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Pokal-Aus in Kaiserslautern1. FC Köln rutscht noch tiefer in die Krise

Lesezeit 5 Minuten
Feldverweis von Florian Kainz.

Florian Kainz sieht die Rote Karte von Schiedsrichter Sven Jablonski.

Der 1. FC Köln hat eine Reaktion auf das 0:6 in Leipzig verpasst und ist beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.

Die erhoffte Reaktion ist ausgeblieben. Der 1. FC Köln ist nach dem 0:6-Debakel am Samstag bei RB Leipzig noch ein Stück tiefer in die Krise geschlittert. Der Bundesligist schied am Dienstagabend nach einer über 60 Minuten lang indiskutablen Leistung durch eine 2:3 (0:1)-Niederlage beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Runde des DFB-Pokals aus und muss sich immer mehr fragen, wohin der Weg in dieser Saison führen soll.

„Wir haben erst in den letzten 20, 30 Minuten angefangen, Fußball zu spielen. Wir hatten nach dem ersten Gegentor viel Unsicherheit. Wir wachen dann zu spät auf, verlieren recht simpel und sind raus aus dem Pokal“, erklärte Mark Uth, mit dessen Einwechslung endlich Schwung ins FC-Spiel kam.

Steffen Baumgart hatte am Montag einige Änderungen in seiner Startelf angekündigt. Das war vor der Mannschaftssitzung, in der der FC-Coach seinen Spielern wegen der mangelhaften Vorstellung beim 0:6 in Leipzig ins Gewissen redete. Im Verlauf der Zusammenkunft hat Baumgart offenbar nicht nur den Eindruck gewonnen, dass Hübers, Selke &Co. begriffen haben, was am Samstag schiefgelaufen ist und deshalb das dringende Bedürfnis auf Wiedergutmachung spüren.

Nach Leipzig-Spiel: Baumgart ändert Anfangsformation nur auf einer Position

Der Trainer folgte auch seiner Überzeugung: „Ich glaube, dass dies für heute die stärkste Mannschaft ist“, sagte der 51-Jährige vor dem Anpfiff. Also änderte er seine Anfangsformation nur auf einer Position. Für den erkrankten Rasmus Carstensen verteidigte Benno Schmitz hinten rechts.

Von Wiedergutmachung auf Kölner Seite war erst einmal wenig zu sehen. Die Geißböcke hatten nach Eckbällen zwar Chancen durch Timo Hübers (5.) und Eric Martel (12.), zeigten sich insgesamt aber verunsichert und gehemmt. Fehlpässe, verlorene Zweikämpfe und technische Unzulänglichkeiten gaben sich gegen bissige Lauterer die Klinke in die Hand. Als Sturmspitze Davie Selke dann im Mittelkreis der erste Kontakt völlig misslang, geriet der FC früh in Rückstand.

Marlon Ritter, Ex-Baumgart-Schützling in Paderborn, nahm den Ball auf und setzte sofort Richmond Tachie in Szene, der einen Haken nach innen schlug und abzog. Hübers verwandelte den harmlosen 18 -Meterschuss des ehemaligen Spielers von Viktoria Köln mit seinem linken Fuß in eine unhaltbare Bogenlampe für FC-Torwart Marvin Schwäbe. Der Betze tobte (19.) zum ersten Mal.

Kölnern mangelt es an Selbstvertrauen

Das Spiel der Kölner fand in ihren Köpfen statt. Fast jede Aktion war von der Angst begleitet, etwas falsch zu machen. Und weil das Selbstvertrauen abwesend war, reihte sich Fehler an Fehler. Selke und Linton Maina verloren im Angriff nahezu jeden Ball. Weder Luca Waldschmidt, noch Florian Kainz oder Dejan Ljubicic konnten Ruhe in die Aktionen bringen. Die biederen Kaiserslauterer hatten überhaupt keine Mühe, die Kölner mit solider Laufarbeit und Härte in den Zweikämpfen vom eigenen Tor wegzuhalten.

