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FC-Derby in GladbachSpektakulär, unterhaltsam und ohne Sieger

Lesezeit 6 Minuten
Kölns Damion Downs jubelt nach seinem Treffer gegen Borussia Mönchengladbach.

Im Rhein-Derby gegen Borussia Mönchengladbach schoss Kölns Damion Downs sein erstes Bundesligator.

Der 1. FC Köln musste sich trotz zweier Führungen mit einem 3:3 im Derby bei Borussia Mönchengladbach zufriedengeben und verpasste es, den Abstand auf Rang 15 in der Fußball-Bundesliga zu verkürzen.

Zweimal geführt, dann zurückgelegen und wieder zurückgekommen. Der 1. FC Köln musste sich in einem spektakulären, wilden rheinischen Derby am Ende mit einem 3:3 (1:1) zufriedengeben. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz, für die Faride Alidou doppelt traf und Damion Downs sein erstes Bundesliga-Tor erzielte, vergrößerten ihren Vorsprung auf Mainz 05 auf zwei Zähler, verpassten aber den erhofften Sieg. Platz 15 bleibt damit weiter sieben Punkte entfernt. Und es stehen nur noch neun Spieltage in der Fußball-Bundesliga aus.

„Das war offensiv das beste Spiel, seit ich hier in Köln bin. Dafür haben wir aber defensiv zu viel zugelassen“, analysierte Timo Schultz die unterhaltsamen, aber auch sehr fehlerhaften 90 Minuten. „Wir haben wieder einen Punkt mehr auf der Position, die wir mindestens halten wollen. Mit einer Serie können wir auch noch höher kommen. Ich freue mich auf die Crunch-Time der Saison“, schaute der FC-Coach auf die verbleibenden Spiele der Saison 2023/24.

Der FC ging wie erwartet in die Partie. Kapitän Florian Kainz und Denis Huseinbasic kehrten für die gesperrten Jan Thielmann und Dejan Ljubicic zurück in die Startelf. Torjäger Davie Selke stand erstmals seit zwei Monaten wieder im Kader und nahm als möglicher Joker auf der Bank Platz.

Der Spieltag bot den Geißböcken zum wiederholten Male in dieser Saison einen Nährboden der Hoffnung. Der FC hatte die Möglichkeit sich auf vier Punkte von Mainz auf Rang 17 abzusetzen und den Abstand zu Platz 15 auf fünf Zähler zu verkürzen. Besondere Motivation: Die Schultz-Elf konnte mit einem Derbysieg die Borussia wieder mit in den Abstiegssog ziehen.

Alidou mit Derby-Doppelpack

Die Kölner benötigten nur sieben Minuten, um den ersten Setzling ihrer Ambitionen zu pflanzen. Kainz verlagerte das Spiel nach rechts, wo Faride Alidou Luca Netz einfach stehen ließ und den Ball fast von der Torausline aufs kurze Eck brachte. Borussen-Keeper Moritz Nicolas, der unter der Woche seinen Vertrag verlängert hatte, war komplett überrascht und lenkte die Flanke mit dem Oberschenkel zum 0:1 ins Netz. Der dritte Saisontreffer für die Leihgabe von Eintracht Frankfurt - allesamt unter Schultz als Trainer in der Rückrunde erzielt

Das von Timo Schultz zuletzt vermisste Spielglück hatte sich auf die Seite des FC geschlagen. Als Gladbachs Florian Neuhaus nur zwei Minuten nach dem 0:1 von der direkt Strafraumgrenze direkt abzog, konnte Marvin Schwäbe im Kölner Tor den Ball mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken. Beim Nachschuss von Nathan Ngoumou verhinderte Rasmus Carstensen mit einem beherzten Block den Ausgleich (9.). Neuhaus hatte auch bei seinem etwas zu hoch angesetzten Volleyschuss aus 18 Metern kein Glück (11.).

Der FC bekam die Partie danach sehr gut in den Griff. Die Struktur im 4:2:3:1 verdichtete die Räume gut, was den Fohlen das Leben schwer machte. Den Hausherren fehlte allerdings auch das Tempo in den Aktionen. Von einer Revanche für das peinliche 1:3 im Hinspiel waren die Gladbacher zu diesem Zeitpunkt ein Stück weit entfernt.

Die Kölner setzten auch immer wieder offensive Nadelstiche, weil Max Finkgräfe als Linksverteidiger mit Linton Maina gut anschob und Sargis Adamyan in der Spitze viele Bälle festmachen konnte. Der Armenier verpasste nach einer Maina-Flanke dann nur ganz knapp seinen ersten Saisontreffer (19.).

