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1. FC KölnGeißböcke beenden ihre Sieglosserie in Augsburg

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Eric Martel im Duell mit Ruben Vargas vom FC Augsburg.

Kölns Eric Martel im Duell mit Ruben Vargas vom FC Augsburg. Martel schoss das entscheidende 2:0 für seinen Verein.

Der 1. FC Köln hat nach sechs Spielen ohne Sieg wieder gewonnen und beim überzeugenden 3:1 in Augsburg seinen zweiten Auswärtserfolg in der Bundesliga-Saison 2022/23 gefeiert.

Der 1. FC Köln hat seine Sieglosserie von sechs Spielen mit einer Selbstverständlichkeit beendet, als hätte es sie nie gegeben. Das abgeklärt auftretende Team von Trainer Steffen Baumgart gewann verdient und am Ende auch souverän mit 3:1 (2:1) beim heimstarken FC Augsburg und sprang an den Fuggerstädtern vorbei auf Platz zwölf der Fußball-Bundesliga. Es war erst der zweite Auswärtssieg der Geißböcke in dieser Saison und der dritte Erfolg hintereinander beim ehemaligen Angstgegner aus dem bayrischen Schwaben.

Und vor allem war es mit nun 31 Punkten ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt. „Es war sehr wichtig für uns, dass wir Tore gemacht und gewonnen haben. Die Punkte sind wichtig für die Tabelle. Jetzt heißt es weiterarbeiten und gegen Mainz nächste Woche nachlegen“, sagte FC-Spieler Florian Kainz.

Selbe Startelf wie gegen Gladbach

Steffen Baumgart startete mit der gleichen Elf wie im Derby gegen Borussia Mönchengladbach und spiegelte damit das 4:4:2-System der Augsburger mit zwei Sechsern und zwei Achtern. Bei den Gastgebern fehlte neben dem gesperrten Ermedin Demirovic mit Mergim Berisha auch der zweite etatmäßige Stürmer. Der frisch gebackene deutsche Nationalspieler und mit neun Treffern erfolgreichste Torschütze der Augsburger musste mit einer beim 2:2 in Wolfsburg erlittenen Sprunggelenksblessur passen. FCA-Coach Enrico Maaßen nominierte stattdessen mit Frederik Jensen und Dion Beljo ein finnisch-kroatisches Sturmduo.

Den Kölnern waren ihre sechs sieglosen Partien in Serie mit einem Torverhältnis von 1:13-Toren nicht anzumerken. Vielmehr bestätigten sich die guten Eindrücke, die Baumgart unter der Woche auf dem Trainingsplatz gesammelt hatte. Nachdem Kingsley Schindler (3.) und Linton Maina (4.) schon zu ersten Abschlüssen gekommen waren, endete das Thema FC-Torflaute in der 7. Minute. Der aufgerückte Innenverteidiger Jeff Chabot brachte eine Flanke von Florian Kainz an den Fünfer, wo Ellyes Skhiri das richtige Timing hatte, um den Ball zum 0:1 über die Linie zu drücken.

Kölner Keller entscheidet zugunsten des FC

Schiedsrichter Robert Schröder pfiff den Treffer zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsposition Chabots ab, gab ihn aber nach der Überprüfung im Kölner Keller, weil Maximilian Bauers Ferse im Zentrum das Abseits aufgehoben hatte. Eine Zentimeterentscheidung, die deshalb auch eine gefühlte Ewigkeit brauchte, bis sie gefallen war: „Das zeigt, wie eng die Szene war und das wir heute das nötige Quäntchen hatten“, freute sich FC-Coach Baumgart.

Augsburg immer wieder mit gefährlichen Flanken – Köln verteidigt

Der Treffer tat dem FC gut. Der zuletzt etwas verloren gegangene Glaube an die eigenen Stärken wurde wieder deutlich sichtbar. Was sich schon neun Minuten nach dem 1:0 positiv auswirkte. Schindler führte einen Einwurf gedankenschnell auf den lossprintenten Eric Martel aus, der FCA-Keeper Rafal Gikiewicz aus spitzem Winkel überraschte und zum 0:2 tunnelte (16.). Der 20-Jährige feierte sein erstes Bundesligator mit einem Urschrei wie eine Befreiung von tonnenschwerer Last.

