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„Das kann eine gute Lösung sein“Jan Thielmann findet sich besser zurecht

Lesezeit 4 Minuten

Bejubelt seine erste Torvorlage der Saison: Der gelernte Offensivmann Jan Thielmann beim 5:0-Kantersieg gegen Eintracht Braunschweig.

Nach einem wackligen Saisonstart zeigt der neue Rechtsverteidiger des 1. FC Köln aufsteigende Form.

Es ist eine Zahl, die vieles aussagt über die Rolle, die den Außenverteidigern in der neuen Spielidee des 1. FC Köln zukommen soll. Nach drei Spieltagen hat kein anderer Akteur in der 2. Fußball-Bundesliga so viele Flanken geschlagen wie Jan Thielmann. 20 Mal schon hat sich der Rechtsverteidiger der Geißböcke in der noch jungen Spielzeit als Flankengeber betätigt. Passenderweise folgt auf Platz vier mit 13 Hereingaben sein Gegenüber, FC-Linksverteidiger Leart Pacarada. „Wir wollen offensive Außenverteidiger haben und auch mit ihnen torgefährlich werden – ob mit Assists oder mit Torschüssen. Wir wollen das Spiel einfach beleben, auch als Außenverteidiger“, beschreibt Thielmann die Anforderungen an seine Position im Pressingsystem von FC-Trainer Gerhard Struber.

Beim jüngsten 5:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig verzeichnete der 22-Jährige den ersten Ertrag seiner Bemühungen. Mit einer maßgenauen Flanke auf Tim Lemperle zum zwischenzeitlichen 3:0 ebnete Jan Thielmann den Weg für das erste Kölner Stürmertor der Saison. Der erste und obendrein deutliche Punktspielsieg ließ die Vorbereitung auf das klangvolle Duell der ehemaligen Bundesligisten beim FC Schalke 04 (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) etwas unbeschwerter anlaufen. „Nach so einer Leistung ist die Stimmung in der Kabine immer ein Stück weit besser und es ist auch leichter, in die Woche zu starten – es macht einfach mehr Spaß. Deswegen wollen wir schauen, dass wir den Rückenwind mitnehmen und versuchen, am Wochenende wieder zu punkten“, erklärt Thielmann, der den FC „auf einem guten Weg“ sieht. „Wir spielen gut und erarbeiten uns viele Chancen.“

Schalke ist wie Köln ein Traditionsverein mit lauten Fans. Es macht immer Spaß, da zu spielen.
Jan Thielmann, FC-Profi

Der U21-Nationalspieler pflegt eine besondere Beziehung zum Gelsenkirchener Fußball-Tempel. Beim letzten Kölner Sieg auf Schalke in der von der Corona-Pandemie geprägten Saison 2020/21 traf er in der Nachspielzeit zum 2:1-Erfolg im Kellerduell. Am Ende rettete sich der FC über die Relegation zum Klassenerhalt, Schalke stieg ab. „Es war eine turbulente Saison ohne Fans im Stadion. Das hat keinen Spaß gemacht“, erinnert sich Jan Thielmann. Am Sonntag wird eine gänzlich andere Stimmung auf Schalke herrschen, das Stadion ist mit mehr als 60 000 Zuschauern ausverkauft. „Schalke ist wie Köln ein Traditionsverein mit lauten Fans. Es macht immer Spaß, da zu spielen. Die Atmosphäre wird von beiden Seiten aus top sein“, freut sich Thielmann.

Gegen Schalke 04: Treffen der Traditionsvereine

Nachdem die Königsblauen in der abgelaufenen Saison zeitweise Gefahr liefen, in die 3. Liga durchgereicht zu werden, soll mit einer verjüngten Mannschaft der Sprung ins obere Tabellendrittel gelingen. „Schalke hat einen guten Kader und ich gehe mal davon aus, dass sie wie so einige Mannschaften oben mitspielen wollen – wie wir auch. Deswegen wird es ein gutes Spiel, vielleicht sogar auf Augenhöhe“, erwartet Jan Thielmann ein spannendes Duell zweier Kontrahenten, die beide mit vier Punkten aus drei Spielen sowie einem deutlichen Erfolg über Schlusslicht Braunschweig gestartet sind. Der FC-Verteidiger sieht die Favoritenrolle nicht zwingend aufseiten der Kölner: „Ich glaube, es kommt auf das Momentum an. Wir müssen schauen, dass wir so spielen wie gegen Braunschweig und auch die Freude und die Lockerheit auf den Platz bekommen.“

Ich komme immer mehr rein und werde offensiv immer aktiver. Das kann auf Dauer eine gute Lösung sein.
Jan Thielmann über seine neue Rolle als Rechtsverteidiger

Jan Thielmann selbst hat sich nach seiner schwachen Leistung im Auftaktspiel gegen den Hamburger SV zuletzt besser in seiner neuen Rolle zurechtgefunden. „Ich habe immer noch wenige Spiele auf der Rechtsverteidigerposition gemacht. Es macht trotzdem Spaß. Ich komme immer mehr rein und werde offensiv immer aktiver. Das kann auf Dauer eine gute Lösung sein“, zeigt sich der gelernte Offensivmann zuversichtlich und schließt Linksverteidiger Leart Pacarada mit ein: „Paca hat eine überragende Schusstechnik. Wenn die mal zur Geltung kommt, kann es bitter aussehen für den Gegner.“

Auch neben dem Platz will Jan Thielmann, der sich nach dem Bundesliga-Abstieg als einer der ersten Spieler zu einem Verbleib bekannte, in seiner neuen Funktion als Mitglied des Mannschaftsrats noch stärker vorangehen. „Ich bin schon lange im Verein, jetzt habe ich ein Stück weit mehr Verantwortung. Das ist eine Anerkennung und für mich schön zu sehen. Deswegen darf ich auch nicht nachlassen, meine Person ist mehr gefragt als vorher“, erklärt Thielmann, der trotz seines jungen Alters bereits 128 Profispiele für den FC absolviert hat.

Sollte neben dem verletzten Stellvertreter Mark Uth auch Kapitän Timo Hübers (fehlt seit Dienstag wegen eines Infekts) gegen Schalke ausfallen, könnte es sogar sein, dass Jan Thielmann den FC aufs Feld führen darf. Es wäre eine Ehre für ihn: „Wer würde die Binde nicht gerne nehmen?“, fragt er rhetorisch. Thielmann glaubt allerdings nicht, dass es dazu kommen wird: „Ich gehe davon aus, dass Hübi bis Sonntag wieder fit wird. Dann stellt sich die Frage erst gar nicht.“