Mit Steffen Baumgart verliert der FC einen Kult-Coach. Martin Sauerborn kommentiert.
1.FC KölnDie Zweifel des Steffen Baumgart
Der Verdacht liegt nahe, dass Steffen Baumgart gerade noch rechtzeitig das sinkende Schiff 1. FC Köln verlassen hat. Ob der Trainer vom bevorstehenden CAS-Urteil gewusst hat, ist natürlich reine Spekulation. Eine Ahnung, in welche Richtung das Urteil ausfallen würde, wird er gehabt haben. Die Aussicht, dass er als zwei Jahre lang erfolgreicher und ehrgeiziger Fußballlehrer den Kader, mit dem er nach 16 Bundesliga-Spielen gescheitert ist, weder im Winter noch im Sommer 2024 verstärken kann, dürfte seine wachsenden Zweifel genährt haben.
Zweifel, die sich in der vergangenen Saison bei der Sieglos-Serie nach Karneval schon einmal gezeigt haben und die Baumgart nun ganz offen zur Schau trug. So, wie es seine Art ist. Offen, ehrlich und schonungslos — auch sich selbst gegenüber. Der 51-Jährige hat sich im zurückliegenden halben Jahr vom puren Optimisten, für den es ein „Geht nicht“ nicht gibt, zu einem Trainer entwickelt, der sich ständig hinterfragt und für alles und jeden die Verantwortung übernehmen will.
Kellers Verantwortung
Dabei ist er mit seinen verbalen Ausfällen auf dem Trainingsplatz und manch merkwürdiger Personalentscheidung über das Ziel hinaus geschossen. Seine finale Antwort auf alle Fragen fiel so aus, dass er nicht mehr in der Lage ist, diesem Kader noch den nötigen Impuls zu geben. Baumgart ist nun mal ein Trainer, der mit der Vermittlung von Glauben und Überzeugung arbeitet. Beides ist aber nichts mehr wert, wenn er es nicht mehr vorleben kann.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- Spieltage terminiert So spielt der 1. FC Köln im Dezember und Januar
- Mitgliederversammlung 1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital
- Heimspiel in Runde zwei Auslosung im DFB-Pokal: 1. FC Köln trifft auf Holstein Kiel
- 1. FC Köln im DFB-Pokal Schmerzhafter Blick in die jüngere Historie
- Bei Rückkehr nach Köln Baumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost
- Missglückter Auftakt 1. FC Köln erhält Blaupause für kommende Aufgaben
Baumgart hat den Glauben verloren, die Spieler weiter besser zu machen und hat ihre Entwicklung damit zum Stillstand, wenn nicht sogar zum Rückschritt gebracht. Vielleicht hat er sich nach zwei erfolgreichen Jahren in dieser Aufgabe überschätzt, vielleicht sind viele Dinge auch einfach nur unglücklich gelaufen. Die passenden Lösungen, die es seiner Meinung nach immer gibt, hat er unter dem permanent steigenden Druck nicht mehr gefunden.
Mit Baumgarts Abgang steht Christian Keller noch mehr in der Verantwortung. Der Geschäftsführer Sport hat nicht nur die Trennung vom beliebten Chefcoach zu verantworten, sondern auch das CAS-Urteil. Eine sportliche und eine juristische Niederlage, die nicht gleich den Untergang des FC bedeuten können, aber mindestens den Abstieg in die 2. Liga.