Das ist der Traum eines jeden Jungen.
Eric Martel, FC-Torschütze

„Das ist der Traum eines jeden Jungen“, zeigte sich Martel zurecht stolz. Sein Treffer war tatsächlich auch stellvertretend für den gesamten Kölner Auftritt an diesem kühlen Aprilnachmittag in Augsburg: „Erics Tor war purer Wille und hat gezeigt, dass wir wach waren und Tore schießen wollten“, beschrieb Florian Kainz. Die Kölner machten in einer guten Viertelstunde all die Probleme vergessen, die ihnen in den vergangenen Wochen im gegnerischen Strafraum in den Kleidern gehangen hatten.

In Hälfte eins offenbarten die Geißböcke allerdings noch Schwächen im Spiel gegen den Ball. Augsburg kam mit Diagonalbällen und vornehmlich über seine linke Angriffsseite immer wieder zu gefährlichen Flanken. Weil das Baumgart-Team bei den zweiten Bällen manches Mal die nötige Konsequenz fehlte, brannte es vor Torhüter Marvin Schwäbe mitunter lichterloh. Auch das 1:2 fiel aus einer solchen Situation. Nach einer Augsburger Ecke wehrte der FC zweimal ab, der Ball kam aber wieder in den Sechzehner, wo er vor die Füße von Ruben Vargas flipperte. Der Schweizer hatte aus sechs Metern keine Mühe den Anschluss zu erzielen (29.). Jensen hätte vor dem Pausenpfiff sogar fast noch den Ausgleich erzielt, setzte seinen Seitfallzieher aber viel zu hoch an (42.).

Kölns Linton Maina bei seinem Torschuss zum 3:1.

Kölns Linton Maina bei seinem Torschuss zum 3:1.

Die Kölner durften nach dem Wechsel stürmische Augsburger erwarten, traten dieser Erwartung aber mit einer Umstellung auf ein 4:2:3:1, besserem Anlaufen und großem Selbstbewusstsein entgegen. Die Baumgart-Elf spielte entschlossen auf das dritte Tor. Der Plan ging schnell auf, weil der eingewechselte Dejan Ljubicic über rechts nach vorne sprintete und demonstrierte, wie eine perfekte Flanke geschlagen wird. Linton Maina profitierte am langen Pfosten von der ebenso scharfen wie präzisen Hereingabe und traf zum 3:1 (59.). „Dieses Umschaltspiel trainieren wir immer wieder. Über das Tor wird sich der Trainer freuen“, sagte Kainz. Und das war wieder der Ljubicic, der dem FC in der Hinrunde vor seiner schweren Knieverletzung so viel Freude bereitet hatte.

Trainer Baumgart erleichtert

Der Treffer zeigte auf beiden Seiten Wirkung. Der FC spielte defensiv hochkonzentriert und ließ lediglich noch zwei Außennetztreffer von Irwin Cardona (70.) und Beljo (73.) zu. Augsburg mühte sich, fand aber keine Mittel und kassierte seine erste Heimniederlage im Jahr 2023. Die auch noch höher ausfallen hätte können. Gikiewicz verhinderte in der Nachspielzeit allerdings die zweite Torpremiere und parierte den Schuss des eingewechselten Mathias Olesen. „Das waren wichtige drei Punkte. Wir waren effektiv heute und haben aus den ersten drei Schüssen zwei Tore gemacht“, analysierte Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC.

Steffen Baumgart war nach intensiven 90 Minuten hörbar erleichtert und atmete tief durch: „Wir freuen uns nach langer Zeit mal wieder gewonnen zu haben. Wir haben in einem engen Spiel das Glück und Können gehabt, die es im Fußball braucht. Ich bin sehr froh über die drei Punkte, die meiner Meinung nach nicht unverdient sind.“


Statistik zum Spiel:

FC Augsburg: Gikiewicz; Gumny (65. Colina), Bauer, Gouweleeuw, Iago (65. Caligiuri); Engels, Rexhbecaj; Maier (65. Cardona), Vargas (71. Mbuku); Beljo, Jensen (81. Sarenren Bazee). – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Hector; Martel, Skhiri; Schindler (86. Kilian), Kainz (73. Olesen); Maina (73. Thielmann), Selke (66. Tigges). – SR.: Schröder (Hannover). – Zuschauer: 30.660. ­­– Tore: 0:1 Skhiri (7.), 0:2 Martel (16.), 1:2 Vargas (29.), 1:3 Maina (59.). – Gelbe Karten: Vargas, Iago, Engels; Martel, Schindler, Hübers, Skhiri.