Der Prozess, den Chefcoach Steffen Baumgart 2021 angestoßen hat, trägt Früchte und hat Stabilität erreicht.
Neue Bundesliga-SaisonWarum der 1. FC Köln zuversichtlich starten kann
Wer sich auf die Suche nach dem Positiven in der Arbeit des Trainerteams des 1. FC Köln macht, stößt seit zwei Jahren auf wenig Schwierigkeiten, schnell und umfänglich fündig zu werden. Der Prozess, den Chefcoach Steffen Baumgart mit seiner Ankunft 2021 am Geißbockheim angestoßen hat, trägt eine Woche vor dem Start in die Fußball-Saison 2023/24 nicht nur weiter reichlich Früchte, er hat längst ein stabiles Gebilde entwickelt, das durch neue Elemente ergänzt und weiter gefestigt werden kann.
Eine Beobachtung, die sich am vergangenen Wochenende in den beiden abschließenden Testspielen gegen den FC Nantes (2:0) und die Reserve von Ajax Amsterdam (3:1) manifestieren ließ. Die Abläufe im System Baumgart sind klar und werden vom Trainerteam in der tagtäglichen Arbeit konsequent eingefordert.
Das Resultat: Je länger ein Spieler unter Baumgart arbeitet, desto mehr hat er die Spielidee verinnerlicht und kann sie umsetzen. Das wiederum macht es denen leichter, die nach und nach dazugekommen sind, sich schneller in die Abläufe einzufinden und sie mit ihren individuellen Fähigkeiten auf die nächste Stufe zu heben. „Es ist deutlich zu sehen, wer in den zwei Jahren die Entwicklung mitgemacht hat“, sagte Baumgart nach dem Nantes-Spiel und ergänzte: „Die anderen sind aber nicht weit weg.“ Als Beispiele führte der 51-Jährige Denis Huseinbasic und Sargis Adamyan an, die beide seit einem Jahr unter ihm trainieren. Youngster Huseinbasic fiel vergangene Saison nach einem fast schon kometenhaften Aufstieg von der Regionalliga Südwest in die Bundesliga im Verlauf der Rückrunde in ein natürliches Leistungsloch. Die kontinuierliche Arbeit des U21-Nationalspielers in der Vorbereitung mündete in einem klar erkennbaren Fortschritt, der einen Platz in der Startelf gegen Nantes ergab und gipfelte in der Vorlage zum 1:0 von Neuzugang Luca Waldschmidt. Eine Szene, die verdeutlichte, dass Huseinbasic ein lernwilliger Jung-Profi ist. Legte er in der ersten Hälfte gegen die Franzosen nur einen tiefen Lauf hin, war er nach der Pausen-Nachhilfe mit Baumgart nach dem Wechsel kaum noch zu bremsen.
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Mündliche CAS-Verhandlung
Der 1. FC Köln und Olimpija Ljubijana haben im Transferstreit um Jaka Cuba Potocnik sowohl ihre Vertreter und Zeugen für die mündliche Verhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS am 19./20. September benannt, als auch die letzten ausstehenden Unterlagen eingereicht. Für die Slowenen gehen Präsident Adam Dellius, Vize Christian Dollinger sowie Geschäftsführer Igor Barisic mit ihren Anwälten in den Ring. Für den FC werden wohl die Geschäftsführer Philipp Türoff und Christian Keller sowie Vizepräsident Carsten Wettich an der Verhandlung in Lausanne teilnehmen. Ob diese auch öffentlich abgehalten wird, ist noch offen. (sam)
„Oft hat es etwas mit den Abläufen oder mit Selbstbewusstsein zu tun“, sprach der FC-Trainer die Merkmale einer positiven Entwicklung an. Waren es bei Huseinbasic eher die Abläufe, trifft auf Adamayan auch die These mit dem Selbstbewusstsein zu. Der armenische Nationalspieler kommt nach einer unglücklichen ersten Spielzeit zusehend in Schwung, erzielte gegen Nantes das 2:0 und bereitete gegen Ajax das 2:0 vor. Adamayan fühlt sich auf dem Feld und mit sich selbst offenkundig viel wohler, als in seiner ersten FC-Saison.
In beiden Spielen war zudem erkennbar, dass die Spieler hinter Baumgarts aktueller Startelf enorm Boden gut gemacht haben und ordentlich Druck auf den Stamm ausüben – oder besser gesagt, dass jeder aus dem Stamm im Verlauf eines Spiels ohne größeren Angstschweiß ersetzt werden kann. Gegen Amsterdam sagten die statistischen Werte laut Baumgart sogar aus, dass die Anfangself bei gleichem Spaßfaktor eine höhere Intensität gegangen war, als jene tags zuvor gegen Nantes.
Baumgart und seinen Kollegen aus dem „Callcenter“-Team bieten solche erfreulichen Erkenntnisse eine ganze Reihe von Optionen für die kommenden Pflichtspiele. Auch, weil er mit Luca Waldschmidt einen Spieler dazu bekommen hat, der die Idee der Trainer nicht nur sehr schnell adaptiert, sondern sie mit seiner Qualität sofort bereichert. Was schon bald auch für Rasmus Carstensen gelten könnte. Der neue Rechtsverteidiger beeindruckte bei seinen ersten beiden Einsätzen mit energischem Offensivdrang und kompletter Fitness. „Es ist zu sehen, dass er die Vorbereitung in Genk mitgemacht hat“, lobte Baumgart den aus der ersten belgischen Liga ausgeliehen Dänen, der zusammen mit Benno Schmitz die rechte FC-Flanke stärker machen soll.
Die beiden Generalproben gaben also Anlass zufrieden und zuversichtlich zu sein, aber ebenso die Arbeit unvermindert fortzusetzen. So formulierte Steffen Baumgart das Ziel für die Saison 2023/24 am Ende der Vorbereitung auch nicht in Punkten, Toren oder Plätzen: „Wir wollen unseren Weg weitergehen, das ist Herausforderung genug.“