FC-Trainer Steffen Baumgart gibt sich dem 0:3 in Leverkusen kämpferisch. Als Trainer steht er momentan nicht zu Disposition.
Nach Niederlage gegen LeverkusenFC-Trainer Baumgart glaubt fest an den Klassenerhalt
Manchmal genügt eine einfache Statistik, um eine Situation treffend zu beschreiben. Steffen Baumgart bestreitet seine dritte Saison als Trainer des 1. FC Köln und der Erfolg war sein beständiger Begleiter. Das verdiente 0:3 (0:2) am Sonntag im Derby bei Bayer 04 Leverkusen bedeutete für den Fußball-Bundesligisten die vierte Niederlage in Serie. Das hat es seit Baumgarts Amtsantritt im Juli 2021 noch nicht gegeben und manifestiert die tiefe, sportliche Krise, in die sich die Geißböcke nach sieben Spieltagen manövriert haben. Ein Punkt und Tabellenplatz 18 sprechen eine mehr als deutliche Sprache.
„Wir haben sieben Spiele und einen Punkt. Dass das gefährlich und für uns eine unangenehme Situation ist, muss ich nicht jedes Mal erklären — das ist einfach so. Uns helfen nur Punkte“, beschrieb Baumgart am Sonntagabend zerknirscht die prekäre Lage. Eine Situation, die sich rein statistisch weiter an die Horror-Saison 2017/18 anlehnt, als der FC nach einer 1:2-Heimniederlage gegen RB Leipzig in sieben Spieltag auch nur einen Punkt gesammelt hatte und bei einem Torverhältnis von 2:15 stand.
Kölner Lobeshymnen auf die Leverkusener Leistung
Wie vor sechs Jahren Peter Stöger steht auch Baumgart als Trainer aktuell überhaupt nicht zur Disposition. Auch wenn in den Sozialen Medien die Kritiker aus ihren Löchern kriechen, darf sich der 51-Jährige des uneingeschränkten Rückhalts von Vorstand und Geschäftsführung sicher sein. Die Spieler stellen sich schon seit Wochen vor ihren Trainer. Dass das Verhältnis trotz der Abwärtsspirale passt, dokumentierte die Mannschaft auch in der ausverkauften BayArena. Der Wille, die Wende zum Guten zu schaffen, war klar erkennbar, die Umsetzung aber unmöglich. „Leverkusen war uns in allen Belangen überlegen“, ließ Baumgart keine zwei Meinungen zu.
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Timo Hübers blieb auch nichts anderes übrig, als in die allgemeinen Kölner Lobeshymnen auf den rheinischen Rivalen miteinzustimmen: „Leverkusen steht nicht zu Unrecht da, wo sie gerade stehen“, sagte der Innenverteidiger. Dann verglich er den FC 2023/24 mit dem der vergangenen zwei Jahre, als es zwei Derbysiege in Leverkusen gab: „Wir kommen aus einer schwierigen Phase. Wir sind nicht so weit, wie wir es die vergangenen Jahre waren und Leverkusen ist deutlich weiter.“
FC in Frankfurt
Steffen Baumgart und die Geschäftsführung des 1. FC Köln haben den Tag nach der Derbypleite in Frankfurt. Während der Chefcoach bei der DFB-Trainertagung weilte und die Vormittagseinheit am Geißbockheim seinen Assistenten Andŕe Pawlak und Reńe Wagner überließ, nahmen Christian Keller, Philipp Türoff und Markus Rejek an der DFL-Mitgliederversammlung teil. Derweil sind Florian Kainz, Dejan Ljubicic (beide Österreich) und Mathias Olesen (Luxemburg) zu ihren Nationalteams gereist. (sam)
Während es bei Bayer drei Schritte nach vorne bis an die Tabellenspitze ging, hat der FC in seiner Entwicklung mindestens einen Schritt zurückgemacht. Am Sonntag trat ein Klassenunterschied zu Tage, wie er in dieser Ausprägung lange nicht mehr zu sehen war. Die Kölner ärgerten den Favoriten gute zwölf Minuten und zeigten, was in ihnen steckt. Spätestens mit Jonas Hofmanns herrlich herausgespieltem 1:0 (22.) war das Baumgart-Team aber allenfalls noch ein Spielball im Flow der übermächtigen Werkself. „Leverkusen hatte eine hohe Motivation, die letzten beide Spiele gegen uns wettzumachen. Wir hatten da einfach zu wenig entgegenzusetzen“, räumte auch Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC ein.
Es passte voll ins Bild, als Eric Martel unmittelbar vor dem Pausenpfiff nach einem Eckball die 100-prozentige Chance zum 1:2 nicht nutzen konnte. Erst scheiterte der Sechser mit einem Kopfball an Lukas Hradecky, bevor er den Bayer-Keeper im zweiten Versuch mit dem Fuß anschoss. Der Ball hatte die Torlinie schon zur Hälfte überquert. „Wenn es läuft, dann läuft es. Würde Köln in einer anderen Situation stecken, wäre er sicher reingegangen“, zeigte Hradecky Mitleid mit dem Gegner.
Erklärungen für die Kölner Krise gibt es deutlich mehr als der FC Punkte hat. Ob es nun die vielen Verletzten oder der schwierige Spielplan ist, Fakt bleibt, dass die Geißböcke nach der Länderspielpause im nächsten Derby gegen Borussia Mönchengladbach gewaltig unter Druck stehen. Der Erzfeind gehört aktuell zu den Gegnern in der Bundesliga, gegen die ein FC in Normalform punkten kann — und in diesem Fall auch muss. „Wir hoffen, dass wir das Spielglück gegen Gladbach mal wieder auf unsere Seite holen können. Wir wollen unseren Fans etwas zurückgeben“, sagte Torwart Marvin Schwäbe, der die Kölner in Leverkusen vor mehr Treffern als denen von Jeremie Frimpong (32.) und Victor Boniface (67.) und damit vor einem Derby-Debakel bewahrte.
Viel Kritik an FC-Sportchef Keller
Steffen Baumgart gab sich jedenfalls noch in Leverkusen kämpferisch und fiel sogar Bayer-Coach Xabi Alonso ins Wort. Als ein Journalist von dem Spanier wissen wollte, ob er nach seiner Einschätzung von vor dem Spiel ihn auch nach dem Derby ein Kölner Abstieg überraschen würde, antwortete Baumgart: „Ich übrigens auch. Wir kommen da unten raus, falls Du mir die Frage auch noch stellen willst.“ Das sieht auch Christian Keller so, der sich als Hauptverantwortlicher für die Kader-Zusammenstellung aktuell auch viel Kritik gefallen lassen mus: „Das ist sicher kein Kader, der zum Schluss in die Champions League einziehen wird, aber auch kein Kader, der auf einem Abstiegsplatz steht“, glaubt der FC-Sportchef an sein Personal. Der Auftrag, diese Einschätzung mit Inhalt zu füllen, liegt weiter bei Steffen Baumgart und seinem Trainerteam.
Womöglich hilft ein Blick in die Statistik. Nicht nur, dass der FC mit vier Treffern aktuell den schwächsten Angriff der Liga stellt, das letzte Mal zu Null haben die Kölnern am 2. April 2023 gespielt. Es war ein 0:0 in Müngersdorf gegen Gladbach. Die Hoffnung ist, dass sich am 22. Oktober der Kreis schließt und Baumgart und sein Team mit einem zu Null-Spiel im Derby den Bock umstoßen.