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Knoten noch nicht geplatztFC-Sturmduo wartet auf das erste Erfolgserlebnis

Lesezeit 4 Minuten

Noch torlos: Die Kölner Doppelspitze um Damion Downs (l.) und Tim Lemperle.

Tim Lemperle und Damion Downs bilden beim 1. FC Köln ein emsiges Sturmduo – doch bislang fehlt der Ertrag. Trainer Gerhard Struber hält seine schützende Hand über sein Personal.

Das Pokalspiel beim SV Sandhausen steuerte auf die 70. Minute zu, der Außenseiter war kurz zuvor auf 1:2 herangekommen, als sich Fußball-Zweitligist 1. FC Köln die Chance bot, die Dinge rechtzeitig wieder geradezubiegen. Damion Downs war nach einem Steckpass frei vor dem Tor des Drittligisten aufgetaucht, doch anstatt abzuschließen, entschied sich der junge Stürmer für einen Querpass. Dieser geriet zu ungenau, weshalb der mitgelaufene Sargis Adamyan den Ball am Fünfmeterraum verpasste. Die Möglichkeit zur Vorentscheidung war vertan, und am Ende musste der Favorit den Gang in die Verlängerung antreten, um sich durch einen unnötig knappen 3:2-Sieg in die nächste Runde zu schleppen.

Es war eine Szene mit Symbolcharakter. Ein Angreifer, der über ausreichend Selbstvertrauen verfügt, hätte sich aus wenigen Metern Torentfernung nicht zweimal bitten lassen und selbst den Abschluss gesucht. Den Aktionen von Damion Downs fehlt es derzeit allerdings an jener Überzeugung, die der 20-Jährige bei seinen beiden Treffern in der abgelaufenen Bundesliga-Saison unter Beweis gestellt hat.

Über die Effizienz können wir natürlich diskutieren.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

Der viel zitierte Knoten ist noch nicht geplatzt im Kölner Sturmzentrum, das sich nach dem Abgang von Davie Selke neu formiert hat. Nach den ersten drei Pflichtspielen der Saison warten sowohl der US-Amerikaner Downs als auch sein Sturmpartner Tim Lemperle (22), der bei seiner Leihe an die SpVgg Greuther Fürth immerhin elf Scorerpunkte vorzuweisen hatte, noch auf ein Erfolgserlebnis. Das laufstarke Duo investiert viel, um in vorderster Reihe der Kölner Pressing-Idee gerecht zu werden. Was bislang allerdings fehlt, ist die Belohnung für all den Aufwand. Dies wiederum ist einer von mehreren Gründen für den holprigen Saisonstart des FC.

Dabei mangelte es nicht an klaren Möglichkeiten. Bei der Auftaktniederlage gegen den Hamburger SV (1:2) verpasste Tim Lemperle kurz vor der Halbzeit aus kurzer Distanz den Anschlusstreffer, der den Kölnern erst in der Schlussphase gelang. Beim mageren 2:2 bei der SV Elversberg war es Damion Downs, der frei stehend die erneute Führung liegen ließ. Stattdessen glitt dem FC das Geschehen aus der Hand. In Sandhausen kam vor Downs Großchance dann auch noch Pech dazu, als Lemperle das mögliche 3:0 verweigert wurde.

Es wäre wohl die frühzeitige Entscheidung gewesen, und Trainer Gerhard Struber hätte hinterher nicht einräumen müssen: „Über die Effizienz können wir natürlich diskutieren.“ Der Österreicher hält aber ebenso seine schützende Hand über sein Personal, und zwar „in dem Wissen, dass wir viele junge Burschen auf dem Platz haben, wo wir natürlich auch wissen, dass das nicht von heute auf morgen springt“. Um den Entwicklungsprozess, den die verjüngte Kölner Elf durchläuft, greifbarer zu machen, wählte Struber das Bild eines „Marathons“ und bat um Verständnis, wenn die Dinge nicht gleich auf Anhieb funktionieren: „Wir müssen die Buam mitnehmen auf dem Weg und ihnen auch die Zeit geben, dass sie einfach in dieses Toreschießen kommen.“

Wir sind dran, diese Jungs mehr ins Treffen zu bringen und in eine Richtung zu bewegen, dass die Effizienz steigt.
Gerhard Struber

Zeit, die der 1. FC Köln zur Erreichung seiner ambitionierten Vorhaben allerdings nur in begrenztem Maße zur Verfügung stehen hat. Gerhard Struber ist sich dem schmalen Grat bewusst: „Ich weiß, dass der Anspruch hoch ist. Und wenn man sich so viele Chancen herausspielt wie heute, dann möchte man mehr Tore sehen“, erklärte der 47-Jährige am Sonntag in Sandhausen. Der als Talentförderer bekannte Österreicher erinnerte aber ebenso: „Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass viele Spieler, die gerade erst bei uns zum Stammspieler geworden sind, noch vor ganz kurzer Zeit bei uns in der zweiten Mannschaft agiert haben. Wir sind dran, diese Jungs mehr ins Treffen zu bringen und in eine Richtung zu bewegen, dass die Effizienz steigt.“

Damit ist allerdings nur ein Teil der Problematik benannt. Denn neben der jungen Garde um Tim Lemperle und Damion Downs haben auch erfahrenere Kräfte noch nicht getroffen. Die Strafraumstürmer Steffen Tigges und Florian Dietz (beide 26) sorgten nach ihren Einwechselungen lediglich vereinzelt für Gefahr. Eine weitaus größere Enttäuschung bedeuten die Darbietungen des vermeintlichen Unterschiedsspielers Luca Waldschmidt (28) sowie von Sargis Adamyan (31), die auch eine Liga tiefer bislang nicht zur Form länger vergangener Tage zurückgefunden haben. Das anstehende Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am Samstagabend (20.30 Uhr/Sky) könnte eine gute Gelegenheit darstellen, um den Bock umzustoßen. Das Zweitliga-Schlusslicht reist mit null Punkten und 2:8 Toren nach Müngersdorf und erwies sich auch im Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt (1:4) als akut anfällig.