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Mühsamer Sieg im DFB-Pokal1. FC Köln sucht noch nach Stabilität

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Kölner Jubelkneul: Linton Maina (l.) und Jan Thielmann bejubeln den Zittersieg in Sandhausen.

Die in der Zweiten Liga noch sieglosen Geißböcke wenden mit dem Einzug in die zweite Pokalrunde eine frühe Krise ab. Trainer Gerhard Struber lobt die Moral.

Mathias Olesen trat die Heimkehr aus der Kurpfalz mit einer kleinen Trophäe im Gepäck an. Nach seinem Tor, das den 3:2-Sieg nach Verlängerung bei Drittligist SV Sandhausen besiegelt hatte, war der luxemburgische Nationalspieler des 1. FC Köln zum „Spieler des Spiels“ gekürt worden. Das Präsent des übertragenden Fernsehsenders dürfte einen besonderen Platz in Olesens Vitrine erhalten. Es dient als Erinnerungsstück an seinen ersten Treffer überhaupt als Kölner Profi. Nach einer Ecke hatte der 23-Jährige den Ball im Gewühl per Kopf über die Linie gedrückt. „Das war richtig schön“, freute sich Olesen, der dem nach zwei Spieltagen noch sieglosen Fußball-Zweitligisten vier Minuten vor dem drohenden Gang ins Elfmeterschießen den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals gesichert hatte.

Im Kölner Lager bestand Einigkeit darüber, dass es niemals so weit hätte kommen dürfen. „Wir hatten 60 Minuten alles unter Kontrolle und haben uns viele Chancen herausgespielt“, fasste Mathias Olesen das über weite Phasen einseitige Geschehen zusammen, zu dem sich eine Kölner Stimmhoheit auf den Rängen gesellt hatte. Dennoch brachte der FC das Kunststück fertig, eine vermeintlich sichere 2:0-Führung durch Tor-Debütant Julian Pauli (19.) und Linton Maina (34.) noch aus der Hand zu geben. Nach Besar Halimis überraschendem Anschlusstreffer (59., Handelfmeter) war der Favorit in seiner bis dato nahezu beschäftigungslosen Defensive „ein bisschen hektisch“ geworden“, wie Olesen die aufkommende Verunsicherung beschrieb, die in der sechsten Minute der Nachspielzeit im 2:2-Ausgleich durch Richard Meier gipfelte.

Wir haben uns in der Verlängerung wiedergefunden, das war am Ende ganz viel Kopfsache.
Mathias Olesen, FC-Siegtorschütze

Der Favorit wankte, es drohte früh in der Saison die erste Krise, doch er stürzte nicht. „Wir haben uns in der Verlängerung wiedergefunden, das war am Ende ganz viel Kopfsache“, sprach Mathias Olesen von einer gelungenen Reaktion des FC auf den späten „Nackenschlag“ (Trainer Gerhard Struber). Dabei war der Sieggarant erst recht kurzfristig in die Startelf gerutscht. Die Ausfälle von Eric Martel (Gelb-Rot-Sperre) und Dejan Ljubicic (Knieprobleme) führten zum ersten Saison-Einsatz des Leihrückkehrers, der von Struber am Vorabend informiert worden war. „Ich war natürlich ein bisschen nervös“, gestand Olesen, der anfügte: „Ich habe probiert, mein Spiel zu machen.“ Das gelang ihm durch hohe Lauffreudigkeit und eine geringe Fehlerquote – mit dem erlösenden Siegtor als Krönung.

Julian Pauli benötigte für sein erstes Profitor gerade mal drei Spiele. „Unbeschreiblich“ nannte der junge Innenverteidiger, der für Routinier Dominique Heintz in die Anfangsformation zurückgekehrt war, das Gefühl, das ihn nach seinem Kopfballtreffer – ebenfalls auf Ecke von Maina – übermannte. „Ich habe den Moment vor den Fans einfach genossen.“ Doch auch Pauli haderte mit den Nachlässigkeiten, die der FC an beiden Enden des Spielfeldes offenbarte. „Wir haben es unnötig spannend gemacht und hätten das Spiel auf jeden Fall schon vorher entscheiden können“, befand der 19-Jährige, der mit Blick auf den Chancenwucher festhielt: „Das war ja schon das Problem der ersten Spiele. Da müssen wir einfach konsequenter vor dem Tor sein.“ Bei der Entstehung des zweiten Gegentores patzte dann wiederum einmal mehr die Defensive. „Die Zuordnung war nicht gut. Das müssen wir besser verteidigen“, sagte Pauli.

Wichtig ist, das nehmen wir mit, der große Glauben ans Gewinnen. Wir haben nie aufgegeben.
Gerhard Struber, FC-Trainer

Gerhard Struber atmete nach seinem ersten Sieg als FC-Trainer besonders tief durch. „Wichtig ist, das nehmen wir mit, der große Glauben ans Gewinnen. Wir haben nie aufgegeben“, lobte der Österreicher die Moral seiner jungen Mannschaft. Dass diese wie schon in Elversberg (2:2) nach einer überlegen geführten ersten Halbzeit zwischenzeitlich die Kontrolle verloren hatte, begründete Struber wie folgt: „Das hat mit Stabilität zu tun. Wir hatten viele Jungs auf dem Platz, die vor kurzem noch im Nachwuchs gespielt haben und die jetzt erstmal bei uns reinwachsen müssen. Es gibt gewisse Phasen, in denen man mit Erfahrung ein Spiel ein Stück weit ruhiger und klarer gestalten kann. Diese Erfahrungswerte haben wir noch nicht. Aber solche Spiele mit so einer großen mentalen Beanspruchung helfen uns extrem weiter.“

Struber sprach von einem „Entwicklungsprozess, in dem wir stecken“ und verwies auf den herausfordernden Spagat zwischen Erfolgsdruck und Talentförderung: „Wir haben eine gewisse Geduld. Gleichzeitig wissen wir, dass uns das in der Meisterschaft zum Verhängnis werden kann. Daher gilt es, schnell zu lernen, damit wir in gewissen Situationen schlauer werden.“ Timo Hübers ist vom Lernerfolg überzeugt: „In erster Linie ist das Erfolgserlebnis für uns selbst wichtig“, sagte der Kapitän. „Der Sieg bestärkt uns in der Idee, wie wir in dieser Saison spielen wollen.“