Der 1. FC Köln hat beim 5:0 gegen Braunschweig seinen ersten Saisonsieg gefeiert und erstmals restlos überzeugt.
Erster Saisonsieg1. FC Köln legt gegen Braunschweig die Fesseln ab
Der Knoten ist geplatzt. Der 1. FC Köln hat gegen einen seiner Lieblingsgegner die Fesseln der jüngeren Vergangenheit abgelegt und seinen ersten Saisonsieg in der 2. Fußball-Bundesliga gelandet. Die Geißböcke besiegten am dritten Spieltag Schlusslicht Eintracht Braunschweig mit 5:0 (2:0) und blieben damit auch im 28. Heimspiel gegen die Niedersachsen ungeschlagen.
„Es ist immer ein besonderes Gefühl, in diesem Stadion zu treffen. Es macht richtig Bock, hier zu spielen. Und wenn wir uns dann so in einen Rausch spielen, dann ist es für den ganzen Verein richtig geil“, sagte FC-Stürmer Tim Lemperle, der sein erstes Saisontor erzielte.
Spieler des Abends vor 50.000 Zuschauern war aber Dejan Ljubicic mit zwei Toren. Möglicherweise war es das letzte Spiel des wechselwilligen Österreichers für die Geißböcke. „Es ist normal, dass es am Ende einer Transferphase Gerüchte gibt. Ich freue mich heute einfach für Dejo“, sagte FC-Sportchef Christian Keller. Also bleibt Ljubicic, Herr Keller? „Ich wüsste bis dato von nichts anderem.“
Gerhard Struber schickte am Samstagabend im 53. Pflichtspiel gegen die Braunschweiger die jüngste Kölner Startelf seit mehr als vier Jahren aufs Feld und änderte die siegreiche Elf von Sandhausen auf zwei Positionen. Eric Martel verdrängte Mathias Olesen zurück auf die Bank und Dejan Ljubicic meldete sich zurück. Für den Österreicher musste Luca Waldschmidt weichen.
„Dejo ist ein Spieler, der uns weit bringen kann“, erklärte der FC-Coach seine Entscheidung und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass er diese Entscheidung auch künftig treffen kann: „Ich will und hoffe, dass Dejo bleibt. Aber ein Trainer hat nicht immer das letzte Wort.“
Hört sich fast so an, als könnte es Ljubicics letzter Auftritt im FC-Trikot gewesen sein. Am kommenden Freitag schließt das Transferfenster und der englische Zweitligist Leeds United soll sein Angebot für den 26-jährigen Mittelfeldspieler laut Medienberichten auf 8,3 Millionen Euro Ablöse erhöht haben. Ljubicic winkt demnach in der Grafschaft York ein langfristiger, lukrativer Vertrag mit einem Jahresgehalt jenseits der zwei Millionen Euro.
Ljubicic zurück in der Startelf
Ljubicic benötigte nur 30 Sekunden, um erstmals auf sich aufmerksam zu machen, als er Linton Maina im Strafraum bediente. Der Schuss des Kölner Topscorers war aber kein Problem für Lennart Grill im Braunschweiger Tor. Auch wenn Walid Ould-Chikh nach einem Fehler von Jan Thielmann (3.) und Johan Gomez (7.) zu Abschlüssen für die Gäste kamen, diktierte der FC das Geschehen. Und es war erneut Ljubicic, der diesmal selbst Grill prüfte. Der Keeper parierte den Schlenzer aus 18 Metern sehenswert mit der linken Hand (14.).
Braunschweig stand tief und versuchte den Kölnern das Leben im 5:3:2 gegen den Ball schwer zu machen. Was auch ordentlich gelang. Weil es aus dem Spiel heraus also nicht richtig klappen wollte, griffen die Geißböcke zu Standards. Drei ihrer sechs Pflichtspieltore in dieser Saison resultierten immerhin aus ruhenden Bällen. Maina servierte eine Ecke von rechts auf Timo Hübers, dessen Kopfball vom Kopf von Tim Lemperle ins Tor flog (26.).