Es dauerte bis zur 30. Minute, ehe Gladbach wieder gefährlich wurde. Jordan verfehlte das Kölner Gehäuse aber knapp. Ein unerklärlicher Fehlpass von Timo Hübers im Aufbau hebelte den bis dahin stabilen FC dann aber komplett aus. Neuhaus nutzte den Raum und setzte Franck Honorat ein, der viel Raum und das Glück hatte, dass sein harter Schuss von Schwäbes Oberschenkel zum 1:1 unters Tordach flog (32.). Timo Schultz hatte vor solchen Umschaltmomenten im Vorfeld ausdrücklich gewarnt.

Der Ausgleich brachte den FC etwas aus dem Konzept. Die Gäste liefen nun immer wieder in Konter, die zwei Gelbe Karten gegen Hübers und Jeff Chabot zur Folge hatten. Für Hübers war es die fünfte Verwarnung, er ist damit im Heimspiel gegen Leipzig gesperrt. Große Torchancen ließen die Geißböcke aber nicht zu und hatten selbst dann noch eine. Adamyans Kopfball nach Kainz-Flanke fehlte aus fünf Metern aber die Wucht (45.+1).

Das 1:1 zur Pause ging nach einer durchaus intensiven ersten Derbyhälfte in Ordnung. Gladbach hatte sich freigespielt und bekam in der 52. Minute die große Chance zur Führung. Neuhaus spielte doppelten Doppelpass mit Jordan und kam aus spitzem Winkel zum Abschluss. Sein Schuss landete aber am nur rechten Pfosten.

Der FC hatte das Glück also weiter gepachtet und ging etwas aus dem Nichts durch das Duo Kainz/Alidou zum zweiten Mal in Führung. Der Kölner Kapitän schlug von rechts eine wunderbare Freistoßflanke auf den zweiten Pfosten, wo sich Alidou gegen Nico Elvedi durchsetzte und aus sechs Metern und per Aufsetzer ins kurze Eck einköpfte (64.).

Erstes Jokertor der Saison durch Damion Downs

Die Führung hielt nur sieben Minuten, weil Borussen-Coach Gerardo Seoane ein glückliches Händchen bewies. Robin Hack war erst eine Minute auf dem Feld, als er eine Flanke des ebenfalls eingewechselten Stefan Lainer zum 2:2 einköpfte (71.). Es kam noch schlimmer für die konsternierten Geißböcke. Nach einem Eckball kam Hack an den Ball und drosch ihn abgefälscht von Jeff Chabot zum 3:2 in die Maschen (73.). „Wir hatten ihn schon auf dem Schirm. Aber er ist ein guter Spieler und steht zweimal richtig. Er macht den Kopfball super und ist dann nach dem Gestocher zur Stelle“, sagte Timo Hübers zu Hacks Doppelpack in nur zwei Minuten.

Aber auch Timo Schultz hatte Glück mit seinen Auswechslungen. Er brachte Davie Selke und Damien Downs (75.). Der 19-jährige Angreifer war es, der einen Pass von Denis Huseinbasic mit seinem ersten Bundesliga-Tor zum 3:3 vollendete (79.). Es war das erste Jokertor der Kölner in dieser Saison.

Das 98. Bundesliga-Derby war längst ein Spektakel und hatte dann am Ende auch nicht wirklich einen Sieger verdient. Obwohl Ko Itakura Selke gerade so am 3:4 hinderte (89.) und Robin Hack tief in der Nachspielzeit fast noch sein drittes Tor gelungen wäre (94.+1).

„Das war ein bisschen ein Kontrastprogramm zu unseren Spielen zuletzt. Da ging es in beide Richtungen ruhiger zu. Für die Fans war es ein Riesenspektakel, als Defensivspieler macht es nicht so viel Spaß“, kommentierte Timo Hübers den wilden Derby-Ritt und ordnete das Ergebnis ein: „In der Summe der Chancen war es ein faires Ergebnis. Am Ende kann das Pendel in beide Richtungen ausschlagen. Es hätte auch 5:5 ausgehen können. Ob ich mich ärgern oder freuen soll, entscheide ich noch, den Punkt nehmen wir aber mit. Wir tun gut dran, den 16. Platz abzusichern. Nach oben hin wird es schon schwierig.“

Statistik zum Spiel:

Borussia Mönchengladbach: Nicolas; Scally, Elvedi, Wöber (72. Itakura), Netz (62. Lainer); Weigl; Koné (70. Hack), Neuhaus; Honorat, Jordan, Ngoumou (70. Reitz). – 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel, Huseinbasic; Maina (65. Pacarada), Kainz (75. Selke); Alidou (75. Downs), Adamyan (87. Tigges). – SR.: Zwayer (Berlin). - Zuschauer: 54.042 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Alidou (7.), 1:1 Honorat (32.), 1:2 Alidou (64.), 2:2 Hack (71.), 3:2 Hack (73.), 3:3 Downs (79.). – Gelbe Karten: Jordan, Neuhaus, Weigl; Finkgräfe, Chabot, Hübers, Martel.