Nach einem fulminanten Start in den Profifußball erlebt Denis Huseinbasic seine erste etwas schwierige Phase beim 1. FC Köln. Trainer Steffen Baumgart erklärt die Gründe.
Denis HuseinbasicEin Youngster beim 1. FC Köln in der Warteschleife
Am Geißbockheim herrschte am Dienstag reger Betrieb. Mit Ausnahme der beiden Langzeitverletzten Mark Uth und Florian Dietz konnte Trainer Steffen Baumgart sämtliche Spieler auf dem Rasen begrüßen. Das war längst nicht immer so in dieser Saison. Einer, der die zeitweise sehr angespannte personelle Situation bei Fußball-Bundesligist 1. FC Köln zu seinen Gunsten auszunutzen verstand, war Denis Huseinbasic.
Der Emporkömmling aus der Regionalliga legte einen bilderbuchhaften Start in den Profibereich hin, den ihm wohl nur die Wenigsten zugetraut hatten. Huseinbasic war zwar nie Stammspieler, setzte nach Einwechslungen aber regelmäßig Akzente. Der steile Aufstieg des Sommer-Zugangs aus Offenbach verwischte anfängliche Überlegungen über ein Leihgeschäft in die Zweite Liga und gipfelte im November in der erstmaligen Berufung in die deutsche U21-Nationalmannschaft.
Nur 72 Minuten Einsatzzeit in den jüngsten fünf Bundesligaspielen
Für die DFB-Auswahl hat der gebürtige Hesse mit bosnischen Wurzeln in drei Einsätzen zwei Tore erzielt. Eine Ausbeute, die das Staunen über das Mittelfeld-Talent verfestigte. Für den Schnäppchenpreis von 50.000 Euro gekommen, schnellte sein Marktwert auf fünf Millionen Euro in die Höhe.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- Spieltage terminiert So spielt der 1. FC Köln im Dezember und Januar
- Mitgliederversammlung 1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital
- Heimspiel in Runde zwei Auslosung im DFB-Pokal: 1. FC Köln trifft auf Holstein Kiel
- 1. FC Köln im DFB-Pokal Schmerzhafter Blick in die jüngere Historie
- Bei Rückkehr nach Köln Baumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost
- Missglückter Auftakt 1. FC Köln erhält Blaupause für kommende Aufgaben
Doch aktuell befindet sich der Youngster in der Warteschleife. In den jüngsten fünf Bundesligaspielen kam er zusammengerechnet auf nur 72 Minuten Einsatzzeit. Sein letztes Tor datiert vom 21. Januar, dem 7:1 gegen Bremen. Seine letzte Startelf-Berufung liegt zwei Monate zurück: Bei der 0:3-Pleite am Karnevalssamstag in Stuttgart wurde Huseinbasic zur Pause aus einer desolaten FC-Elf genommen.
Die närrischen Tage hingen dem 21-Jährigen später auch aus einem anderen Grund noch in den Knochen. Für das folgende Spiel gegen Wolfsburg (0:2) musste Huseinbasic als einer von mehreren Kölner Akteuren krankheitsbedingt passen. Jene Fehlzeit kostete ihn wohl auch einen Einsatz eine Woche später bei Union Berlin (0:0). Auch beim jüngsten 1:1 gegen Mainz galt es für Huseinbasic, sich hinten anzustellen. Ohne irgendetwas falsch gemacht zu haben. „Denny macht aus meiner Sicht alles richtig“, erklärte Steffen Baumgart nach dem Training am Dienstag.
Dass sich der Mittelfeld-Allrounder seit Wochen mit Kurzeinsätzen begnügen muss, begründet der FC-Coach mit der wiedergewonnenen Kaderbreite: „Denny entwickelt sich. Und trotzdem haben wir einen Flaco (Ellyes Skhiri) und einen Ljubi (Dejan Ljubicic/war lange verletzt, Anm. d. Red.), der jetzt wieder kommt. Wir dürfen nicht verkennen, wer auf Dennys Position spielt.“
In der Tat ist die Konkurrenz im Kölner Mittelfeld groß. Auf der Doppelsechs hat sich neben dem unverzichtbaren Ellyes Skhiri der junge Eric Martel festgespielt. Derzeit strahlt das defensive Mittelfeld des FC sogar die größte Torgefahr aus. Drei der jüngsten vier Tore gingen auf das Konto von Skhiri, Martel und Ljubicic. Kein Zufall, meint Baumgart: „Das hat damit zu tun, dass wir uns mittlerweile fast nur noch gegen tief stehende Gegner durchsetzen müssen. Wir rücken sehr gut nach und haben dadurch Chancen aus dem hinteren Raum.“
Als adäquate Lösung auf der Spielmacherposition wird Huseinbasic intern wohl ebenfalls noch nicht betrachtet – trotz des langen Uth-Ausfalls. „Ich suche einen Zehner“, hatte Baumgart unlängst geklagt, nachdem mehrere Experimente nicht funktioniert hatten. In Florian Kainz bevorzugt der FC-Trainer nun einen Linksaußen als Ballverteiler. Hinzu kommt: Auf das Tempo von Linton Maina kann Baumgart nicht verzichten. Und Ex-Reservist Kingsley Schindler macht es auf dem rechten Flügel derzeit ordentlich.
Laut Baumgart wird Huseinbasic „seinen Weg weitergehen“
Für Denis Huseinbasic stellt dies keine einfache Situation dar. „Denny ist sehr ehrgeizig und nicht immer mit meinen Entscheidungen einverstanden. Aber das siehst du ihm nicht an, das ist wichtig. Er nimmt die Situation sehr gut an“, lobt Steffen Baumgart. Vielleicht war im goldenen Oktober mit seinen beiden ersten Bundesligatoren rückblickend auch alles ein wenig zu schnell gegangen. „Dieses Nachobenschießen und dann ein Star sein, das liegt Denny nicht, das weiß er.“
Nach wie vor ist Kölns Trainer davon überzeugt, dass Huseinbasic (23 FC-Pflichtspiele/4 Tore, 2 Vorlagen) „seinen Weg weitergehen wird“. Baumgart appelliert aber an die Geduld: „Der Junge kommt aus der Regionalliga. Es wäre doch schön, wenn wir in ihm nicht nur eine Sternschnuppe hätten. Sondern dass wir ihn kontinuierlich so aufbauen, dass er irgendwann ständiges Mitglied der Startelf ist. Darauf arbeitet er hin, und dann schauen wir mal, was in der neuen Saison ist. Denny hat immer noch einen guten Stand.“