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1. FC KölnDerby gegen Gladbach soll für den FC zum Wendepunkt werden

Lesezeit 4 Minuten
Fußballspieler stehen auf einem Fußballplatz.

Hoffnungsträger: Mark Uth (Mitte) steht im Derby gegen Gladbach vor seinem Saisondebüt.

Der 1. FC Köln steht als Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga mit dem Rücken zur Wand. Das Derby am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach soll die Wende zum Guten bringen

Wer ganz unten angekommen ist, kennt nur noch eine Blickrichtung. „Tiefer geht es nicht, 19. können wir nicht werden. Wir sind 18., also geht der Weg nur nach oben“, beschreibt Steffen Baumgart die aktuelle Situation des 1. FC Köln. Eine Sichtweise, die den ganzen Optimismus des Schlusslichts der Fußball-Bundesliga zum Start der Trainingswoche vor dem richtungsweisenden Derby am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) gegen Borussia Mönchengladbach zum Ausdruck bringen sollte. Ein Spiel, dessen Bedeutung für die Geißböcke über das normale Maß der gewachsenen Rivalität zu den Gladbachern hinausgeht. Dieses 97. Bundesliga-Duell soll für den FC nach nur einem Punkt aus den ersten sechs Partien der Saison 2023/24 zum Wendepunkt werden.

Steffen Baumgart ist der aufziehende Druck vor dem 8. Spieltag am Dienstag nicht anzumerken. Der 51-Jährige fühlt sich nach vier freien Tagen „gut erholt“ und hat sich laut eigener Aussage nicht allzu viele Gedanken um die bescheidene, sportliche Situation der von ihm trainierten Mannschaft gemacht. „Es sind doch immer die gleichen Gedanken, die muss ich mir nicht jeden Tag machen. Wir haben zu wenig Punkte und die Tabelle lesen kann ich auch.“

Das FC-Lazarett hat sich gelichtet

Es geht vielmehr darum, dass die Mannschaft wieder konstant das auf den Platz bringt, was den FC in den vergangenen beiden Jahren ausgezeichnet hat. „Dann haben wir die Möglichkeit, Spiele zu gewinnen — sonst nicht“, sagt Baumgart. Der Trainer hat längst erkannt, dass das größte Problem in einer sportlichen Abwärtsspirale, so wie sie die Kölner gerade erfasst hat, die mentale Verfassung ist: „Wir müssen tagtäglich daran arbeiten, dass der Kopf nicht mehr das Entscheidende ist.“

Dabei könnte helfen, dass sich der Trainingsplatz in dieser Woche gefüllt hat. Davie Selke und Luca Waldschmidt sind nicht mehr krank und Leart Pacarada hat seine Rückenprobleme überstanden. Auch Jan Thielmann absolvierte am Dienstag große Teile des Mannschaftstrainings mit. Linton Maina und Benno Schmitz sollen wie die Nationalspieler Florian Kainz, Dejan Ljubicic und Mathias Olesen am Mittwoch wieder einsteigen. „Das Lazarett lichtet sich, wir sind mit 25 Leuten auf dem Platz. Ich freue mich für die Langzeitverletzten, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt“, erklärte der FC-Chefcoach.

Das Derby ist wichtig für unsere Emotionen und das Punktekonto.
Steffen Baumgart, Cheftrainer 1. FC Köln

Zu diesen Langzeitverletzten zählt neben Thielmann und Florian Dietz auch Mark Uth. Der so lange und schmerzlich vermisste Spielmacher steht am Sonntag vor seinem Saisondebüt. Darauf hofft Baumgart jedenfalls: „Mark kann das Tempo gehen, das haben die Daten aus dem Testspiel gegen Reusrath gezeigt. Er hat keine Probleme mehr. Es sieht für den Sonntag sehr gut aus.“ Mehr als nur ein Hoffnungsschimmer, denn der 31-jährige Porzer bringt nicht nur fußballerische Klasse, sondern auch die Qualitäten eines Führungsspielers mit. Eigenschaften, die die Geißböcke in ihrer misslichen Lage nur allzu gut gebrauchen können.

Zusätzliche Motivation gibt es ohne Zweifel durch den Gegner, der für Mannschaft und Fans zu jedem Zeitpunkt einer Saison und unabhängig vom Tabellenstand das besondere Prickeln auslöst. „Das ist ein Spiel, das alle in der Region mitreißt und sehr viel mit sich zieht. Das Derby ist wichtig für unsere Emotionen und unser Punktekonto“, fasste Baumgart zusammen.

Wenn wir die Ruhe behalten wollen, müssen wir Punkte holen.
Steffen Baumgart, Cheftrainer 1. FC Köln

Der Trainer genießt trotz der miserablen Punkteausbeute das volle Vertrauen von Vorstand und Geschäftsführung und freut sich über den Rückhalt: „Es ist wichtig, die Ruhe zu bewahren. Auf einem gemeinsamen Weg geht es nicht immer nach oben.“ Baumgart weiß aber, dass es bei ausbleibendem Erfolg auch für ihn unruhig werden kann: „Wenn wir die Ruhe behalten wollen, müssen wir Punkte holen“, sagte er und griff noch einmal in seinen Vorrat an Optimismus: „Es wird schon alles ins Laufen kommen.“


Freude bei Kainz und Ljubicic, Frust bei Olesen

Drei A-Nationalspieler des 1. FC Köln sind am Dienstag mit unterschiedlichen Gefühlen ans Geißbockheim zurückgekehrt. Während sich FC-Kapitän Florian Kainz (nach der ersten Halbzeit ausgewechselt) und Dejan Ljubicic (ohne Einsatzzeit) nach dem 1:0-Sieg in Aserbaidschan darüber freuen dürfen, 2024 mit Österreich bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland dabei zu sein (siehe nebenstehenden Bericht), muss Mathias Olesen diesen Traum mit Luxemburg wohl begraben. Nach der 0:1-Heimniederlage am Montagabend gegen die Slowakei weisen die Luxemburger vor den beiden letzten Spieltagen fünf Punkte Rückstand auf die zweitplazierten Slowaken auf. Olesen spielte über 90 Minuten als Zehner durch. Das FC-Trio steigt am Mittwoch wieder in das Mannschaftstraining des Bundesligisten ein. (sam)