AboAbonnieren

Vor den VorstandswahlenSo hat Stefan Müller-Römer das letzte halbe Jahr erlebt

Lesezeit 6 Minuten
stefan müller-römer

Stefan Müller-Römer

  1. Am kommenden Sonntag wählen die FC-Mitglieder ihren neuen Vorstand.
  2. Damit endet aller Voraussicht nach die Amtszeit von Stefan Müller-Römer.
  3. Im Interview sagt er: „Ich wusste, dass ich nicht mit offenen Armen empfangen werde.“
  4. Warum er das denkt und wie es mit dem FC weitergehen soll.

Köln – Stefan Müller-Römer (51) ist seit dem 11. März 2019 Mitglied des dreiköpfiges Vorstandes des 1. FC Köln. Nach dem Rücktritt von Präsident Werner Spinner entsendete der Mitgliederrat des Clubs seinen Vorsitzenden Müller-Römer satzungsgemäß in das Gremium. Am kommenden Sonntag endet aller Voraussicht nach die Amtszeit des Juristen auf der Mitgliederversammlung (13 Uhr, Lanxess Arena). Martin Sauerborn hat sich vorher mit Müller-Römer unterhalten.

Herr Müller-Römer, Sie waren ein halbes Jahr Interimspräsident des 1. FC Köln. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Stefan Müller-Römer: Es war sehr spannend. Diese Situation geht mit viel Verantwortung einher. Die Zeit war zeitraubender als die Arbeit als Vorsitzender des Mitgliederrates. Es gab viel mehr Termine. Und es war nicht einfach, weil intern nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war und eine solche Situation zu noch mehr Gesprächen führt.

Sind Ihre Erwartungen an diese Aufgabe eingetroffen?

Ich wusste, dass ich nicht mit offenen Armen empfangen werde, denn in der Vergangenheit hat sich der Mitgliederrat ja auch schon mal mit dem Vorstand gestritten.

Welche Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach gab es ?

Ich möchte darüber nicht mehr sprechen. Für mich ist die Konsequenz aus all den Dingen der vergangenen Jahre, dass wir es in Zukunft beim 1. FC Köln unbedingt anders handhaben müssen, um unsere Energie für Miteinander und nicht für Gegeneinander zu verwenden.

Was bedeutet das im Detail?

Es muss möglich sein, im Verein offen miteinander zu diskutieren und dabei verschiedene Meinungen vertreten zu können, ohne dass ein anderer sofort beleidigt ist und eine persönliche Attacke darin sieht.

Sie haben nach Ihrem Eintritt in den Vorstand neben dem Miteinander als oberstes Ziel ausgegeben, eine konkurrenzfähige Bundesliga-Mannschaft zusammenzustellen. Ist das gelungen?

Das war Aufgabe der Sportlichen Leitung. Wir haben uns nicht eingemischt, aber natürlich überprüft, welche finanziellen Mittel wir bereitstellen können. Dabei sind wir bewusst an die Grenzen gegangen, weil wir unbedingt die Liga halten wollen.

Was haben Sie in Ihrem halben Jahr noch erreicht?

Wir haben ein konkurrenzfähiges Frauenteam in der Bundesliga an den Start geschickt.Und ich habe mich um eine Verbesserung der Beziehungen mit der aktiven Fanszene und engagierten Mitgliedern bemüht.Zudem konnte ich verhindern, dass die umstrittenen geschäftlichen Beziehungen nach China vor der Vorstandswahl weiter ausgebaut werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nun steht die Mitgliederversammlung an, auf der ein neuer Vorstand gewählt werden soll. Welche Erwartungen haben Sie an das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Team mit Werner Wolf als Präsident sowie Jürgen Sieger und Eckhard Sauren als Vizepräsidenten?

Ich erwarte, dass sie das kommunikative Miteinander umgehend verbessern. Werner Wolf ist eine Persönlichkeit, die dem FC in dieser Situation gut tun kann, weil er ein ruhiger, bedächtiger Mensch ist, der erst zuhört, dann überlegt und dann handelt. Jürgen Sieger kenne ich als bescheidenen und sehr strukturierten Menschen, dem es immer zuerst um die Sache geht. Eckhard Sauren kommt mit einer beachtlichen Vita aus dem Finanzsektor. Ich denke, dass die drei alle im Vorstand relevanten Bereiche gut abdecken.

Welches Wahlergebnis erwarten Sie am Sonntag?

Ein überzeugendes Ergebnis für das neue Team wäre natürlich schön. Es wird darauf ankommen, wie sich das Trio den Mitgliedern präsentieren wird.

