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Spiel gegen Borussia MönchengladbachHoher Aufwand, aber wieder kein Tor – 1. FC Köln belohnt sich nicht

Lesezeit 3 Minuten
Kölns Ellyes Skhiri (l) und Gladbachs Lars Stindl kämpfen um den Ball.

Mit viel Leidenschaft bestritten die Kölner Spieler, hier Ellyes Skhiri (l.) das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge unverändert sechs Punkte.

Als Steffen Baumgart den Blick über den Statistikbogen schweifen ließ, dürfte er sich bestätigt gefühlt haben. Bestätigt in dem Gefühl, dass seiner Mannschaft in Sachen Einsatz und Leidenschaft kein Vorwurf zu machen war. Die Statistiker hatten 25:5 Flanken, 11:1 Ecken und 12:8 Torschüsse zu Gunsten des 1. FC Köln gezählt, der obendrein mit 118 Kilometern sieben mehr als Borussia Mönchengladbach gelaufen war. Kurzum: Die Geißböcke wirkten unbeeindruckt von den Turbulenzen des Fifa-Urteils.

Unter dem Strich stand jedoch wieder einmal die Null, weil Aufwand und Ertrag in keinem ausgewogenen Verhältnis zueinander standen. Mit dem 0:0 gegen den rheinischen Erzrivalen war der FC zum nunmehr siebten Mal im elften Bundesligaspiel des Jahres 2023 ohne eigenen Treffer geblieben. Zwar präsentierten sich die Geißböcke vor allem in der ersten Halbzeit deutlich verbessert gegenüber dem Debakel in Dortmund. Doch der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga war ausgeblieben.

Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge unverändert sechs Punkte. Der FC scheint die „Eichhörnchen-Taktik“ zu wählen auf dem Weg zum Klassenerhalt. „Ich hoffe, dass wir uns mal mit mehr als nur einem Punkt belohnen“, seufzte Baumgart.

Glückliches Händchen bei zwei Experimenten

Entsprechend gemischt fiel seine Bewertung des Derbys aus: „Wir haben immer wieder versucht, nach vorne zu spielen. Trotz allem, was wir versucht haben, offensiv auf die Beine zu stellen, fehlte das letzte Quäntchen. In einigen Situationen das Glück, in anderen Situationen die Genauigkeit.“ Denn zur Wahrheit gehörte auch, dass nicht mal jede fünfte Kölner Flanke beim Mitspieler gelandet war. Erneut hatte es im letzten Drittel des Feldes am entscheidenden Hieb gefehlt. Dabei hatten sich die Gladbacher erschreckend harmlos präsentiert.

Was wiederum aber nicht bedeutete, dass Steffen Baumgart unzufrieden war mit der Nullnummer: „Ich finde das Ergebnis nicht negativ. Wir hätten aus der ein oder anderen Situation mehr Kapital schlagen können, wenn nicht sogar müssen. Die Leistung war positiv, weil die Jungs trotzdem mutig geblieben sind.“ Zugleich setzte Baumgart eine kleine Spitze gegen kritische Stimmen: „Ich sehe viel Positives, auch wenn außerhalb gerne etwas anderes erzählt wird.“ Baumgart wies in diesem Zusammenhang noch einmal hin auf die Rolle des 1. FC Köln als Ausbildungsclub: „Uns ist klar, dass wir gewissen Mannschaften qualitativ unterlegen sind. Wir versuchen, das mit anderen Sachen wettzumachen. Wir wissen, was wir können, und wir wissen, was wir nicht können. Und an dem, was wir nicht können, arbeiten wir.“

Baumgart war wichtig, dass seiner Mannschaft der unbedingte Wille, der zuletzt gefehlt hatte, wieder anzumerken war: „Wir machen nicht alles richtig. Was wir aber erwarten dürfen, ist, dass die Jungs alles raushauen. Ich finde, das ist ihnen anzusehen.“ Gegen Gladbach stachen zwei Spieler hervor. Linksaußen Florian Kainz füllte die Rolle als Aushilfs-Zehner gut aus. „Ich war zufrieden mit Kainzi. Er ist in der Lage, den Steckpass zu spielen, und hat es gut gemacht mit Eric (Martel), der dahinter zwischen der Sechs und der Zehn pendelte“, sagte Baumgart und kündigte an: „Das wird nicht nur ein Experiment bleiben.“ Auch die zweite überraschende Personalie mit Kingsley Schindler auf der halbrechten Position war aufgegangen. „Er hat es bis zur 60. Minute sehr gut gemacht“, lobte Baumgart den Reservisten, dessen Verbleib als unwahrscheinlich galt.

Doch nach einer „schwierigen Phase im November“ sieht Baumgart den frischgebackenen ghanaischen Nationalspieler im Aufwind: „Er ackert und ist nicht umsonst Nationalspieler geworden.“ Die drohende Transfersperre könnte mit dazu führen, dass der 29-Jährige nun doch ein neues Arbeitspapier beim FC erhält. „Wir haben noch Gespräche zu führen und noch ein bisschen Zeit zur Entscheidung“, sagte Baumgart.