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1. FC KölnU21-Nationaltorwart Jonas Urbig vor Wechsel zu Bayern München

Lesezeit 4 Minuten

Vor dem Abschied vom 1. FC Köln: Eigengewächs Jonas Urbig.

FC-Sportchef Christian Keller bestätigt auf dem Mitglieder-Stammtisch das Interesse des deutschen Rekordmeisters. Im Gespräch ist eine Ablöse im hohen einstelligen Millionenbereich.

Eigengewächs Jonas Urbig (21) steht vor einem sofortigen Abgang vom 1. FC Köln. Wie Sky am Mittwochabend zuerst vermeldete, hat der FC Bayern München mit dem U21-Nationaltorhüter eine mündliche Einigung über einen Wechsel noch in diesem Winter erzielt. Offenbar hat die Verletzung von Bayerns Ersatzkeeper Daniel Peretz (24) Bewegung in das schon länger bekannte Interesse der Münchner gebracht. Die Verhandlungen zwischen beiden Clubs laufen, dem Vernehmen nach fordert der Zweitliga-Tabellenführer acht Millionen Euro Ablöse für den noch bis Sommer 2026 vertraglich gebundenen Urbig. Ein erstes Angebot der Bayern sollen die Kölner abgelehnt haben.

„Richtig ist, dass es von mehreren europäischen Topclubs – und Bayern ist sicherlich auch ein europäischer Topclub – Interessensbekundungen an Jonas Urbig gibt. Mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen. Vielleicht sage ich noch eins: Wenn dann ein Spieler Möglichkeiten hat, die er bei uns vielleicht nicht hat, egal wie er heißt, dann ist es auch nicht so unverständlich, wenn ein Spieler sich vielleicht auch gedanklich mal mit solchen Möglichkeiten auseinandersetzt“, erklärte FC-Sportchef Christian Keller auf dem Mitglieder-Stammtisch am Abend im Coloneum.

Jonas Urbig war am Dienstag im Testspiel gegen Viktoria Köln als einziger FC-Spieler nicht zum Einsatz gekommen. Offenbar, um den sich anbahnenden Transfer nicht zu gefährden. Der erst vor Saisonbeginn von seiner Leihe an die SpVgg Greuther Fürth zurückgekehrte Euskirchener ist nur noch die Nummer zwei bei seinem Heimatverein. Infolge des Fehlstarts hatte Urbig seinen im Sommer zugesicherten Platz zwischen den Pfosten nach dem zehnten Spieltag an Marvin Schwäbe (29) zurückgeben müssen. Schwäbe hatte die Kölner nach dem Abstieg verlassen wollen und sollen, blieb bei der Suche nach einem neuen Verein jedoch erfolglos. Daraufhin ging der FC mit zwei potenziellen Stammtorhütern in die Saison.

Ich bin im Moment sehr zufrieden mit meiner Nummer eins – und die heißt Marvin Schwäbe.
Gerhard Struber, FC-Trainer

Trainer Gerhard Struber verteidigte nun noch einmal den von ihm vorgenommenen Torwartwechsel im Herbst: „Es war aus meiner Sicht notwendig, der Mannschaft ein Stück weit mehr Erfahrung zufließen zu lassen. Jonas Urbig bringt unglaublich viel mit für die Zukunft und wird mit Sicherheit auf einem hohen Niveau Karriere machen. Für mich war es aber wichtig, eine Entscheidung zu treffen, die der Mannschaft Stabilität gibt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war. Ich bin im Moment sehr zufrieden mit meiner Nummer eins – und die heißt Marvin Schwäbe“, erklärte der Österreicher bei seinem Premierenbesuch des Mitglieder-Stammtischs.

Überhaupt war der drohende Abgang mehrerer Eigengewächse ein zentrales Thema für die 400 FC-Mitglieder im Coloneum. „Ich habe das Gefühl, dass das Thema Wirtz ein kollektives Trauma in der Bewertung unserer Nachwuchsarbeit ausgelöst hat“, befand Christian Keller, der dagegenhielt: „Der 1. FC Köln war in der Vorrunde der Saison 2024/25 unter allen 36 deutschen Erst- und Zweitligisten der Verein, der die meisten Spielminuten für Spieler unter 23 Jahren ermöglicht hat. Also sind wir deutschlandweit aktuell im Moment der Standort, der die meisten jungen Spieler einsetzt, die bei uns ausgebildet worden sind.“ An diesem Weg wollen die Geißböcke festhalten, wie Vizepräsident Eckhard Sauren betonte: „Unser Ziel ist es, die Zahl der Abgänge von Spielern mit Profiperspektive so gering wie möglich zu halten.“

1. FC Köln, MMC-Studios, Mitgliederstammtisch, von links: Gerhard Struber, Christian Keller, eckhard Sauren (1. FC Köln), 15.01.2025, Bild: Herbert Bucco

Trainer Gerhard Struber, Sportchef Christian Keller und Vizepräsident Eckhard Sauren (v.l.) stellten sich im Coloneum den Fragen der Mitglieder.

Bei Torjäger Tim Lemperle, der sich spätestens im Sommer ablösefrei der TSG Hoffenheim anschließen wird, ist das nicht gelungen. Jonas Urbig wird aller Voraussicht nach kurzfristig folgen. Auch um Max Finkgräfe, der hinten links derzeit das Nachsehen gegen den erfahrenen Leart Pacarada hat, gibt es Wechselgerüchte. Der VfB Stuttgart soll am U20-Nationalspieler interessiert sein. „Max ist ein wichtiger Spieler für uns. Er hat in den letzten Wochen unter Beweis gestellt, dass er bereit ist, den Kampf auf dem linken Flügel anzunehmen. Er hat im Trainingslager ein richtig gutes Gesicht gezeigt“, lobte Struber. Der FC-Trainer sagte aber auch: „Max hat durch Verletzungen in wichtigen Phasen immer wieder einen neuen Anlauf nehmen müssen und Leart hat in mehreren Spielen sehr starke Leistungen gebracht.“ Keller fügte an: „Wer spielt, entscheidet allein die Trainingsleistung. Am Schluss geht es nicht um Jung oder Alt, sondern darum, mit welchem Spieler wir Spiele gewinnen können.“

Nach den Verpflichtungen der Verteidiger Jusuf Gazibegovic (Sturm Graz) und Joel Schmied (FC Sion) bemühen sich die Kölner derzeit noch um Verstärkung für den Sturm. „Wir planen, noch etwas im Angriff zu realisieren. Wir würden uns gerne noch in der Breite verstärken. Ob das gelingt, kann ich jetzt nicht sagen“, sagte Keller.