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1. FC Köln in der KriseBaumgart muss Trainerfrage beantworten und baut auf Uth und Thielmann

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Trainer Steffen Baumgart reagiert.

Kölns Trainer Steffen Baumgart ist auf dem Betzenberg voll bei der Sache.

Der 1. FC Köln ist durch sein Pokal-Aus weiter in die sportliche Krise gerutscht. Steffen Baumgart musste in Kaiserslautern die Trainerfrage beantworten.

Der Stachel der Enttäuschung saß tief bei Steffen Baumgart. Der Trainer des 1. FC Köln versuchte nach der 2:3-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern auch gar nicht, seine Gemütsverfassung zu verbergen. Zum dritten mal hintereinander war der 51-Jährife in seinem erklärten Lieblingswettbewerb mit den Geißböcken an einem Zweitligisten gescheitert. Noch schwerer dürfte aber die anhaltende Erfolglosigkeit der Kölner sein, die trotz des Derbysiegs gegen Gladbach keinen Weg aus der Abwärtsspirale finden. Das Aus in der zweiten Rundes des DFB-Pokals bedeutet die achte Niederlage im elften Pflichtspiel der Saison 2023/24 für die Kölner.

Eine magere Bilanz für den ehrgeizigen Baumgart: „Insgesamt gesehen, stecken wir in einer Scheiß-Situation. Die wird auch nicht besser, wenn ich hier irgendein Scheiß erzähle“, fand Baumgart deutliche Worte für die Situation. Anhaltendende Erfolglosigkeit wirft im Fußball meist die Frage nach den Verantwortlichen auf. Tatsächlich musste auch Baumgart in Kaiserslautern über seine persönliche Situation in der anhaltenden Krise sprechen: „Ich trage die Verantwortung für die Niederlage, denn ich habe nicht die richtigen Lösungen gefunden, damit wir gewinnen“, nahm er die Schuld auf sich.

Ich trage die Verantwortung für die Niederlage, denn ich habe nicht die richtigen Lösungen gefunden, damit wir das Spiel gewinnen.
Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Köln

Was aber keineswegs heißt, dass er sich der Situation nicht weiter stellen will. Das Vertrauen der Geschäftsführung und des Vorstands ist ihm dabei gewiss: „Meine Situation hat sich nicht verändert. Wir sind klar im Umgang und wissen, was wir gemeinsam wollen. Der Druck kommt von außen, nicht von innen“, erklärte Baumgart.

Um einen Weg aus der Krise zu finden und in den nächsten beiden Bundesliga-Spielen gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und beim VfL Bochum zu bestehen, muss sein Team unbedingt wieder an sich glauben. „Ohne die Leistung des Gegners gering schätzen zu wollen, müssen wir uns als Bundesligist in so einem Spiel durchsetzen. Wenn das nicht gelingt, ist das enttäuschend und nicht zufriedenstellend. Offensichtlich haben sich etliche unserer Spieler nicht zugetraut, ihre Qualität auf dem Platz zu bringen“, kritisierte Christian Keller die Mannschaft: „Wir hatten in diesem Spiel die individuell klar höhere Qualität und alle Möglichkeiten zu gewinnen, wenn wir von Anfang an eine höhere Geschwindigkeit fahren. Dann brauchen wir uns hinterher auch nicht aufregen, dass das 0:1 abgefälscht war, das 0:2 ein blöder Konter und das 0:3 ein haltbarer Freistoß. Das war, unter dem, was wir als Leistung bringen können“, monierte der FC-Sportchef. Durch die Niederlage geht dem finanziell klammen FC zudem eine siebenstellige Summe aus Prämien und Zuschauereinnahmen durch die Lappen. „Das hätte uns gut getan“, bedauerte Keller.

Findet der FC zurück zu alter Stärke?

Gut getan haben dem FC auf dem Betzenberg ohne Wenn und Aber die Einwechslungen von Mark Uth und Jan Thielmann. Als Uth nach 57 Minuten auf den Platz kam, ging ein erster Ruck durch die Mannschaft, erst recht aber, als der lange verletzte Thielmann zehn Minuten später sein Comeback feierte. Nicht von ungefähr leiteten die beiden Joker mit ihren Toren die Aufholjagd ein. Nach Thielemanns 1:3 (71.), vor dem er selbst den Freistoß für die Flanke von Kainz herausgeholt hatte, und Uths 2:3 (81.) stoppte erst der Platzverweis gegen Florian Kainz die Geißböcke. „Am Schluss hat man gesehen, wie es geht. Auch mit zehn Mann waren wir noch besser, als in den ersten 65 Minuten“, stellte Christian Keller fest und erklärte. „Jan hat Energie und Willen auf den Platz gebracht und auch allen anderen Energie gegeben. Dann wurde auch Mark besser und man hat seine Klasse in jeder Aktion gesehen. Auf einmal wir hatten zwei Spieler mit einer breiten Brust und dann ist die Brust bei den anderen auch breiter geworden. So einfach ist Fußball.“

Köln macht Fehler und spielt unsauber

Kein Wunder, dass Steffen Baumgart für die kommenden Aufgaben auf seine beiden Rückkehrer baut: „Das macht mir wirklich Hoffnung. Jan ist ein Spieler, den man in solchen Situationen braucht. Die beiden gehen vorneweg. Das war der große Faktor in den letzten 25 Minuten. Jetzt müssen sie gesund bleiben und ihre Leistung stabilisieren“, sagte der Trainer. Uth sieht sich schon bereit für längere Einsätze: „Körperlich fühle ich mich gut. Ich muss jetzt noch mit dem Trainer sprechen“, sagte der 32-Jährige, der nach dem Platzverweis gegen Kainz als dessen Stellvertreter die Kapitänsbinde übernahm. Bleibt die Frage, wie Baumgart mit den Einsatzzeiten seiner beiden verletzungsanfälligen Spieler umgeht und wie die beiden Rückkehrer den Druck verkraften, vorangehen zu müssen.

Uth hat da wenig Sorgen und äußerte die große Hoffnung, dass es bald aufwärts geht mit den Kölnern: „Wir sind in einer nicht gerade schönen Situation, in der es schwierig ist, mit Rückschlägen umzugehen. Wenn wir aber wie in den letzten 25 Minuten tatsächlich Fußball spielen, sieht es auch ganz gut aus und wir können die Tore machen. So müssen wir weitermachen.“