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1. FC Köln zu Gast in LeipzigBaumgart gegen Rose - das Duell zweier Trainer-Freunde

Lesezeit 4 Minuten

Deckungsgleich an der Seitenlinie: FC-Trainer Steffen Baumgart (l.) und RB-Coach Marco Rose.

Ausrechenbar und trotzdem unangenehm: Marco Rose, Trainer von RB Leipzig, zeigt Respekt vor dem 1. FC Köln, der mit dem ersten Saisonsieg im Rücken nach Sachsen reist.

Echte Freundschaften sind rar geworden im schnelllebigen Fußballgeschäft. Spieler verweilen meist nur noch wenige Jahre bei einem Verein, Trainer manchmal sogar nur Monate. Die Beziehung zwischen Steffen Baumgart (51) und Marco Rose (47) ist dagegen besonders. Wieder einmal deutlich wurde dies, als Rose anlässlich der Pressekonferenz von RB Leipzig vor dem Bundesliga-Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr, Sky) gegen den von Baumgart trainierten 1. FC Köln auf eine Anekdote zurückblickte.

„Ich weiß noch: In Dortmund habe ich mich mal hingelegt während des Spiels, kurz vor Schluss bin ich ausgerutscht. Baumi hat sich umgedreht und sich kaputtgelacht“, schwelgte Marco Rose am Freitagvormittag lächelnd in Erinnerungen. Es sind Frotzeleien wie diese, die für Baumgart und Rose dazugehören, seitdem sie sich in der Saison 2014/15 auf dem Fußballlehrer-Lehrgang in der Sportschule Hennef näher kennen und schätzen gelernt haben. „Zwischen uns funktioniert es neben und auf dem Platz ganz gut“, stellt Rose fast ein Jahrzehnt später zufrieden fest.

Selbst die recht einseitige Bilanz der bisherigen Aufeinandertreffen scheint die Freundschaft der beiden Fußballlehrer nicht zu belasten. Weder mit seinem ehemaligen Club SC Paderborn, noch mit dem 1. FC Köln gelang es Steffen Baumgart, gegen seinen Kumpel zu gewinnen. Marco Rose stand vor seinem Amtsantritt im September 2022 bei RB Leipzig bereits in Diensten von Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach seinem befreundeten Trainerkollegen gegenüber. Zu mehr als zwei Unentschieden hat es für Baumgart vor dem sechsten Duell noch nicht gelangt.

Er ist ein emotionaler Typ. Wir sind gute Freunde. Ich freue mich immer, ihn zu sehen.
Marco Rose, Trainer von RB Leipzig, über FC-Coach Steffen Baumgart

Erfreulicher gestaltet sich die Kölner Ausbeute aus den jüngsten drei Gastspielen in der Red Bull Arena, von denen immerhin zwei nicht verloren gingen. Im ersten Auswärtsspiel der vergangenen Saison ergatterte der FC trotz zweimaligen Rückstandes ein 2:2. Florian Dietz sowie ein erzwungenes Eigentor von Josko Gvardiol sorgten für den nicht einkalkulierten Punktegewinn bei den seinerzeit noch vom glücklosen Domenico Tedesco trainierten Sachsen. Unter Markus Gisdol hatte sich der FC in der Spielzeit 2020/21 mit gänzlich anderem Ansatz ein torloses Remis ermauert.

Seinen aus Rostock stammenden Gegenüber beschreibt der gebürtige Leipziger Rose wie folgt: „Er ist ein emotionaler Typ. Wir sind gute Freunde. Ich freue mich immer, ihn zu sehen. Wenn wir gegeneinander spielen, wollen wir beide unbedingt gewinnen und das Beste für unsere Vereine herausholen.“ Und so erwartet Rose auch am Samstagabend eine knifflige Aufgabe. „Köln ist ja klar“, begann der RB-Coach seine Antwort auf die Frage nach dem nächsten Kontrahenten.

Ehe er fortfuhr: „Baumi-Mannschaften sind – das macht es manchmal auch ein bisschen angenehm – ausrechenbar. Wir wissen, was wir erwarten können in Sachen Grundordnung, in Sachen Herangehensweise: Offensiv, aktiv, intensiv.“ Dann kam das große Aber: „Und trotzdem sind sie unangenehm. Weil du weißt, dass du Druck bekommen wirst, dass es ein sehr intensives Spiel wird, dass es ein offenes Spiel wird insgesamt. Du wirst das Spiel nicht ständig beruhigen können. Es wird viel hin und her gehen. Dort müssen wir dann hellwach sein“, mahnte der Leipziger Übungsleiter.

Ultras des 1. FC Köln boykottieren erneut das Spiel bei RB Leipzig

Im Vergleich zum 3:1-Heimsieg unter der Woche in der Champions League gegen Roter Stern Belgrad fordert Rose eine „bessere Restverteidigung“ von seinem Team. Und zudem dies: „Es wird gegen Köln auch wichtig sein, dass wir gute Entscheidungen treffen, dass wir uns gut positionieren, die Angriffe zu Ende zu spielen und dass wir dann natürlich auch gut im Gegenpressing sind.“ Personelle Probleme sind seit Mittwochabend nicht aufgetreten. „Die Jungs, die dabei waren, sind gut durchgekommen.“

Auf der Gegenseite vertraut Steffen Baumgart exakt dem gleichen Kader, dem am vergangenen Spieltag im Derby gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) nach dominanter erster Halbzeit der so wichtige erste Saisonsieg gelungen war. Gleichwohl erwartet der FC-Trainer beim aktuellen Tabellenfünften eine komplett andere Aufgabenstellung: „Gegen Leipzig wird es nicht ganz so einfach, die eine oder andere Torchance zu bekommen. Selbst wenn wir den Ball haben, haben wir eine Mannschaft vor uns, die ein sehr gutes Umschaltspiel hat.“

Ungeachtet des Wegbruchs der Stützpfeiler Josko Gvardiol (Manchester City), Dominik Szoboszlai (FC Liverpool), Christopher Nkunku (Chelsea London) und Konrad Laimer (Bayern München) bescheinigt Steffen Baumgart dem Leipziger Ensemble eine hohe individuelle Qualität: „Ihr Fußball hat sich nicht verändert. Sie werden eine sehr gute Mannschaft auf dem Platz haben mit sehr viel Geschwindigkeit.“ Die rund 240 Millionen Euro Einnahmen wurden in spannende Zugänge wie RB-Rekordtransfer Lois Openda (23/RC Lens) reinvestiert.

Eine Außenseiterchance traut der FC-Trainer seiner Elf dennoch zu: „Wir sollten den Mut mitnehmen, unseren Fußball zu spielen“, meint Baumgart. Bei dieser Herausforderung müssen die Kölner allerdings auf die Unterstützung ihrer Ultra-Szene verzichten, die auch das siebte Auswärtsspiel in Leipzig seit dem Bundesliga-Aufstieg von RB im Jahr 2016 boykottiert. So begleiten den FC vergleichsweise nur rund 2100 Anhänger nach Sachsen.

Voraussichtliche Aufstellungen: RB Leipzig: Blaswich; Henrichs, Simakan, Lukeba, Raum; Schlager, Kampl; Baumgartner, Xavi; Poulsen, Openda. – 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Pacarada; Ljubicic, Martel; Maina, Waldschmidt, Kainz; Selke. – SR.: Brand (Unterspiesheim).