Hübers Co-Produktion mit Lemperle
Es lag allerdings ein Schatten auf dem Treffer, denn Leart Pacarada hatte den Eckball zuvor kurz ausgeführt und Maina das Spielgerät in die Hand genommen. Braunschweigs Trainer Daniel Scherning beschwerte sich vehement und sah dafür Gelb. „Ich habe es auf dem Feld in dem Moment nicht wahrgenommen. Als ich jetzt die Bilder gesehen habe, muss ich aber sagen, dass es schon so aussieht, als ob wir den Eckball ausgeführt haben“, räumte Pacarada ein. „Der Schiedsrichter hat es mir so erklärt, dass er den Ball noch nicht freigegeben hatte“, berichtete Scherning. Deshalb schritt wohl auch der Linienrichter nicht ein.
Die Führung tat den Geißböcken bei sintflutartigen Regen auf jeden Fall gut. Ein schönes Zusammenspiel zwischen dem umtriebigen Maina und Lemperle brachte Ljubicic ins Spiel, der seine bis dahin gute Leistung mit dem 2:0 krönte (34.). Der Österreicher (44.) per Fernschuss und Lemperle per Kopf (45.) hätten noch vor der Pause erhöhen können. Beide Male stand der beste Braunschweiger Grill im Weg.
Mit einer 2:0-Führung spielt es sich leichter, zumal die Eintracht den FC auch nach dem Wechsel selten forderte und viele Räume ließ. Pacarada, in seinem 250. Zweitligaspiel (49.) und Damion Downs (56.) hatten schon die Chance auf das 3:0, das dann durch das schönste Tor des Abends fiel. Nach einem Einwurf von Eric Martel öffnete Ljubicic das Spiel, in dem er auf Jan Thielmann durchsteckte. Der Rechtsverteidiger lief ein paar Meter und fand dann mit seiner Flanke den am langen Pfosten heran rauschenden Lemperle. Der 22-Jährige nahm auf dem nassen Geläuf volles Risiko und jagte den Ball mit links direkt unters Tordach (58.).
Waldschmidt setzt den Schlusspunkt
Die Struber-Elf war endgültig befreit und legte durch seinen besten Spieler nach. Erst eroberte Dejan Ljubicic den Ball, um danach einen Pass von Lemperle aufzunehmen und frei vor Grill seinen zweiten Treffer zu erzielen (61.). Die Nummer sieben der Kölner verließ nach 77 Minuten unter tosendem Applaus das Feld. Der Österreicher wird nicht nur wegen seines überragenden Auftritts das Hauptgesprächsthema der nächsten Tage am Geißbockheim sein. Von der Bank aus, durfte er dann noch zuschauen, wie der eingewechselte Luca Waldschmidt mit dem 5:0 den Schlusspunkt unter einen einseitigen Fußballabend setzte (88.).
Statistik zum Spiel:
1. FC Köln: Urbig - Thielmann, Hübers, Pauli, Paqarada - Huseinbasic, Martel (86. Olesen), Ljubicic (77. Adamyan), Maina – Downs (86. Tigges), Lemperle (66. Waldschmidt). - Eintracht Braunschweig: Grill - Ivanov, Bicakcic, Nikolaou - Rittmüller, Köhler, Di Michele Sanchez (59. Bell Bell), Ould-Chikh (66. Tauer), F. Kaufmann – Gómez (59. Szabo), Philippe. – SR.: Jöllenbeck (Freiburg). – Zuschauer: 50.000. – Tore: 1:0 Hübers (26.), 2:0 Ljubicic (34.), 3:0 Lemperle (58.), 4:0 Ljubicic (61.), 5:0 Waldschmidt (88.). - Gelbe Karten: Thielmann, Waldschmidt; Tauer, Scherning.