Der FC befindet sich in der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Hoffenheim. Steffen Baumgart ließ am Dienstag im Training ordentlich Dampf ab.
„Wer nicht mitmacht, kann tanzen gehen“Baumgart tobt bei Trainingseinheit am Geißbockheim
Dominique Heintz hatte am Dienstag nach dem Training eigentlich nur die Aufgabe, über seine Rückkehr zum 1. FC Köln zu berichten. Auf der Baustelle Franz-Kremer-Stadion war der 30-jährige Innenverteidiger aber vor allem erster Ansprechpartner, um herauszufinden, welche Wirkung die gut 100-minütige Einheit auf ihn und seine Teamkollegen hatte. Denn beim nicht-öffentlichen Training hatte Steffen Baumgart seine Spieler so ins Gebet genommen, wie man es selbst von dem Chefcoach des Fußball-Bundesligisten nicht gewohnt ist.
Der 51-Jährige hatte sein Team schon zum Auftakt der Trainingswoche vor dem Bundesliga-Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen die TSG 1899 Hoffenheim ordentlich in die Mangel genommen. Am Dienstag legte Baumgart dann erst in den Spielformen und danach auch in zwei längeren Ansprachen nach. „Es ist richtig, dass er uns auf den Sack gehen muss, bis wir es kapieren“, lobte Heintz seinen neuen Trainer für dessen Verbal-Ausbrüche: „Wir müssen einfach bleiben und zu den Basics zurückkehren. Er hat recht mit dem, was er sagt, dass wir wieder klar spielen müssen und zurückkehren zu dem, was die Mannschaft die letzten beiden Jahre stark gemacht hat. Wenn der Trainer leise wäre, hätten wir ein Problem. Es ist gut, dass er uns so bearbeitet.“
Steffen Baumgart, so darf vermutet werden, hat am spiel- und trainingsfreien Wochenende die ersten drei Bundesligaspiele der neuen Saison noch einmal richtig sacken lassen und seine Unzufriedenheit über die magere Ausbeute von nur einem Punkt deutlich zum Ausdruck gebracht. „Wir hätten Dortmund abschießen müssen. Gegen Wolfsburg führen wir und laufen zweimal nicht richtig zurück. Und in Frankfurt wollen wir zaubern und rutschen aus“, ließ Baumgart Dampf ab.
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Immer wieder unterbrach der sichtlich angefressene Coach die Übungen und gab seinen Spielern mächtig Zunder. „Ich gebe vor, was gemacht wird. Wer das mitmacht, ist dabei. Wer nicht, kann tanzen gehen“, brüllte Baumgart. Wenig später hatte er Anlass, diesen Worten Nachdruck zu verleihen, denn die FC-Profis kamen seiner Aufforderung nach einem Spiel mit zwei Kontakten nicht umfänglich genug nach: „Ich kann es Euch singen: Zwei Kontakte. Es sind meine Lieblingswörter: Zwei Kontakte.“ Wer trotzdem meine, er könne es mit einem Kontakt besser, dürfe gerne das Weite suchen.
Gesenkte Köpfe und betretenes Schweigen
Gesenkte Köpfe und betretenes Schweigen bei den Spielern waren die erste, durchaus verständliche Reaktion. Baumgart wäre aber nicht Baumgart, wenn er „seine Jungs“ durch diese Art der Ansprache nicht wieder an das erinnern will, was den FC unter ihm so stark gemacht hat. „Zwei Jahre lang hat es funktioniert“, schrie der Trainer und ergänzte etwas ruhiger: „Ihr müsst mir nichts schenken, ich müsst mir nichts kaufen – alles nichts Dramatisches. Ich will einfach nur zwei Kontakte sehen. Einfaches Spiel hilft uns.“
Baumgart appelliert nach den beiden vermeidbaren Niederlagen in Dortmund (0:1) und Wolfsburg (1:2) sowie dem späten Ausgleich der Eintracht beim 1:1 in Frankfurt an den Glauben an die FC-Spielidee. „Mutig sein, aggressiv auftreten, nach vorne denken“, lautet die Devise. Sie soll gegen die mit sechs Punkten gut gestarteten und auch in dieser Saison individuell erstklassig besetzten Hoffenheimer wieder das Maß aller Dinge sein und den Geißböcken vor den nächsten beiden schweren Aufgaben in Bremen und gegen Stuttgart den ersten Dreier bescheren.
Die Botschaft kam ganz offensichtlich schnell bei den FC-Profis an. Baumgart zeigte sich nach der letzten Übungsform der Einheit jedenfalls nicht nur deshalb zufrieden und versöhnlich, weil die zuletzt angeschlagenen Davie Selke und Jeff Chabot voll mittrainieren konnten und Mark Uth in seiner Reha-Einheit deutliche Fortschritte erkennen ließ: „Wenn ich Euch etwas sage, hat das nichts mit mir zu tun. Es geht nicht darum, dass ich Euch sage, was Ihr nicht könnt, sondern wie ihr es besser machen könnt. Ihr werdet es nicht erleben, dass ich nicht auf etwas hinweise. Wir haben schon ganz andere Situationen überstanden“, sagte der Cheftrainer und lächelte wieder.