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1.FC KölnKellers Trainersuche über die Festtage

Lesezeit 5 Minuten
Dr. Christian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Köln.

Dr. Christian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Köln.

Das Feld der Kandidaten ist weit. Und schenkt man Kellers Worten vom vergangenen Freitag Glauben, haben sich bereits zahlreiche Trainer dem FC angeboten.

Der 1. FC Köln befindet sich im Ausnahmezustand. Nach der Trennung von Cheftrainer Steffen Baumgart am 21. Dezember und dem CAS-Urteil, das am gleichen Tag nur wenig später die Transfersperre für die Dauer von zwei Transferperioden gegen den Fußball-Bundesligisten bestätigte, war für die Verantwortlichen am Geißbockheim über Weihnachten keine Zeit für Besinnlichkeit. Geschäftsführer Christian Keller weilte jedenfalls nur kurz in seiner baden-württembergischen Heimat Gutmandingen bei Tuttlingen, um noch an den Festtagen die dringlichsten Aufgaben anzugehen.

Oberste Priorität besitzt die Trainerfrage. Während Baumgart seinen Followern über Instagram aus dem Skiurlaub in Österreich „Frohe Weihnachten“ wünschte und sich dabei glatt rasiert und mit einem Glas Weihenstephan in der Hand lächelnd präsentierte, drängt Keller bei der Suche nach einem Nachfolger für den 51-Jährigen die Zeit. Schon am Dienstag, 2. Januar, steht das erste Training in der Wintervorbereitung an, bevor der FC am 13. Januar die Bundesliga-Hinrunde mit dem Heimspiel gegen den FC Heidenheim beschließt. Es darf also davon ausgegangen werden, dass die Geißböcke spätestens an Neujahr ihren neuen Trainer präsentieren.

Neuer Trainer: Fokus soll auf der Nachwuchsarbeit liegen

Das Feld der Kandidaten ist weit. Und schenkt man Kellers Worten vom vergangenen Freitag Glauben, haben sich bereits zahlreiche Trainer dem FC angeboten. Der Geschäftsführer Sport hatte nach eigener Aussage aber bis zur Trennung von Baumgart noch keine konkreten Gespräche mit potenziellen Nachfolgern geführt. Zu den Anforderungen des Neuen soll es gehören, im Vergleich zu Baumgart und seinen Vorgängern mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs einzubauen und bei den Profis zu entwickeln. Übrigens ist dies einer der elementaren Bausteine im auf sieben Jahren angelegten „Matchplan“ des FC-Vorstandes.

Mit Blick auf ihre Vita, gibt es im Hinblick auf eine konsequentere Nachwuchsförderung beim FC einige geeignete Kandidaten. Der beim Bundesliga-Konkurrenten 1. FSV Mainz 05 entlassene Bo Svensson (44) war vor seinem Engagement bei den Profis in der U19 von RB Salzburg, dem Ausbildungsclub der Roten Bullen in Liefering und lange in der Nachwuchsabteilung des 1. FSV Mainz 05 tätig. Auch Thomas Reis (50) passt ins Profil. Vor seinen Engagements beim FC Schalke 04 und beim VfL Bochum war der gute Freund von Steffen Baumgart über viele Jahre hinweg Nachwuchstrainer beim VfL Bochum und zudem Trainer der U19 des VfL Wolfsburg.

Der Kölner Nachwuchsspieler Jaka Cuber Potocnik jubelt über sein Tor.

Nachwuchsspieler wie Jaka Cuber Potocnik sollen mehr gefördert werden.

Ein interessanter Kandidat wäre auch Alexander Blessin. Der gebürtige Stuttgarter trainiert seit dieser Saison Union St. Gilloise und führte die Belgier mit 15 Siegen aus 19 Spielen an die Spitze der Jupiler Pro League. Das Team aus dem Brüsseler Stadtteil trifft zudem in der Zwischenrunde der Europa Conference League auf den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Der 50-Jährige war zuvor beim FC Genua und dem KV Oostende sowie von 2012 bis 2020 in der Jugend-Akademie von RB Leipzig.

