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Nach TorhüterwechselDeshalb bleibt die Situation im FC-Tor brisant

Lesezeit 5 Minuten

Genießt die Rückkehr ins FC-Tor: Marvin Schwäbe.

Nach der Startelf-Rückkehr von Marvin Schwäbe hat der 1. FC Köln zweimal ohne Gegentor gewonnen. Perspektivisch betrachtet zeichnet sich für 2025 jedoch ein Neuaufbau im FC-Tor ab.

Am Ende einer ohnehin schon turbulenten Woche war alles so schnell gegangen, dass keine Zeit geblieben war für ein persönliches Gespräch zwischen den beiden Protagonisten. „Wir müssen die Woche noch mal quatschen. Es war alles sehr kurzfristig“, schilderte Marvin Schwäbe, die alte und neue Nummer eins des 1. FC Köln, nach dem jüngsten 1:0-Sieg in der 2. Fußball-Bundesliga bei Hertha BSC Berlin. Vermutlich war es Jonas Urbig auch gar nicht so unrecht, die Dinge erst einmal sacken lassen zu können. Der Verlust seines erst vor Saisonbeginn zugesprochenen Stammplatzes bedeutet einen ersten Knick in der Laufbahn des ehrgeizigen Kölner Eigengewächses, dem von Experten eigentlich eine vielversprechende Karriere vorhergesagt wird. „Natürlich ist er unzufrieden damit, das kann ich auch nachvollziehen“, zeigt Schwäbe, der selbst auf schwierige Monate zurückblickt, Verständnis für die Gemütslage seines jungen Torwartkollegen. „Aber es wird weitergehen.“

Für Jonas Urbig ist das nur ein schwacher Trost. Der U21-Nationaltorwart war im Sommer nach anderthalb Leihjahren unter anderen Voraussetzungen zu seinem Heimatverein zurückgekehrt. Der Euskirchener sollte nach dem Bundesliga-Abstieg eines der Gesichter werden einer verjüngten Kölner Mannschaft, die in Zeiten der Transfersperre ihre Kraft aus der erfolgreichen Nachwuchsarbeit zieht. Doch die Kölner Torhüterfrage stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Es fing damit an, dass Sportchef Christian Keller noch vor der Verpflichtung von Gerhard Struber als neuem Trainer Urbig zur neuen Nummer eins ausrief. Und setzte sich fort, indem der abwanderungswillige Marvin Schwäbe trotz Ausstiegsklausel keinen neuen Verein fand. Daraus entstand eine heikle Konstellation mit zwei Schlussmännern, die beide zu gut sind, um im Unterhaus auf der Bank zu sitzen. Unzufriedenheit war vorprogrammiert, und als der zur Nummer zwei degradierte Schwäbe im September in einem Interview reklamierte, dass im Kampf um die Position im FC-Tor kein Leistungsprinzip gelten würde, drohte die Situation sogar zu eskalieren.

Ich bin natürlich glücklich, dass die Entscheidung so gefallen ist. Es ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, der Mannschaft wieder helfen zu können.
Marvin Schwäbe, FC-Torhüter

Ein paar Wochen später hat Schwäbe – von vielen FC-Fans gefeiert – seinen Startelfplatz zurück. Es sind wilde Zeiten im Kölner Tor. Unbestritten ist, dass Jonas Urbig zu den größten deutschen Torwarttalenten zählt. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der 21-Jährige in seinen ersten Spielen als FC-Profi über Durchschnitt nicht hinauskam. Urbig zeigte sich nach seinem Patzer bei der Auftaktniederlage gegen den Hamburger SV zwar deutlich stabilisiert, auch verschuldete er kein weiteres Gegentor. Was seinen Darbietungen jedoch fehlte, war das Außergewöhnliche, mit dem er bei Jahn Regensburg und zuletzt Greuther Fürth den Unterschied ausgemacht hatte. Glanztaten, die dem Gegner Respekt einflößen und der eigenen Mannschaft Sicherheit verleihen. Und vor allem Punkte retten. 22 Gegentore in den elf Pflichtspielen bis zu seiner Ablösung stellten auch für Urbig eine indiskutable Quote dar. Obgleich ihm zugutegehalten werden muss, dass es dem Kölner Spiel bis zur jüngst erfolgten Umstellung auf eine Dreierkette an der nötigen Balance fehlte.

Im FC-Tor zeichnet sich für 2025 ein Neuaufbau abAus alledem lässt sich ableiten, dass die Gründe für den Wechsel im Kölner Gehäuse zurück zum erfahrenen Marvin Schwäbe (29) in erster Linie in den Bereichen Routine und Ausstrahlung zu suchen sind. „Er hat es richtig gut gemacht – zweimal zu null – und strahlt Präsenz aus. Das tut uns gerade gut diese Stabilisation“, lobte Trainer Gerhard Struber nach Schwäbes Auftritten im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel (3:0) und in der Liga gegen Berlin. Ähnliche Töne sind aus der Mannschaft zu hören. „Er bringt noch mal Sicherheit mit rein“, beschreibt Tim Lemperle. Der Siegtorschütze in Berlin verweist auch auf das klar verbesserte Kölner Defensivverhalten im Allgemeinen: „Vor dem Marvin gibt auch jeder Gas, dass die Null steht.“

Im FC-Tor zeichnet sich für 2025 ein Neuaufbau ab

Der wiederum reicht das Lob zurück. „Ich bin natürlich glücklich, dass die Entscheidung so gefallen ist. Es ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, der Mannschaft wieder helfen zu können“, freut sich Marvin Schwäbe über die Rückkehr zwischen die Pfosten – und auch darüber, „dass die Mannschaft von vorne bis hinten Vollgas gibt. Wir haben sehr stabil gestanden. So kann es weitergehen“. Schwäbe räumt jedoch auch ein, dass ihm der Kölner Fehlstart gewissermaßen in die Karten gespielt habe: „Ich glaube, dass es insgesamt einfach nicht so gut gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt haben.“ In so einer Situation gehe es dann „ein Stück weit um Erfahrung, Stabilität, Systemumstellung. Das hat alles mit dazu beigetragen“. Nichtsdestotrotz war Gerhard Struber massiv ins Risiko gegangen. Mit dem Torhüterwechsel traf der selbst unter Druck geratene Österreicher eine ebenso überraschende wie unpopuläre Entscheidung, die der ausgerufenen Kölner Jugendförderung widerspricht. Fürs Erste geben ihm die beiden Zu-Null-Siege recht.

Dennoch bleibt die Situation im FC-Tor brisant. Der klar definierte Karriereplan von Jonas Urbig (Vertrag bis 2026) sieht vor, im kommenden Jahr in der Ersten Liga zu spielen – denkbar, dass die forschen Ziele des Rückkehrers für eine gewisse Unruhe in der Kabine gesorgt haben. Zu den Interessenten zählt ausgerechnet Bayer Leverkusen, das dem Rivalen bereits Florian Wirtz weggeschnappt hat. Marvin Schwäbe (Vertrag bis 2027) muss wiederum erst noch beweisen, dass seine Rückkehr ins Tor nicht nur kurzfristig für Erfolg sorgt. Auch deshalb wird der Routinier, der die Kölner in der Winterpause eigentlich verlassen wollte, wohl nicht vorschnell über seine Zukunft entscheiden. Obendrein laufen die Arbeitspapiere der Nummer drei, vier und fünf (Philipp Pentke, Matthias Köbbing, Jonas Nickisch/will nach seiner Verbannung aus dem Profikader bereits im Winter weg) allesamt aus. Im Kölner Tor zeichnet sich für 2025 ein Neuaufbau ab.