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2. Fußball-BundesligaDer 1. FC Köln strickt an einem neuen Muster

Lesezeit 5 Minuten
Spieler vom 1. FC Köln, jubeln über das Tor zum 2:3,

Endlich ein Sieg: Die Spieler des 1. FC Köln jubeln über Mathias Olesens Siegtor in Sandhausen.

Fußball-Zweitligist 1. FC Köln kann am Samstag gegen Eintracht Braunschweig den zweiten Pflichtspielsieg hintereinander landen.

Siege sind für den 1. FC Köln eine komplizierte Angelegenheit geworden. Dieses positive Ereignis, das gerade im Fußball Entwicklungen in Gang setzen kann, die Schweres auf einmal leicht erscheinen lässt, die Köpfe frei und die Beine locker macht, ist den Geißböcken am vergangenen Sonntag zum ersten Mal in dieser Saison begegnet. Ob der zittrige 3:2-Erfolg im DFB-Pokal bei Drittligist SV Sandhausen die erhoffte Initialzündung war, wird sich schon am Samstag (20.30 Uhr/Sky) zeigen. Dann gastiert das aktuelle Schlusslicht der 2. Fußball-Bundesliga Eintracht Braunschweig im mit 50.000 Zuschauern erneut voll besetzten Rheinenergiestadion.

Der Mitfavorit auf den Aufstieg steht in der Liga nach zwei Spieltagen noch ohne Sieg da. Zu wenig für ein Team, dessen Marktwert der höchste im Fußball-Unterhaus, und das mit einem Heimspiel gegen den HSV und dem Auswärtsspiel in Elversberg Aufgaben zu bewältigen hatte, bei denen vom eigenen Anspruch her mehr als ein Punkt herausspringen sollte.

Nervenaufreibendes Elfmeterschießen vermieden

Welche Konsequenzen der Liga-Stotterstart hatte, zeigte sich in Sandhausen. Die Kölner brachten ihre Überlegenheit zwar auf den Platz, ließen sich vom Drittligisten aber trotz einer 2:0-Führung kurz vor Schluss in die Verlängerung zwingen und vermieden durch Mathias Olesens 3:2-Siegtreffer gerade so das Elfmeterschießen. Die Erleichterung war entsprechend groß, denn niemand im Kölner Lager wollte erleben, wie sich die mental wacklige Mannschaft von Trainer Gerhard Struber im nervenaufreibenden Duell vom Punkt schlägt.

Die Woche über gab es wieder eine Reihe von Erklärungsversuchen. Mangelnde Chancenverwertung kam natürlich zu Sprache. Die defensive Instabilität oder die mangelnde Erfahrung der mit einem Durchschnittsalter von unter 23,63 Jahren in Sandhausen sehr jungen Startelf. Aber auch die Nicht-Leistungen der auserkorenen Führungsspieler, sei es durch verletzungsbedingte Abwesenheit oder die Performance auf dem Platz, waren ein Punkt. Es gibt demnach nicht nur den einen Grund. Und es gibt sie alle, weil es dem FC vor allem an einem mangelt: Erfolgserlebnissen.

Zwei Siege hintereinander gab es zuletzt im Mai 2023

Der Blick geht bis in die Bundesliga-Saison 20222/23 zurück, um zwei FC-Liga-Siege in Serie zu finden. Am 31. und 32. Spieltag gab es ein 2:1 in Leverkusen und ein 5:2 gegen Hertha BSC. In der vergangenen Spielzeit brachten es die Geißböcke auf ganze fünf Siege, von denen nur das 3:1 gegen Gladbach und das 2:0 gegen Frankfurt überzeugend waren. Nachhaltige Wirkung hatten beide Erfolge aber nicht. Der Zugang zu der Kraft, die sich aus der Überzeugung ans eigene Können speist, blieb den Kölnern verwehrt.

Stattdessen mussten sie lernen, mit Niederlagen und Rückschlägen zu leben und tatsächlich entwickelte der Kader im Verlauf der vergangenen Saison eine gewisse Leidensfähigkeit, die sich irgendwann der Grenze der Gleichgültigkeit näherte. Nach dem Motto: Es müsste vom Potenzial her eigentlich mehr gehen, aber irgendwie funktioniert es nicht. Von konstanter mentaler Stärke war weit und breit keine Spur.

Das aktuelle Problem ist verhaftet mit der jüngeren Vergangenheit, denn aufgrund der Transfersperre hat sich am Kölner Kader bis auf ein paar zurückgekehrte Leihspieler und ein, zwei aufgerückte Nachwuchskräfte im Wesen nichts verändert. Es ist noch immer eine Mannschaft, die gelernt hat, mit Rückschlägen umgehen zu müssen und auf der Druck lastet. Der Druck, es besser wieder machen zu wollen, der Druck Mitfavorit in der 2. Liga zu sein und der Druck auf einzelne Spieler, Leistung zeigen zu müssen, bevor das Transferfenster auch für den 1. FC Köln wieder geöffnet ist.

Ob und was wir im Winter unternehmen, hängt auch davon ab, wie sich unsere junge Mannschaft in der Hinrunde entwickelt.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport 1. FC Köln

Christian Keller hat in dieser Woche beim „Bundesliga-Gipfel“ der Rheinischen Post zwei bemerkenswerte Aussagen getroffen, die auf zwei der drei genannten Drucksituationen abzielen. „Es bringt nichts, dem Team jetzt eine Aufstiegsbürde aufzuerlegen“, sagte der Sportchef. Wobei er selbst wissen dürfte, dass der 1. FC Köln als Zweitligist, in welcher Konstellation auch immer, den Anspruch haben wird, schnellstmöglich wieder in der Bundesliga zu spielen. Es geht also eher darum, dieser „Bürde“ gewachsen zu sein.

Den Druck auf die Spieler erhöhte Keller bei dem Manager-Talk mit seinen Kollegen Simon Rolfes (Leverkusen), Roland Virkus (Mönchengladbach) und Klaus Allofs (Fortuna Düsseldorf). Auf die Frage, welche Pläne er für die Transferperiode ab dem 1. Januar 2025 hat, antwortete der Geschäftsführer: „Es gibt Positionen, auf denen ich Bedarf sehe. Ob und was wir im Winter unternehmen, hängt auch davon ab, wie sich unsere junge Mannschaft in der Hinrunde entwickelt.“

Terodde und Cordoba erzielten 2018/19 49 Tore

Was zum Beispiel folgendes bedeuten könnte: Fangen die bislang noch torlosen Youngster-Stürmer Tim Lemperle und Damion Downs an, regelmäßig zu treffen, bräuchte Keller eventuell keinen Torjäger neu zu verpflichten. Wobei die Messlatte hoch hängt. Beim Aufstieg 2019 sorgte das Duo Simon Terodde (29) und Jhon Cordoba (20) für insgesamt 49 Tore.

Zumindest kann Downs am Samstag wieder auf Torejagd gehen. Der 20-Jährige stand nach seiner Prellung aus der Partie in Sandhausen am Donnerstag wieder auf dem Trainingsplatz und ist ebenso wie Dejan Ljubicic ein Kandidat für die Startelf, die gegen Braunschweig den zweiten Sieg in Folge landen will. Und damit den nächsten Schritt gehen will, das Muster aus der Saison 2023/24 beiseite zu legen und an einem neuen, besseren zu stricken.