Setzt Christian Keller in der schwierigen Situation mit einer verunsicherten Mannschaft auf Erfahrung, könnte Friedhelm Funkel Nachfolger von Baumgart werden. Der inzwischen 70-Jährige hatte 2021 den erfolglosen Markus Gisdol abgelöst und den FC als Feuerwehrmann über die Relegation gegen Holstein Kiel zum Klassenerhalt geführt. Funkel hatte erst jüngst und ausgerechnet in der sportlichen Krise der Kölner öffentlich kundgetan, dass er sich noch einmal einen Trainerjob in der Bundesliga vorstellen könne. Möglich ist zudem, dass sich die FC-Führung für eine interne Lösung ausspricht. Also entweder für André Pawlak als neuem Cheftrainer oder im Gespann mit Evangelos Sbonias, weil der U21-Coach des FC noch nicht über die nötige Fußballlehrer-Lizenz verfügt.

Was wird aus Baumgarts Assistenten?

Noch nicht geklärt ist in diesem Zusammenhang übrigens, was aus Baumgarts „Callcenter“ wird — also aus seinem Trainerteam, deren Mitglieder wie ihr Chef in diesem Jahr ihre Verträge verlängert haben. Christian Keller hält große Stücke auf Baumgarts Assistenten und möchte sie im Idealfall halten. „Das sind sehr gute Fachmänner, die eine hohe Identifikation mit dem FC aufweisen“, sagte der Sportchef und erklärte seinen Plan: „Nach Weihnachten möchte ich von jedem wissen, ober er am 2. Januar, weiter mit voller Überzeugung hinter dieser Aufgabe steht, hinter diesem Club steht und mit voller Identifikation versucht, die Herausforderung gemeinsam zu bewältigen.“

Denkbar ist, dass aus dem Team der Co-Trainer mit Pawlak, Kevin McKenna und René Wagner Baumgarts ehemaliger Weggefährte aus Paderborner Zeiten, Wagner, den FC verlässt. Zudem hat natürlich auch der neue Chefcoach bei der Besetzung des Trainerteams laut Keller zumindest ein Mitspracherecht. Der Kölner Geschäftsführer geht alle Entscheidungen auf jeden Fall mit einer klaren, unmissverständlichen Haltung an: „Der Blick geht nach vorne. Diese Haltung wird den FC tragen in den nächsten Wochen und Monaten. Wenn die Mannschaft hier am 2. Januar aufläuft, wird sie daran glauben, das der Klassenerhalt möglich ist und so werden wir auch agieren.“ Eine Aufgabe, die in der Verantwortung des neuen Cheftrainers liegt, egal wie er heißt.


Die von der Fifa ausgesprochene und vom Internationalen Sportgerichtshog in Lausanne (CAS) am 21. Dezember 2023 bestätigte Transfersperre für die Dauer von zwei Perioden gegen den 1. FC Köln ist mit Zustellung des Urteils am vergangenen Donnerstag in Kraft getreten. Obwohl das Wintertransferfenster erst am 1. Januar 2024 darf der FC demnach vorher auch keine vertragslosen Spieler mehr verpflichten. Der Bann gegen die Geißböcke endet auch nicht etwa mit Ablauf der zweiten von der Sperre betroffenen Transferperiode im Sommer am 31. August 2024. Der FC darf nach dem Transfer-Reglement der Fifa (Artikel 17.4.) neue Spieler erst wieder mit Beginn der folgenden Winter-Transferperiode ab 1. Januar 2025 registrieren. Die Kölner können also demnach auch zwischen dem 1. September und 31. Dezember 2024 keine vertragslosen Fußball-Profis verpflichten.

FC-Geschäftsführer Christian Keller, der diese Frage am vergangenen Freitag auf der Pressekonferenz noch nicht abschließend hatte beantworten können, bestätigte diese Regelung auf Anfrage. Nicht entscheiden ist, ob der FC wie der FC Nantes in einem ähnlichen Fall 2014 vor das Schweizer Bundesgericht zieht, um das CAS-Urteil anzufechten: „Die Hürden dafür liegen hoch. Es müssten schwere Verfahrensfehler vorliegen“, erklärte der Sportrechtler Karl Hamacher.