Im Vorfeld der Versammlung sind zwei Kritikpunkte an dem designierten Vorstandsteam laut geworden. Zum Beispiel die fehlende Sportkompetenz.

Diese Kompetenz sollte zunächst einmal in der Geschäftsführung Sport sitzen. Wenn zusätzlich im Vorstand noch ehemalige Spieler sitzen, führt das meiner Meinung nach oft auch zu Gerangel. Unser Modell, in dem sich der Vorstand bei Bedarf von einem sportlichen Kompetenzteam mit einer zusätzlichen Perspektive von außen beraten lässt, halte ich für besser.

Wer wird neben Jörg Jakobs diesem sportlichen Kompetenzteam angehören. Er soll am Sonntag auf der Versammlung präsentiert werden?

Das weiß ich nicht. Da es sich aber um ein Team handelt, ist davon auszugehen, dass es mindestens zwei sein werden.

Zweiter Punkt wäre die Nähe zur Ultraszene, die dem Mitgliederrat und damit dem neuen Vorstandsteam nachgesagt wird.

Es gibt nicht „die Ultraszene“, sondern verschiedene Gruppierungen. Zum zweiten gibt es diejenigen, die Regeln überschreiten im Fußball nicht nur bei den Ultras. Die meisten sind außerhalb der Szene bei den Hooligans zu finden. Wir müssen das momentan zerrüttete Verhältnis mit unserer Fanszene wieder besser hinbekommen. Das aktuelle Verhältnis führt zu mehr Regelüberschreitungen. Wir müssen da wieder und mehr kommunizieren, obwohl es sicher bei diesem Thema kein sofortiges Allheilmittel geben wird. Über die verstärkte Kommunikationen wird es mehr Verständnis füreinander geben, ohne das Regelüberschreitungen toleriert werden. Und eines ist klar: Ohne unsere aktive Fanszene wäre die Stimmung bei weitem nicht so gut, zu Hause und auswärts.

Beim Spiel des FC in Wolfsburg gab es Schmährufe und üble Nachrede der Fans in Richtung Jörg Schmadtke. Hinterher gab es Kritik dafür, dass sich der Vorstand nicht öffentlich bei Herrn Schmadtke entschuldigt habe.

Als Medienanwalt habe ich Erfahrungen mit solchen Fällen. Ich bin der Meinung, dass an dieser Stelle eine öffentliche Gegendarstellung eher schädlich ist und die Persönlichkeitsrechtsverletzungen durch eine Wiederholung des Sachverhaltes nur verstärkt. Entschuldigen kann man sich persönlich und nicht über die Medien. Das ist auch ehrlicher. Ich habe sowohl mit Herrn Schmadtke und als auch dem Ehepaar Stöger gesprochen.

Wo kommen die Gerüchte über Herrn Schmadtke und die Stögers eigentlich her und was ist an ihnen dran?

Wo sie herkommen, weiß ich nicht. Wenn ich es wüsste, würde ich denjenigen zur Rechenschaft ziehen und hart durchgreifen. Wichtig wäre mir aber an dieser Stelle einmal klarzustellen, dass an diesen Gerüchten rein gar nichts dran ist. So etwas in die Welt zu setzen, ist eine Riesenschweinerei.

Als Präsident halten Sie am Sonntag die erste Rede. Nach der Versammlung ist Ihre Zeit im Vorstand beendet und Sie kehren in den Mitgliederrat zurück. Würden Sie nach Ihren Erfahrungen noch einmal in den Vorstand zurückkehren?

Das ist zur Zeit kein Thema.

Zur Person

Stefan Müller-Römer wurde am 4. Mai 1968 in Köln geboren. Er hat Jura an der Universität Köln studiert und arbeitet als Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht. Müller-Römer, der im Agnesviertel lebt, ist seit 2001 FC-Mitglied und war 2012 an der Ausarbeitung der neuen FC-Satzung beteiligt.

Im November 2013 wurde er zum Vorsitzenden des Mitgliederrats gewählt. Aufgrund seiner Vorstandsarbeit ruht dieses Amt seit dem 11. März. Sollte das vorgeschlagene Vorstandsteam mit Dr. Werner Wolf, Dr. Jürgen Sieger und Eckhard Sauren am Sonntag auf der Mitgliederversammlung gewählt werden, kehrt Müller-Römer in den Mitgliederrat zurück. Dort müsste er allerdings erst einmal neu zum Vorsitzenden gewählt werden.