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1. FC Köln vor BochumWarum Eric Martel in die Startelf zurückkehrt

Lesezeit 4 Minuten

Furchtlos im Zweikampf: „Maskenmann“ Eric Martel bei der Kölner Punkteteilung in Augsburg.

Nach dem verpassten Befreiungsschlag in Augsburg steht der 1. FC Köln im Kellerduell gegen den VfL Bochum mehr denn je unter Druck. Nur ein Sieg hält die Hoffnung auf die direkte Rettung am Leben.

Eric Martel ist ein Mann fürs Grobe. Trotz seines jungen Alters verfügt der 21-Jährige bereits über einen robusten Körper, mit dem er keinem Zweikampf aus dem Weg geht. Beim 1. FC Köln sind Martels kämpferische Tugenden längst unverzichtbar geworden. Von den 24 Punktspielen, die der defensive Mittelfeldspieler in der laufenden Saison absolvierten konnte, gehörte er in nahezu jeder Begegnung der Startelf an. Die einzige Ausnahme bildete das 1:1 am vergangenen Wochenende beim FC Augsburg, wo Martel erstmals nur als Einwechselspieler fungierte.

Doch weil die Idee von Timo Schultz, mit der vermeintlich spielstärkeren Doppelsechs um Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic für mehr offensive Akzente zu sorgen, nicht wie erhofft aufgegangen war, steht Eric Martel nur eine Woche später vor der Rückkehr in die Anfangsformation. Die Aufgabe scheint dabei wie gemacht zu sein für den widerstandsfähigen Sechser. Der womöglich schon vorentscheidende Kellerkracher der Fußball-Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion/Sky) gegen den VfL Bochum dürfte ein reines Kampfspiel werden.

Eric ist für uns ein sehr wichtiger Spieler mit seiner Physis und der Art und Weise, wie er vor der Abwehr den Laden zusammenhält.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Timo Schultz bestätigte am Donnerstag, sich in diesem Zusammenhang intensiv mit der Personalie Eric Martel zu beschäftigen. „Ja, absolut“, antwortete der FC-Trainer bei der Spieltags-Pressekonferenz auf die Frage, ob er mit einer Rückbeorderung des jungen Sechsers in die erste Elf liebäugeln würde. Der FC-Trainer lieferte die Begründung in Form einer Lobeshymne gleich mit. „Eric ist für uns ein sehr wichtiger Spieler mit seiner Physis und der Art und Weise, wie er vor der Abwehr den Laden zusammenhält. Nicht nur bei uns, sondern auch bei der U21-Nationalmannschaft, wo er sogar Kapitän ist. Er hat sich vollkommen zu Recht einen enormen Stellenwert erarbeitet“, schwärmte Schultz vom Mittelfeld-Talent.

Wegen einer von der U21-Nationalmannschaft mitgebrachten Gesichtsverletzung im Augenbereich hatte Eric Martel seinen 24-minütigen Einsatz in Augsburg mit einer Spezialmaske bestreiten müssen. „Vielleicht“, mutmaßte Timo Schultz, sei der gebürtige Straubinger dadurch „ein bisschen gehandicapt“ gewesen. Was den Kölner Trainer wiederum darin bestärkt hatte, für die im Abstiegskampf so wichtige Belebung der Offensive „mal eine andere Idee“ auszuprobieren.

Wir haben noch alles in der eigenen Hand. Das müssen wir am Samstag von der ersten Minute an zeigen.
Thomas Kessler, Leiter Lizenzfußball 1. FC Köln

Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd. „Wir haben uns natürlich viel mehr vorgenommen in Augsburg, wollten viel mutiger, viel offensiver auftreten. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir das nicht mehr so gut hinbekommen“, bemängelte Timo Schultz im Rückblick auf die glückliche Punkteteilung. Die Umschaltsituationen seien „häufig zu fahrig ausgespielt“ worden. „Wir sind teilweise nicht mal bis zum Abschluss gekommen. Das ist ein Thema, bei dem wir zulegen können und auch müssen.“ Steigerungsbedarf haben die Kölner auch in Sachen Zweikampfhärte. Gegen Augsburg wurden zu viele Duelle nicht energisch genug geführt.

Abhilfe soll Eric Martel schaffen. Zumal mit Bochum ein Gegner nach Müngersdorf kommt, der auf lange Bälle setzt. „Darauf müssen wir vorbereitet sein, damit wir nicht kalt erwischt werden“, mahnte Timo Schultz, der bei Martel keine Einschränkungen mehr erwartet: „Eric ist wieder bei 100 Prozent.“ Martel soll dazu beitragen, dass über rassige Zweikämpfe der Funken auf die Ränge überspringt. „Wir müssen das Publikum mitnehmen“, forderte Thomas Kessler, der die Kölner Fans im Kampf gegen den drohenden siebten Abstieg der Vereinsgeschichte als „Riesen-Faustpfand“ betrachtet. Gleichwohl sieht der Lizenzspielerleiter seine Mannschaft stärker denn je in der Pflicht: „Wir haben noch alles in der eigenen Hand. Das müssen wir am Samstag von der ersten Minute an zeigen.“

Die Jungs sind voller Energie und haben Lust aufs Wochenende. Sie wissen, dass wir eine Riesenchance haben, gegen Bochum einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Schließlich steht das wohl wichtigste Spiel der bisherigen Saison an, das für die Kölner sieben Spieltage vor dem Ende Chance und Risiko zugleich darstellt. Gelingt der so dringend erforderliche vierte Saisonsieg, würde der FC zu Gegner Bochum aufschließen und den Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz auf einholbare vier Punkte verkürzen. „Die Jungs sind voller Energie und haben Lust aufs Wochenende. Sie wissen, dass wir eine Riesenchance haben, gegen Bochum einen Schritt in die richtige Richtung zu machen“, hebt Timo Schultz die Chance hervor und konkretisiert: „Vom Tabellenstand her, aber auch, was das Selbstvertrauen angeht, dass wir mal in einen Lauf kommen und vielleicht eine kleine Serie starten können.“

Schaffen die Kölner dagegen auch im achten Spiel in Folge keinen dreifachen Punktgewinn, wäre die letzte realistische Chance auf den direkten Klassenerhalt dahin – und die noch recht ruhige Stimmung im Umfeld könnte kippen. Trotz der Bedeutung des Kellerduells dämpfte Schultz die Hoffnung auf einen längeren Einsatz von Luca Waldschmidt, der in Augsburg zu einem Kurz-Comeback gekommen war. „Natürlich möchte man einen Spieler wie Luca Waldschmidt so lange wie möglich dabei haben“, erklärte der FC-Trainer. „Aber er war zehn Wochen raus. Es muss alles Sinn machen, wir dürfen kein Risiko eingehen.“ Es sei aber „schön zu wissen, dass da einer auf der Bank sitzt, der mit einer Aktion den Unterschied machen kann“.