer 04 den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Die gegensätzliche sportliche Entwicklung der beiden rheinischen Rivalen schlägt sich neuerdings auch in der Ewigen Tabelle der Bundesliga nieder. Durch den 3:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim verdrängten die seit 1979 ununterbrochen im Oberhaus spielenden Leverkusener mit nun 2486 Punkten den Geißbock-Club (2484) vom neunten Platz.

Es ist eine durchaus pikante Note vor dem Aufeinandertreffen der beiden Clubs im Viertelfinale des DFB-Pokals am Mittwochabend (20.45 Uhr, ARD und Sky) in der längst ausverkauften BayArena. „Derzeit spielen wir in anderen Ligen. Leverkusen ist deutscher Meister geworden, wir sind abgestiegen. Das kann man ja nicht wegdiskutieren, das haben wir uns selbst eingebrockt“, kommentierte FC-Lizenzspielerleiter Thomas Kessler den historischen Machtwechsel am Rhein. Die einzige Möglichkeit, wieder Punkte aufzuholen, sei die Rückkehr in die Bundesliga. „Daran arbeiten wir, alles andere ist für Mittwoch nicht relevant“, erklärte Kessler.

Wir haben lange auf ein Viertelfinale gewartet. Ich hoffe, die Jungs freuen sich darauf und werden alles auf dem Platz lassen.
Thomas Kessler, FC-Lizenzspielerleiter

Die Kölner treten die kurze Anreise auf die andere Rheinseite mit Bewunderung im Gepäck an. „Die Mannschaft zeigt jeden Spieltag Raffinesse vom Allerfeinsten. Man könnte über jeden Spieler eine Story erzählen, weil jeder Spieler ganz bestimmte Qualitäten mitbringt. Wir freuen uns sehr, dass wir uns einer solchen Herausforderung stellen dürfen“, schwärmt FC-Trainer Gerhard Struber von der Leverkusener Starauswahl. Der Österreicher ist sich der gewaltigen Aufgabe bewusst: „Es ist schwer genug, in der 2. Liga regelmäßig ins Punkten zu kommen, aber das ist nochmal eine ganz andere Nummer.“

Ein Einzug ins Halbfinale käme in der Tat einer Sensation gleich. Letztmalig standen die Kölner im Jahr 2002 in der Runde der letzten Vier, damals platzte der Traum von Berlin nach dramatischen 120 Minuten ausgerechnet in Leverkusen (1:3). In Ehrfurcht will der FC bei seiner ersten Viertelfinal-Teilnahme seit 2010 trotzdem nicht erstarren. „Wir haben lange auf ein Viertelfinale gewartet. Ich hoffe, die Jungs freuen sich darauf und werden alles auf dem Platz lassen“, sagte der Ur-Kölner Thomas Kessler, dessen Club von mindestens 4.000 Fans begleitet wird. „Es wird dort eine coole Atmosphäre herrschen“, freut sich Gerhard Struber auf das Rheinduell unter Flutlicht.

Viel Zutrauen, mutig sein, wir haben nichts zu verlieren – so will ich uns am Mittwoch erleben.
Gerhard Struber, FC-Trainer

Trotz der vermeintlichen Übermacht des Gegners fordert Kölns Trainer einen forschen Auftritt. „Man muss an sich selbst glauben, das ist ganz wichtig“, betonte Struber. „Viel Zutrauen, mutig sein, wir haben nichts zu verlieren – so will ich uns am Mittwoch erleben.“ Gleichzeitig wird die Defensive des Zweitligisten – ähnlich wie beim 2:1-Sieg in der BayArena im Mai 2023 – über sich hinaus wachsen müssen. „Wir müssen versuchen, den Entfaltungskreis einiger Spieler in der Offensive einzudämpfen“, erklärte der FC-Coach. Florian Wirtz unter Kontrolle zu bringen, wird dabei wohl die größte Aufgabe sein. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, der im deutschen Fußball der Heilsbringer sein kann“, sagte Struber über den gebürtigen Pulheimer, der 2020 aus der Domstadt nach Leverkusen wechselte und an der Dhünn zum Weltstar reift. „Wir werden alles Mögliche in die Waagschale werfen, um so einen Spieler ein Stück weit aus der Balance zu bringen. Dass das nicht einfach wird, das ist uns ja allen klar“, sagte Struber und forderte: „Wir müssen fähig sein, zu leiden und stabil zu bleiben.“

Es werden wohl nicht viele Konterchancen sein, die der FC in Leverkusen geboten bekommt. Doch wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt, wollen die Kölner sie auch nutzen. „Wenn wir eine gute Balance finden zwischen aggressivem Wegverteidigen und Zutrauen im Ballbesitz, dann kann ich mir auch vorstellen, dass es die eine oder andere Aktion geben wird, die zum Ziel führt“, frohlockte Gerhard Struber und fügte an: „Wir haben Respekt und wissen, was auf uns zukommt. Aber mit einem engen Korsett und einem guten Schulterschluss kann uns dort etwas gelingen.“

Bei diesem Unterfangen muss der Außenseiter neben den bereits bekannten Ausfällen allerdings auch auf Florian Kainz verzichten. Der Offensivspieler konnte nach seiner im jüngsten Spiel gegen Eintracht Braunschweig erlittenen Kopfverletzung das Abschlusstraining am Dienstag noch nicht wieder mitmachen.

Voraussichtliche Aufstellungen: Bayer Leverkusen: Kovar; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Andrich, Xhaka, Grimaldo; Hofmann, Wirtz; Schick. – 1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Schmied, Heintz; Gazibegovic, Martel, Ljubicic, Finkgräfe; Waldschmidt; Downs, Maina. – SR.: Willenborg (Osnabrück)