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Zufrieden mit Abstrichen1. FC Köln liegt zur ersten Länderspielpause auf Kurs

Lesezeit 4 Minuten
Torschuss durch Linton Maina

Das Tor zum 1:1 fiel durch Linton Maina. 

Köln – Als an der Castroper Straße der Schlusspfiff von Schiedsrichter Bastian Dankert ertönte, sackten die Spieler reihenweise in sich zusammen. Dem 1:1-Unentschieden des 1. FC Köln beim VfL Bochum war ein Abnutzungskampf vorausgegangen, der beiden Mannschaften auf regendurchtränktem Rasen körperlich alles abverlangt hatte. Dass der eingewechselte Linton Maina die Kölner Schlussoffensive zumindest noch mit dem späten Ausgleich belohnte (88.), war für den FC in doppelter Hinsicht bedeutsam.

Zum einen blieb es der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart erspart, sich mit der Last von zwei Niederlagen in Folge in die erste Länderspielpause der Fußball-Bundesliga-Saison 2022/23 zu verabschieden. Zum anderen hielt sie das Polster auf das sieglose Schlusslicht bei neun Punkten. Schließlich geht es für den FC auch in dieser Spielzeit um nichts anderes als den Klassenverbleib.

Uth zurück im Teamtraining

Legt man dieses Ziel zugrunde, befindet sich der letztjährige Tabellensiebte trotz der schwerwiegenden Abgänge von Anthony Modeste und Salih Özcan auf Kurs. Baumgarts Team rangiert mit zehn Punkten aus sieben Spielen auf Platz neun. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt fünf Zähler. Zudem ist es den Kölnern gelungen, sich über die Playoffs für die Gruppenphase der Conference League zu qualifizieren. Dort dürfen sie sich nach einem Sieg und einem Remis zum Auftakt berechtigte Hoffnung aufs Weiterkommen machen. Getrübt wird die Gesamtbilanz durch das Scheitern im DFB-Pokal. „Grundsätzlich ist es ein sehr solider Start“, resümierte Lizenzspielerleiter Thomas Kessler nach einem Mammutprogramm von zwölf Pflichtspielen in sieben Wochen. „Wir sind gut in die Conference League gestartet. Mit zehn Punkten in der Liga können wir durchaus zufrieden sein.“

Nationalspieler auf Reisen

Acht FC-Profis gehen auf Länderspielreise. Unterwegs sind Ellyes Skhiri (Tunesien), Dejan Ljubicic (Österreich), Eric Martel, Jan Thielmann (beide Deutschland U21), Tim Lemperle, Jonas Urbig (beide Deutschland U20), Nikola Soldo (Kroatien U21) und Rijad Smajic (Bosnien-Herzegowina U19). (tca)

Gleichwohl ist Kessler bewusst, dass die Kölner noch einen „langen Weg“ vor sich haben. „Für uns sind alle Spiele schwer. Gerade durch die Doppelbelastung ist es eine neue Situation für die Jungs“, erklärte der ehemalige Torhüter, dessen Club folglich das Erreichen der 40-Punkte-Marke als Hauptziel ausgibt. „Wir wollen noch mindestens 30 Punkte holen. Das ist in dieser Liga ein dickes Brett, das wir bohren müssen“, wies Kessler auf die Schwere der Aufgabe hin. Zumal es nach der Länderspielpause „Schlag auf Schlag“ weitergehe. „Wir werden einen ganz wilden Herbst haben. Das werden sehr intensive und emotionale Wochen“, prognostizierte der 36-Jährige in Anbetracht von weiteren zwölf Spielen, die zwischen dem Heimspiel am 1. Oktober gegen Borussia Dortmund und der WM-Pause Mitte November zu bewältigen sind. Umso wichtiger sei es deshalb, die ab Mittwoch angesetzten fünf trainingsfreien Tage zu nutzen, um sich gedanklich vom Fußball zu befreien. „Dann können wir mit klarem Kopf in die Vorbereitung auf das Spiel gegen Dortmund starten“, sagte Kessler.

Unterschiedliche Kölner Gefühlslagen nach dem 1:1 in Bochum (v.l.): Der formstarke Torschütze Linton Maina, Reservist Tim Lemperle und Kapitän Jonas Hector.

Steffen Baumgarts Mannschaft zeichnet sich derweil auch im zweiten Jahr der Zusammenarbeit durch Engagement, Geschlossenheit und Comeback-Qualitäten aus. „Über Mentalität und Laufbereitschaft braucht man bei dieser Mannschaft nicht mehr zu reden. Das sieht man Woche für Woche“, lobte der Trainer. Der wiederum versteht es, durch Rotation dem gesamten Team sein Vertrauen zu schenken und die Doppelbelastung zu kontrollieren. „Ich hatte das Gefühl, dass wir spritzig sind. Vor allem in der zweiten Halbzeit“, berichtete Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic nach der Partie in Bochum.

Auffällig viele frühe Gegentore für den FC

Nach vier Englischen Wochen habe sich diesbezüglich ein „Gewöhnungseffekt“ eingestellt, wie Baumgart zufrieden bestätigte. „Man sieht, was möglich ist“, sagte der FC-Coach, den allerdings die auffällig vielen frühen Gegentore stören. Auch in Bochum liefen die Kölner nach einem erneuten Eigentor (Benno Schmitz, 9.) einem Rückstand hinterher. „Das nervt und ärgert mich“, sagte Baumgart.

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Es gibt auch noch andere Baustellen. Der Auftritt in Bochum verdeutlichte, wie schwer sich die Kölner mit immer häufiger tief stehenden Kontrahenten tun. Die wenigen guten Chancen am Sonntag resultierten aus Fernschüssen oder Standards. „Uns liegen die Spiele mehr, in denen der Gegner mitspielt und nicht hinten parkt“, sagte Jan Thielmann. Hoffnung auf Besserung macht die Meldung, dass Regisseur Mark Uth am Montag erstmals seit seiner Schambein-Operation wieder am Mannschaftstraining mitwirkte.

Optimierungsbedarf besteht zudem im Sturmzentrum, wo die Zugänge Steffen Tigges und Florian Dietz zumeist in der Luft hängen. Zwar schlagen die Kölner auch in dieser Saison ligaweit die meisten Flanken, doch fehlt es häufig an der nötigen Präzision. Oder schlichtweg an einem Verwerter im Strafraum.