Der 1. FC Köln ist beim 1:1 gegen Bayern München sagenhafte 129,82 Kilometer gelaufen. Es war die höchste Laufleistung eines Fußball-Bundesligisten in dieser Saison.
1. FC KölnDie Dauerläufer von Trainer Steffen Baumgart
Es gehört zu den offensichtlicheren Eigenschaften des Profifußballs, dass die Mannschaft mehr laufen muss, die weniger den Ball hat. Es darf je nach Formulierungslust auch von „hinterherlaufen“ die Rede sein. Eine eher unangenehme Aufgabe, fordert sie doch die Bereitschaft jedes einzelnen Spielers heraus, bei der Jagd nach dem Ball in jedem Moment alles zu geben. Es dürfte keine große Überraschung sein, dass diese Aufgabe besonders in Spielen gegen den FC Bayern München eine tragende Rolle einnimmt. Die Bayern haben gerne und oft den Ball und zudem ein überragendes Passspiel. Wer auch nur den Hauch einer Chance gegen den Rekordmeister haben möchte, muss läuferisch an seine Grenzen gehen.
Der 1. FC Köln hat am Dienstagabend eindrucksvoll bewiesen, dass die Arbeit sich lohnen kann. Das Team von Trainer Steffen Baumgart kam in den 90 Minuten auf sagenhafte 129,82 Laufkilometer. Das bedeutet Club-Rekord in den seit der Saison 2013/14 erhobenen Laufdaten – und es war die höchste Laufleistung eines Bundesligisten in der Saison 2022/23. Den Bundesliga-Rekord hält Arminia Bielefeld, das im März 2021 beim 0:0 gegen Union Berlin auf 133,6 Kilometer kam. Die Kölner sind nicht umsonst gelaufen, denn am Ende durften sie sich beim 1:1 über einen unverhofften Punkt freuen. „Ein Ausnahmespiel“, nannte es Thomas Kessler und der Sportliche Leiter des FC erklärte warum: „Wir wussten, dass wir hier nur mit hoher Intensität und viel Willen bestehen können.“
Nur 59 Prozent der FC-Pässe in München kamen an
Ein detaillierter Blick in die Daten des Spiels verdeutlicht, wie besonders die Leistung der Kölner war. Die Geißböcke liefen 9,6 Kilometer mehr als die Münchner. Was vor allem daran lag, dass der FC nur 22 Prozent Ballbesitz generieren konnte und von seinen 243 Pässen nur 143 zum Mitspieler brachte (59 Prozent Passquote). „Die Bayern hatten ein Patent auf den zweiten Ball“, beschrieb es Kessler. Das alles machten die Spieler von Trainer Steffen Baumgart durch große Leidenschaft und extremen Einsatz wett. Hinter 1:0-Torschütze Dauerläufer Ellyes Skhiri (13,09 Kilometer) liefen fünf weitere Kölner mehr als 10 Kilometer, Linton Maina (10,15 km) sogar trotz seiner Auswechslung in der 71. Minute.
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Zu den fleißigsten Kölnern zählten neben Kapitän Jonas Hector (11,5 km) und Benno Schmitz (11,11) die beiden Innenverteidiger Nikola Soldo (11,01) und Jeff Chabot (10,65). Das Duo schaffte es immer wieder, die Räume im eigenen Strafraum zu verdichten und die Gegenspieler aus München zu doppeln. Die Bayern hatten bei ihren insgesamt 25 Torschüssen nur wenige Abschlüsse im Kölner Sechszehner. Nicht von ungefähr fiel der späte 1:1-Ausgleichstreffer von Joshua Kimmich durch einen Fernschuss aus 30 Metern.
Kölner sind das laufstärkste Team der Bundesliga
Schon bei der 7:1-Gala gegen Werder Bremen waren die Kölner mit 125,92 Kilometern überdurchschnittlich viel gelaufen. In dieser Partie allerdings mit 51 Prozent Ballbesitz und einer Passquote von 80 Prozent. Über die Hinrunde gesehen, ist Baumgarts Team das laufstärkste der Liga. 118,33 Kilometer stehen durchschnittlich nach 17 Spielen für den FC zu Buche. Auf Platz zwei folgt Union Berlin mit 117,68 Kilometern.
Der nächste und erste Rückrunden-Gegner der Geißböcke am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) heißt FC Schalke 04. Ein Team, das als achtbestes der Liga im Schnitt auch 114,36 Kilometer läuft, sich aber selten für diesen Fleiß belohnen konnte. Nach den Niederlagen in Frankfurt (0:3) und gegen RB Leipzig (1:6) zum Abschluss der Hinrunde ziert die Mannschaft von Baumgarts Trainer-Buddy Thomas Reis weiter das Tabellenende der Bundesliga – und zwar abgeschlagen mit nur neun Zählern und bereits sieben Punkten Rückstand auf Platz 15.
Schalke als Gradmesser für den FC
Da klingt es schon etwas seltsam, wenn Thomas Kessler davon spricht, dass die Gelsenkirchener der passende „Gradmesser“ für den FC sei, weil beide Clubs die „gleichen Saisonziele“ verfolgen würden. Der Klassenerhalt ist gemeint. Während den Schalkern allerdings noch satte 31 Punkte bis zur magischen 40er-Grenze fehlen, haben die Kölner bereits 21 gesammelt. Es könnte gut sein, dass sich die Blickrichtungen der beiden Kontrahenten am Sonntag weiter auseinander bewegen.
Skhiri hat wohl die Auswahl
Es ist ein Jammer für den 1. FC Köln und gleichzeitig auch ein Glücksfall. Ellyes Skhiri spielt in der Form seines Lebens und führte den 1. FC Köln mit drei Treffern und alles überragenden Leistungen gegen Bremen und in München an. Der WM-Teilnehmer für Tunesien ist mit 192,01 Kilometern (12,2 im Schnitt) hinter Joshua Kimmich zweitbester Läufer der Bundesliga. Gut, dass der 27-Jährige zumindest noch bis Saisonende bei den Geißböcken unter Vertrag steht , weniger gut, dass er dann ablösefrei wechseln kann. Nach Borussia Dortmund hat nach einem Bericht der Sport Bild mit Eintracht Frankfurt der zweite deutsche Champions League-Teilnehmer seine Fühler nach Skhiri ausgestreckt. Der Kölner Express berichtet zudem von einem Interesse des französischen Erstligisten Olympique Lyon, der den Sechser noch im Winter holen möchte. Was den Kölnern noch eine Ablöse einbringen würde. Sie müssten dann aber ab nächster Woche ohne Skhiri auskommen. (sam)