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1. FC Köln gegen FrankfurtRiesiger Einsatz – und doch gelingt offensiv kaum etwas

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Als offensiver Antreiber gefordert: FC-Trainer Steffen Baumgart.

Als Offensiv-Antreiber gefordert: FC-Trainer Steffen Baumgart.

Der Auftritt in Frankfurt macht sichtbar, auf welchen Dingen der FC aufbauen kann. Er zeigt aber auch, wo noch reichlich Verbesserungsbedarf besteht.

Gegentore kurz vor Ultimo haben zumeist einen faden Beigeschmack. Thomas Kessler wollte sich davon nicht freisprechen nach dem späten Schlag, den der 1. FC Köln bei der Frankfurter Eintracht erlitten hatte. Als „natürlich bitter“ beschrieb der Sportliche Leiter den Umstand, dass den Kölnern der bereits zum Greifen nah gerückte erste Saisonsieg drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit doch noch entrissen worden war. Nach der glücklichen Pausenführung der Gäste durch einen von Florian Kainz verwandelten Foulelfmeter (43.) hatte Niels Nkounkou mit seinem Flachschuss zum 1:1-Endstand erst in der 87. Minute dafür gesorgt, dass die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart auch nach dem dritten Spieltag noch sieglos dasteht.

Entwarnung bei Jeff Chabot

Doch Thomas Kessler hatte recht schnell seinen Frieden geschlossen mit den aus Kölner Sicht höchst unglücklich verlaufenen Schlussminuten. „Den Punkt aus Frankfurt“, befand der 37-Jährige im Nachgang des hart erkämpften Remis beim Europapokal-Teilnehmer, „nehmen wir natürlich trotzdem gerne mit.“ Schließlich sorgte die Punkteteilung dafür, dass der FC nach zwei knappen Auftakt-Niederlagen in Dortmund (0:1) und gegen Wolfsburg (1:2) nicht ohne etwas Zählbares den Gang in die erste Unterbrechung der noch jungen Fußball-Bundesliga-Saison antrat. „Es ist wichtig, dass wir angeschrieben haben“, drückte es der Österreicher Florian Kainz aus.

Es war ein kleiner Etappenerfolg, der „Aufschwung“ bringen soll, wie Linksverteidiger Leart Paqarada erklärte. Weil er nicht zuletzt aus psychologischen Gesichtspunkten wertvoll ist für die im Umbruch befindlichen Kölner. „Die Jungs hätten es sich nicht verdient gehabt, mit null Punkten in die Länderspielpause zu gehen“, befand Thomas Kessler, als er die ersten drei Ligaspiele Revue passieren ließ. Wohlwissend, dass ein schmerzhafter Fehlstart durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hatte, betrachtet man die Schwere der Aufgaben, mit denen sich der FC konfrontiert sah. „Wir wussten, dass der Start ambitioniert wird und die Mannschaften wahrscheinlich am Ende der Saison vor uns landen“, setzte Kessler den errungenen Zähler ins Verhältnis zu den Ambitionen der Kölner Widersacher.

Wir werden versuchen, nach vorne klarer zu werden.
Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Köln

Der Auftritt in Frankfurt machte sichtbar, auf welchen Dingen Steffen Baumgarts Mannschaft aufbauen kann, wenn es am 16. September gegen die TSG Hoffenheim weiter geht. Er zeigte aber auch, in welchem Bereich noch reichlich Verbesserungsbedarf besteht. Vorbildlich war wie so häufig der immense Aufwand, den die Kölner betrieben. „Unsere Mannschaft hat unglaublich viel investieren und laufen müssen. 126 Kilometer sind wieder eine gute Leistung gegen den Ball“, lobte Thomas Kessler das pausenlos in Bewegung befindliche Kölner Team, aus dessen Defensive Jeff Chabot (bei dem nach seiner Auswechslung keine strukturelle Verletzung diagnostiziert wurde) und Eric Martel hervorstachen. „Wir haben uns mit allem, was wir haben, dagegengestemmt“, freute sich Baumgart.

Ein einziges Mal, in der 87. Minute, war der Widerstand zu gering gewesen. Als die Kölner in Person von Faride Alidou behäbig in den Zweikampf gegangen waren, wurden sie prompt bestraft. Vor dem Ausgleich hatte die Eintracht-Leihgabe den Ball in der Nähe des Kölner Strafraums viel zu leicht hergegeben. „Wie das Tor fällt, ist für uns schwierig“, ärgerte sich Baumgart, der Alidou in Schutz nahm: „Solche Dinge passieren leider, gehören aber zu einer Entwicklung dazu. Faride kann gerne Fehler machen, aber was er nicht machen darf, ist aufhören. Das hat er auch nicht.“

Was den Kölnern dagegen misslang, war die Herausforderung, die defensive Last in ein ausgewogeneres Verhältnis zu den Vorstößen zu bringen. In 90 Minuten erspielten sie sich keine einzige klare Torchance. 35 Prozent Ballbesitz bildeten einen Seltenheitswert in der Ära Baumgart. „Wir haben die Ballgewinne nicht sauber durchspielen können. Deswegen konnten wir auch keine Nadelstiche setzen“, analysierte Kessler.

Vielseitiges Offensivproblem

Selke-Vertreter Steffen Tigges blieb ohne jede Aktion. „Es war kein Stürmerspiel; kein Spiel, wo permanent Bälle in die Box geflogen sind“, beschrieb Kessler, der „schlechte Entscheidungen nach guten Ballgewinnen“ als einen Grund ausgemacht hatte. Dabei ist das Flankenspiel eigentlich die größte Waffe des FC. „Wir werden versuchen, nach vorne klarer zu werden“, kündigte Baumgart an.

Die Liste, weshalb der Kölner Offensivmotor noch nicht ins Laufen gekommen ist, gestaltet sich umfangreich. Während Davie Selke, Mark Uth und Jan Thielmann verletzt fehlen, sind Steffen Tigges und Linton Maina nach langer Pause gerade erst wieder in den Kader zurückgekehrt. Zudem suchen die Schlüsselspieler Florian Kainz und Luca Waldschmidt noch nach ihrer Bestform und der optimalen Position. Bei Denis Huseinbasic ist der Zauber der Premierensaison vorerst verflogen. Nachverpflichtung Faride Alidou gilt es noch zu integrieren. Und Sargis Adamyan hinkt weiter hinterher. „Es gibt noch ein paar Sachen, die nachgeholt werden müssen“, fasste Steffen Baumgart zusammen. Wie passend, dass nun erstmal Pause ist.