Der Vorstand des 1. FC Köln hat sich vor dem Bundesligaspiel beim VfL Bochum zu Wort gemeldet und der sportlichen Führung Rückendeckung gegeben.
1. FC KölnEs herrscht ungewohnt viel Ruhe in unruhigen Zeiten
Es gehört zum Geschäft, wenn bei einem Tabellenletzten Unruhe aufkommt. Zumal es sich beim aktuellen Schlusslicht der Fußball-Bundesliga um den 1. FC Köln handelt und dieser nach zehn Spieltagen der Saison 2023/24 mit fünf Punkten und einem Torverhältnis von 8:22 allen Erwartungen deutlich hinterherhinkt. In der Domstadt, das ist in Fußball-Deutschland hinlänglich bekannt, wird es normalerweise auch schneller Mal unruhig als an anderen Bundesliga-Standorten der Republik. Vor allem, wenn nach anhaltender Erfolglosigkeit ein „Endspiel“ bei einem direkten Konkurrenten vor der Tür steht.
Das Team von Cheftrainer Steffen Baumgart tritt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) beim VfL Bochum und kann mit einem Sieg nicht nur den eigenen Gegner sondern im günstigsten Fall auch noch Mainz, Union Berlin und Darmstadt überholen. Drei Punkte und die Kölner Welt sähe auf Platz 14 schon wieder viel freundlicher auf.
FC kann mit Sieg in Bochum auf Rang 14 springen
Das Spiel muss aber erst einmal gespielt werden. Und so lange die Möglichkeit besteht, dass die Geißböcke erneut verlieren und das bei einem Gegner, den sie eigentlich schlagen müssen, bleibt das Umfeld nervös und sehr aufgeregt. Diesem Eindruck kann sich auch der FC-Vorstand nicht erwehren. Bei ihrer jüngsten Tour durch die Fanclubs sahen sich Präsident Werner Wolf sowie die Vizes-Präsidenten Eckhart Sauren und Carsten Wettich mit so vielen kritischen Fragen konfrontiert, dass sie sich vor dem Bochum-Spiel über ihre „Vorstandspost“ öffentlich an die rund 133.000 Mitglieder gewendet haben.
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„Die aktuelle Situation liegt deutlich unterhalb der Erwartungen und auch unterhalb der Möglichkeiten, über die der Kader verfügt“, macht der Vorstand zunächst seiner Unzufriedenheit über die Punktausbeute und Tabellenplatz 18 Luft. Wer aus seinen kritischen Fragen aber Schuld zuspricht und schnelle, personelle Veränderungen fordert, ist bei Wolf, Sauren und Rettich an der falschen Adresse. „Wir beobachten die Situation sehr genau und äußerst kritisch. Genau deshalb ist das Vertrauen in das Team auf dem Platz und in die sportliche Führung groß“, heißt es in der Vorstandspost. Was nichts anderes bedeutet, als volle Rückendeckung für die Arbeit von Sportchef Christian Keller, Cheftrainer Steffen Baumgart und Thomas Kessler als Sportlicher Leiter.
Der FC-Vorstand stützt sich bei seiner Einschätzung neben den guten Leistungen in den meisten Spielen auf den 3:1-Derbysieg gegen Gladbach und das zurückliegende Heimspiel. Das 1:1 gegen Augsburg habe nach den Rückschlägen in Leipzig (0:6) und Kaiserslautern (2:3) gezeigt, dass die Mannschaft an sich glaube und sich behaupte. „In solchen Phasen ist es wichtig, ruhig weiterzuarbeiten und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten hochzuhalten“, schreibt der Vorstand.
Eine Ruhe, die im Umfeld längst der Sorge und Nervosität der Anhänger weichen musste, intern aber die vorherrschende Rolle spielt: „Es ist wichtig, dass wir unseren Weg gehen — und den gehen wir als Verein. Ich glaube, dass wir trotz der schwierigen Situation viel Ruhe im Verein haben. Da hat es hier schon ganz andere Zeiten gegeben. Das ist auch das, was Dir in solchen Situationen hilft — und nichts anderes“, spürt Steffen Baumgart das volle Vertrauen der Verantwortlichen in seine tägliche Arbeit.
Neuralgische Punkte bei Flick und Svensson erreicht
Genau diese tägliche Arbeit des Trainerteams sowie die Rückmeldungen der Spieler, die ungefragt immer wieder betonen, dass sie den Weg mit Baumgart weitergehen wollen, ist der Grund dafür, dass im Geißbockheim noch nicht die große Hektik und Aktionismus ausgebrochen sind.
Wobei Steffen Baumgart mit seiner Einschätzung, dass in solch unruhigen Zeiten nur Ruhe hilft, nicht ganz richtig liegen dürfte. Auch bei den besten und beliebtesten Trainern kann der Moment kommen, in dem die Spieler nicht mehr auf ihn hören, ihm nicht mehr folgen können. Dann ist es besser zu verändern und getrennte Wege zu gehen, wie zuletzt die Beispiele von Bundestrainer Hansi Flick und Bo Svensson beim 1. FSV Mainz 05 gezeigt haben. Beim 1. FC Köln liegt dieser neuralgische Punkt allerdings noch außerhalb jeder Sichtweite.
Voraussichtliche Aufstellungen
VfL Bochum: Riemann; Gamboa, Masovic, K. Schlotterbek, Bernardo; Osterhage, Losilla; Asano, Stöger, Antwi-Adjei; Hofmann. – 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Heintz; Kainz, Martel; Waldschmidt, Uth, Maina; Selke.
Thielmann und Martel für die U21 nominiert
Jan Thielmann hat seit seiner schweren Muskelverletzung zwar erst wieder zwei Kurzeinsätze für den 1. FC Köln absolviert, U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo hat den 20-Jährigen aber trotzdem für die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Estland (17.11.) und Polen (21.11.) nominiert. Ebenfalls wieder mit dabei ist FC-Profi Eric Martel, der zuletzt auch verletzt hatte passen müssen. Bleibt zu hoffen, dass das Kölner Duo diesmal ohne Blessuren von der U21zurückkehren. Sowohl Martel als auch Thielmann hatten sich ihre Verletzungen bei Maßnahmen der Nationalmannschaft zugezogen. Für das Bundesliga-Spiel am Samstag beim VfL Bochum hat FC-Coach Steffen Baumgart den zuletzt gelb-rot gesperrten Mathias Olesen für den erkrankten Dejan Ljubicic nominiert. Ebenfalls zurück im Kader ist Faride Alidou für Max Finkgräfe.