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Bayer 04 LeverkusenIntensität und Mentalität stimmen - das Ergebnis nicht

Lesezeit 4 Minuten
Reichlich Verzweiflung: Leverkusens Florian Wirtz reagiert beim 0:0 gegen Stuttgart nach einer verpassten Gelegenheit.

Reichlich Verzweiflung: Leverkusens Florian Wirtz reagiert beim 0:0 gegen Stuttgart nach einer verpassten Gelegenheit.

Doublesieger Bayer Leverkusen hadert mit dem 0:0 gegen den VfB Stuttgart, sieht sich aber auf dem richtigen Weg.

Vier Unentschieden aus den jüngsten fünf Bundesliga-Spielen, und jedes fühlte sich anders an. Nach der rauschhaften Double-Saison ist Bayer 04 Leverkusen im Herbst 2024 dabei, sich emotional neu auszurichten. Bei dem auf sieben Punkte angewachsenen Rückstand auf die Tabellenspitze muss die Werkself die richtigen Schlüsse ziehen, um nach dem torlosen Remis am Freitag gegen Vizemeister VfB Stuttgart am enteilten FC Bayern München dranzubleiben.

Nachdem der Deutsche Meister und Pokalsieger vor gut einem Monat noch ein tapferes 1:1 beim FC Bayern erkämpft hatte, war er beim 2:2 gegen Aufsteiger Kiel genervt von sich selbst. Unangenehm hatte die Werkself danach der späte 2:2-Ausgleich in Bremen getroffen und nun beschlichen Xabi Alonso und sein Team nach dem 0:0 gegen den Vizemeister andere, diffuse Gefühle. „Wir sind natürlich unglücklich“, sagte der spanische Chefcoach nach angesichts der nächsten beiden verlorenen Punkte im Meisterschaftsrennen, „aber wir können auch stolz sein, weil wir genug gemacht haben, um einen Sieg zu schaffen.“

Neues Leverkusener System funktioniert

Alonso wählte etwa einen Matchplan, der nicht das bevorzugte 3:4:3-System, sondern eine Formation mit defensiver Viererkette hinter zwei Sechsern und dem Offensiv-Quartett vorsah. Das System spiegelte das der Schwaben und funktionierte hervorragend, auch wenn das Salz in der Suppe fehlte: „Wir haben viele Male gegen Stuttgart gespielt“, dachte Alonso an die beiden Unentschieden in der Liga 2023/24, sowie die knapp gewonnenen Duelle im DFB-Pokal (3:2) und Supercup (6:5 n.E.) zurück, bei denen der VfB immer geführt hatte. „Also wussten wir, dass sie sehr gut und hoch drücken und sehr intensiv sind“.

Um dieses Angriffspressing aufzulösen, stellte er mit Nordie Mukiele und Piero Hincapie zwei echte Außenverteidiger an die Seiten des Innenverteidiger-Duos Jonathan Tah und Edmond Tapsoba. „Wir wollten in der ersten Struktur einen Spieler mehr haben und einen dritten Mittelfeldspieler, um vielleicht hinter die Kette laufen oder zwischen den Linien spielen zu können“, erklärte Xabi Alonso.

Alonso vermisst bei 19:4-Schüssen das Tor

Tatsächlich hatten es die Hausherren in der mit 30 210 Zuschauern ausverkauften BayArena leichter ihr eigenes Spiel aufzubauen und entweder mit Florian Wirtz zentral oder längeren Bällen auf Jeremie Frimpong, Victor Boniface oder Alejandro Grimaldo von der zweiten Linie, anzugreifen. „Es gab genug Situationen. Der Plan war okay, aber wir vermissen das Tor“, hielt Alonso nach 19:4-Torschüssen fest.

Auch Sportchef Simon Rolfes Sport hatte das „mit Abstand dominanteste Spiel gegen Stuttgart“ gesehen und haderte mit den vergebenen Großchancen von Frimpong (12.), Wirtz und Grimaldo (40.), sowie den Kopfbällen von Tapsoba (42.) und Boniface (45.+1) in Hälfte eins. Plus Bonifaces Pfostenschuss (53.), Frimpongs Kopfball (66.) und dem verlorenen Eins-gegen-Eins von Boniface gegen VfB-Keeper Alexander Nübel (73.).

„Ja das ist ärgerlich, dass wir nicht zwei Punkte mehr gewonnen haben“, stellte Rolfes klar und ergänzte nach dem ersten „Zu-null“-Spiel in der Bundesliga: „Das Auftreten insgesamt war ein Schritt nach vorne. Wir hatten Kompaktheit, eine sehr gute Aggressivität, haben insgesamt viel Druck gemacht und waren dominant. Das ist eine Zielrichtung die wir haben und dann werden wir auch Tore schießen.“

Das müssen wir jetzt jeden dritten Tag hinkriegen.
Granit Xhaka, Sechser Bayer Leverkusen

Ungeachtet der Tatsache, dass Stuttgart Mitte der zweiten Halbzeit durch Deniz Undav (62.) und Chris Führich (81.) zwei Mal gefährlich geworden war, argumentierte auch Granit Xhaka positiv. „Spielerisch war das sicher die beste Leistung der Saison“, befand der Mann mit den meisten Ballkontakten des Abends (88 zu 77 von Stuttgarts Karazor) und verglich das 0:0 mit den vorherigen Punkteteilungen. „Wir hatten vorher gesagt, dass es so nicht reicht. Jetzt waren Intensität und die Mentalität da, auch mal einen Sprint mehr zu machen als der Gegner.“ Es sei zwar harte Arbeit gewesen, aber eben genau das, was es im Herbst 2024 braucht.

„Das war das, was uns letzte Saison stark gemacht hat“, stellte der Schweizer das kollektive Defensivverhalten heraus und ergänzte mit Blick auf das Champions League-Highlight am Dienstag beim FC Liverpool an der Anfield Road. „Wenn wir so vorne draufgehen, hinten auch mal konsequent Eins-gegen-Eins spielen und diese Intensität gegen den Ball haben, dann werden wir auch belohnt. Das müssen wir jetzt jeden dritten Tag hinkriegen.“