Wie es in Hälfte eins um die Geißböcke bestellt war, wurde sichtbar, als Ljubicic in der eigenen Hälfte unbedrängt in die Füße von Terrence Boyd spielte, der zum Glück für den FC seinen Heber aus 38 Metern weit über Schwäbes Kasten setzte (33.). Christian Keller hatte nach Leipzig eindringlich gefordert, dass zu sehen sein müsse, wer Erstligist und wer Zweitligist ist. Das Geschehen erinnerte aber eher an ein Duell zweier mittelmäßiger Zweitligisten.

Mark Uth bringt Schwung in das Pokalspiel

Baumgart verzichtete zur Pause auf Wechsel und musste, kaum auf dem Platz zurück, das zweite Gegentor mitansehen. Boyd behauptete gegen drei Kölner den Ball, so dass in der Folge Ritter die rechte Abwehrseite des FC mit einem Diagonalpass öffnete. Kenny Prince Redondo durfte unbehelligt in den Strafraum eindringen und ließ Schwäbe aus 14 Metern schlecht aussehen (47.). Es passte ins Bild, dass Maina drei Minuten später mit einem Schuss an die Unterkante der Latte die direkte Antwort verpasste.

Baumgart wechselte Mark Uth ein (57.) und sofort kam mehr Zug in das Kölner Offensivspiel. Waldschmidt zielte aber einmal zu weit nach rechts (61.) und dann zu hoch (62.). Drei Minuten später schien die Partie entschieden. Die Gastgeber schalteten schnell um und brachten den Ball durch Jean Zimmer erneut auf die entblößte rechte Abwehrseite des FC. Hübers wusste sich nur mit einem Foul gegen Tachie zu helfen. Den fälligen Freistoß verwandelte der überragende Ritter flach zum 3:0 ins Torwarteck (65.).

Florian Kainz sieht die Rote Karte

Baumgart wechselte Jan Thielmann und Steffen Tigges ein und es ging noch einmal ein Ruck durchs Team (67). Thielmann spritzte in einen Freistoß von Florian Kainz und verkürzte mit der Fußspitze auf 1:3 (71.). Nachdem der bereits ausgewechselte Eric Martel wegen Reklamierens auf der Auswechselbank Gelb-Rot gesehen hatte (79.), wurde es noch einmal richtig spannend. Mark Uth köpfte eine Flanke von Benno Schmitz aus sechs Metern zum 2:3 ins linke Eck (81.).

Die späte Kölner Aufholjagd endete, als Florian Kainz Boris Tomiak mit einem absichtlichen Foul am Konter hinderte. Schiedsrichter Sven Jablonski wertete die Szene als grobe Unsportlichkeit und schickte den FC-Kapitän vorzeitig mit Rot in die Kabine (84.) – eine harte Entscheidung. Die Kölner versuchten zwar auch mit zehn Mann alles, der Ausgleich wollte aber nicht mehr gelingen.


Statistik zum Spiel:

1. FC Kaiserslautern: Krahl; Elvedi, Kraus, Soldo; Tomiak; Zimmer (82. Durm), Raschl (66. Opoku) , Redondo; Ritter; Tachie (82. Hanslik), Boyd (76. Lobinger). –1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Pacarada; Ljubicic (57.), Martel (78. Huseinbasic); Maina (67. Thielmann), Waldschmidt, Kainz; Selke (67. Tigges). —SR: Jablonski (Bremen). –Zuschauer: 49.327 (ausverkauft). –Tore: 1:0 Tachie (19.), 2:0 Redondo (47.), 3:0 Ritter (65.), 3:1 Thielmann (71.), 3:2 Uth (81.). – Rot: Kainz (84.). – Gelb-Rot: Martel (79.). - Gelbe Karten: Elvedi, Tomiak; Hübers, Pacarada.