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1. FC KölnRätselhafte Anlaufschwierigkeiten beim Spiel in Stuttgart

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Kölns Maskottchen, Hennes IX, steht am Spielfeldrand.

Stuttgart/ Köln – Der Auftritt des 1. FC Köln beim VfB Stuttgart war mit Hoffnungen, für manchen Anhänger sogar mit klaren Erwartungen verknüpft. Der erste Saisonsieg sollte es werden für das Team von Trainer Markus Gisdol und das Ende der Sieglos-Serie, die nach dem 2:1 am 6. März in Paderborn begonnen hat und mit mittlerweile 15 Spielen auf Rekordniveau steht. Herausgekommen ist am Freitag in der gespenstisch leeren Mercedes-Benz Arena ein 1:1, das die FC-Verantwortlichen zwar als Fortschritt verbuchten, das letztlich aber mehr Fragen aufwarf als Antworten gab.

Warum kommt der FC in bislang jedem Saisonspiel so schwer in die Gänge?

Fünf Spiele, fünf Mal nicht gut ins Spiel gekommen. Der Jahrgang 2020/21 des 1. FC Köln offenbart große Probleme damit, vom Anpfiff weg die richtige Einstellung zu einer Aufgabe zu finden. „Nach einem unglücklichen Start, der mich ärgert, habe ich das Gefühl, dass wir in jedem Spiel einen Hallo-wach-Effekt brauchen. Nach einer Minute zurückzuliegen und sich so die Ausgangslage zu erschweren, ist superärgerlich“, schimpfte Gisdol über Orel Mangalas 1:0 nach nur 24 Sekunden. „Wir dürfen bei dem frühen Gegentor nicht so hoch attackieren, wir haben unsere Anlaufhöhe nicht eingehalten“, versuchte Linksaußen Ismail Jakob den nächsten kollektiven Tiefschlaf des FC zu enträtseln. Es gehört zu den originärsten Aufgaben eines Trainerteams, die Mannschaft so einzustellen und zu motivieren, dass sie von der ersten Sekunde an voll da ist. An dieser Stelle sollten sich alle Beteiligten noch einmal eingehend hinterfragen. Dass Gisdols Plan funktioniert hat die Mannschaft nach dem Elfmeter-Präsent von VfB-Innenverteidiger Atakan Karazor und dem 1:1 durch Sebastian Andersson demonstriert. „Alles andere war gut von uns. Wir hätten das Spiel in der zweiten Halbzeit sogar ganz drehen müssen, um drei Punkte mitzunehmen. Man sieht etwas bei der Mannschaft, das freut mich“, erklärte Gisdol.

Was fehlt dem FC noch für einen Sieg?

„Wir waren stabil, haben aggressiv gespielt und hatten viele gute Akzente“, fand Markus Gisdol, bemängelte aber auch die fehlende Ruhe im Abschluss in Halbzeit zwei. Unter dem Strich sind 42 Prozent Ballbesitz, 40 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 385 Pässe gegen einen Aufsteiger aber zu wenig. Zudem schienen die Kölner mit dem einen Punkt zufrieden zu sein: „Jeder Punkt tut uns gut und ist wertvoll. Wir müssen in aller Ruhe spielen, mit Fleiß und harter Arbeit. Dann können wir die Klasse schaffen“, ordnete der FC-Coach das Remis ein.

Wann kehrt Kapitän Jonas Hector zurück?

Der FC offenbarte in Stuttgart im Zentrum erneut große Probleme: defensiv trotz großer Fortschritte beim Laufpensum gegen die starken Gonzalo Castro und Daniel Didavi und offensiv mit vielen Fehlpässen und verlorenen Zweikämpfen von Ellyes Skhiri, Elvis Rexhbecaj und Ondrej Duda. „Wir sehen auf der Position von Jonas Hector, dass wir im Zweikampfverhalten aktuell nicht gut genug sind, nicht entschlossen genug, nicht hart und konsequent genug“, kritisierte Markus Gisdol. Salih Özcan wurde auch in Stuttgart nur eingewechselt. Wann Kapitän Hector zurückkehrt, bleibt derweil ein Rätsel. Einen Monat nach dem Tritt ins Gesicht beim 0:1 in Bielefeld gibt es noch immer keine genaue Diagnose, nur Spekulationen über eine Gehirnerschütterung und Probleme im Nacken. Nach den privaten Schicksalsschlägen für Hector wäre es für alle Beteiligten wohl das Beste, die Gründe für das Fehlen des 30-Jährigen offen und klar zu benennen.

Wie ist die Lage des FC nach fünf Spielen zu bewerten?

Zwei Punkte aus den ersten fünf Spielen sind trotz aller schwierigen Umstände alles andere als zufriedenstellend. Der FC hatte drei Heimspiele und ist zweimal auswärts bei einem Aufsteiger angetreten. Zum Vergleich: Vergangene Saison hatten die Geißböcke nach fünf Spielen bei zwei Heimspielen gegen Dortmund und Gladbach und drei Auswärtspartien in Wolfsburg, Freiburg und München drei Punkte auf dem Konto. „Viele Spieler haben ansteigende Form, die Mannschaft wird stabiler“, verwies Markus Gisdol auf eine positive Entwicklung. Als Timo Horn gefragt wurde, was ihn nach dem 1:1 von Stuttgart optimistisch stimme, antwortete der FC-Torwart: „Jetzt kommen erstmal die Bayern.“ Nach einer kurzen Pause sagte Horn dann: „Letzte Saison war die Situation noch weitaus brenzliger. Ich bin davon überzeugt, dass das Teamgefüge so gut ist, dass wir uns da raus arbeiten werden.“