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Entwicklungsverein1. FC Köln braucht noch Zeit für konstante Qualität

Lesezeit 3 Minuten
1.FC Köln vs. VFL Wolfsburg, 22. Spieltag, 25.02.2023, 15.30 Uhr, links: Mathias Olesen (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Mathias Olesen (links) bestritt gegen den VfL Wolfsburg erst sein zwölftes Bundesligaspiel.

Der 1. FC Köln steckt nach zwei Niederlagen in der Fußball-Bundesliga aktuell in seiner Entwicklung fest. Am Samstag geht es bei Union Berlin weiter.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Steffen Baumgart immer wieder von einem „Entwicklungsverein“ spricht, wenn sich jemand nach dem aktuellen Status des 1.  FC Köln erkundigt. Er meint also einen Club mit einer Mannschaft, die sich auch im zweiten Jahr unter dem ehrgeizigen Trainer im Aufbau befindet und sich in der Fußball-Bundesliga noch zu etablieren hat. Keine allzu problematische Diagnose, wenn man bedenkt, wo der FC herkommt, bevor Baumgart das Ruder in die Hand nahm. Aber eben auch eine Feststellung, dass es eine arbeitsintensive Aufgabe auf allen Ebenen bleibt, aus der Entwicklung heraus konstante Qualität zu produzieren.

Der ein oder andere im Umfeld der Geißböcke mag zu Beginn des Straßenkarnevals gedacht haben, dass Baumgart und sein Team der nächste, ziemlich große Schritt in Richtung gereifter Qualität   gelungen ist. Fünf Spiele lang war der FC in der Bundesliga ungeschlagen geblieben, trotz Gegnern wie Bayern München, RB Leipzig oder Eintracht Frankfurt. Es soll FC-Fans gegeben haben, die für den kommenden Herbst schon wieder Reisepläne durch Europa geschmiedet haben.

Hohe individuelle Qualität beim VfL Wolfsburg

Daraus wird wohl nichts werden, denn nach den Niederlagen in Stuttgart und gegen den VfL Wolfsburg ist nicht nur Ernüchterung eingekehrt, sondern vor allem die Erkenntnis, dass die Entwicklung der Kölner in vollem Gange und weiter mit heftigen Rückschlägen zu rechnen ist. Nach dem insgesamt misslungen Auftritt und dem glatten 0:3 beim VfB machte das Duell mit den zuvor viermal in Serie sieglosen Wölfen deutlich, dass beim FC vieles zusammenkommen muss, um gegen einen mit solch hoher individueller Qualität ausgestatteten Gegner punkten zu können.

Es fehlen überall zehn Zentimeter. Aber so ist es im Moment.
Steffen Baumgart, Cheftrainer 1. FC Köln

Zuallererst müssen bei den Kölnern die im Training erarbeiteten Abläufe passen. Das war gegen Wolfsburg wie schon in Stuttgart zu selten der Fall, oder wie Steffen Baumgart es ausdrückte: „Es fehlen überall zehn Zentimeter. Aber so ist es im Moment.“ Wenn die Abläufe nicht stimmen, fehlt dem FC zumeist die Griffigkeit, um die eigene Intensität so einzusetzen, dass sie dem Gegner richtig wehtun kann. Trainer Niko Kovac hatte seinem VfL zudem eine ebenso simple wie wirkungsvolle Strategie verordnet, die durch das frühe 0:1 von Yannick Gerhardt noch begünstigt wurde: massiv verteidigen und kontern. Zum Teil standen die Wolfsburger mit acht, neun Spielern am eigenen Strafraum und machten die Räume so eng, dass die Kölner trotz etlicher Flanken, 57 Prozent Ballbesitz und 10:2-Ecken in 90 Minuten nur zwei gute Torchancen hatten. Weil die VfL-Taktik so gut wie keine hohen Ballgewinne des FC mit anschließender Umschaltbewegung zuließen, wirkte das Kölner Spiel meist ideenlos.

Erfahrung von Kainz oder Uth ist nicht einfach zu ersetzen

Dass nach der 0:2-Niederlage niemand über die vielen Ausfälle auf Kölner Seite redete, ist ehrenhaft. Gerade in Spielen gegen clevere Teams wie Wolfsburg mit einem abgezockten Maximilian Arnold im defensiven Zentrum fällt die Abwesenheit erfahrener Kräfte wie Mark Uth, Florian Kainz oder auch Benno Schmitz nun mal mehr ins Gewicht. Mathias Olesen etwa ist mit seinen erst 21 Jahren und gerade einmal zwölf Bundesligaspielen in solchen Partien als Zehner einfach noch zu unerfahren und deshalb überfordert – oder besser gesagt in der Entwicklung.

Nach zwei Spielen, in denen das FC-Umfeld von mehr träumen durfte und mit null Punkten und 0:5-Toren wieder in der Realität angekommen ist, wartet am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) mit Union Berlin nun ein Team, das auf dem Weg der Entwicklung als Tabellendritter längst in konstanter Qualität angekommen ist. Ein Vorbild also für Baumgart und seine Mannschaft, die in der Alten Försterei die nächsten wichtigen Erfahrungen und vielleicht auch Punkte sammeln kann.