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Interview mit Armin Veh„Im Verein keine Spielchen miteinander spielen“

Lesezeit 5 Minuten
armin Veh

Entspannt im Trainingslager in Donaueschingen: FC-Geschäftsführer Armin Veh.

  1. Für Geschäftsführer Armin Veh ist Ruhe im Verein unerlässlich für den Erfolg.
  2. In Achim Beierlorzer sieht er einen Trainer, der mit seiner Persönlichkeit die Spieler führen kann.
  3. Über die aktuelle Situation beim 1. FC Köln äußerte sich Sportchef Armin Veh im Gespräch mit Joachim Schmidt.

Herr Veh, im Vorjahr sagten Sie, die Mannschaft sei stärker als die der Abstiegssaison. Hat sich das bewahrheitet?Das glaube ich schon. Mit meiner dreißigjährigen Erfahrung kann ich das beurteilen. Natürlich hängt auch viel davon ab, wie sich Dinge entwickeln, ob man Glück oder Pech hat. Ebenfalls für die Qualität unserer Mannschaft spricht, dass wir am Ende souverän aufgestiegen sind, obwohl es keine einfache Saison war.

Wie schätzen Sie die jetzige Mannschaft ein?

Für eine Bewertung ist es mir jetzt noch zu früh. Wir sind gerade mal eine Woche im Training. Für Transfers haben wir noch Zeit bis Anfang September. Um das einordnen zu können, möchte ich erstmal sehen, was die Konkurrenz macht.

Geplant sind noch zwei Transfers. Dafür stehen nur noch rund drei der zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Wir haben ein Budget, an das wir uns halten müssen. Aber wenn man es für notwendig hält, muss man auch etwas mehr investieren. Man darf nur nicht ins Risiko gehen.

Wird es noch Abgänge geben?

Sicher. Wenn die Aussicht auf Einsätze niedrig ist, werden wir das den betreffenden Spielern kommunizieren. Aber wir werden niemandem die Pistole auf die Brust setzen. Wir stehen zu unseren Verträgen. Aber für manch einen wäre es vielleicht besser, nicht nur auf seinen Lohnzettel zu schauen, sondern auch seine Karriere im Auge zu behalten.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen zu viel in die sportlichen Belange hineingeredet wird?

Nein. Dann würde ich ja das machen, was man mir sagt. Am Ende muss derjenige, der das Geschäft kennt und die Verantwortung trägt, die Entscheidungen treffen. Derjenige muss dann ja auch die Konsequenzen tragen – das ist die Aufgabe eines Managers im Gegensatz zu einem Berater, der lediglich eine Einschätzung abgibt.

Sie sprachen kürzlich davon, in der Führungsspitze dauerhaft fähige Personen zu haben, um Kontinuität zu haben. Das hieße für Sie, dass Sie verlängern müssten.

Ganz grundsätzlich ist es doch so, dass Vereine, die eine gute Führung haben, viel mehr erreichen können. Kontinuität ist aber nur möglich, wenn man in dem Rahmen, in den man sich begibt, auch gut arbeitet. Wenn man nicht erfolgreich ist, ist die Chance auf Kontinuität doch eher gering.

War fehlende Kontinuität mitverantwortlich für die sechs FC-Abstiege?

Schwierig zu sagen. Was auf jeden Fall schlecht ist, sind sechs Abstiege innerhalb von zwanzig Jahren. Man fängt immer wieder neu an – wie jetzt. Für den FC wäre es wichtig, keine Fahrstuhlmannschaft mehr zu sein. Das ist im Normalfall möglich. Denn vom Budget her gehört der Club nicht in den Abstiegsbereich der Bundesliga.

Fühlen Sie sich in Köln wohl?

Ich fühle mich dann wohl, wenn eine gewisse Harmonie herrscht. Wenn das nicht der Fall ist, fühle ich mich weniger wohl. Natürlich tue ich alles, gegen Widerstände anzukämpfen, wenn ich denke, dass es richtig ist und weil ich professionell bin. Aber das ist kein Zustand, den ich auf Dauer möchte, da geht die Lebensfreude abhanden.

Wird es deshalb auch darauf ankommen, wie Sie mit dem neuen Präsidium zusammenarbeiten können?

Das neue Präsidium habe ich bisher noch nicht näher kennengelernt. Ich schätze, das wird sich nach der Mitgliederversammlung ergeben.

Wie steht es um die Personalie Frank Aehlig? Er wurde immer wieder mit Leipzig in Verbindung gebracht. RB scheint sich nun aber anders entschieden zu haben.

Das Interesse aus Leipzig war uns bekannt. Aber Frank kam nie mit dem Wunsch auf mich zu, dass er wechseln möchte. Aus diesem Grund war das auch kein Thema für mich.

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Haben Sie Hoffnung, dass trotz der Spekulationen um mögliche Wechsel an der Vereinsspitze, wieder Ruhe in den Verein einkehrt?

Ruhe ist wichtig. Denn Unruhe kann schon allein dadurch entstehen, dass sich sportlicher Erfolg nicht so einstellt, wie man es sich erhofft hat. Deshalb ist es wichtig, dass man innerhalb des Vereins keine Spielchen spielt und ehrlich miteinander umgeht. Das heißt nicht, dass man innerhalb des Vereins nicht kontrovers diskutieren kann. Aber nach außen muss man zusammenhalten. Und es darf sich keiner wichtiger nehmen, als er ist, weder im Erfolg noch im Misserfolg.

Hätte es eine Trennung von Trainer Markus Anfang in jedem Fall gegeben?

Da ich in der Gegenwart lebe und nach vorn schaue, möchte ich über die Vergangenheit nicht mehr sprechen.

Hatten Sie Achim Beierlorzer als Nachfolger sofort im Blick?

Seit ich in Köln bin, habe ich den einen oder anderen Trainer beobachten lassen – und zwar unabhängig von den Entwicklungen Ende der letzten Saison. Es schadet ja nicht, wenn man weiß, wie verschiedene Trainertypen arbeiten. Unter den Kandidaten war auch Achim. Entscheidend ist für mich aber nicht die Trainingsarbeit, sondern ob man als Mensch eine Mannschaft führen kann. Das kann man natürlich erst in einem persönlichen Gespräch erkennen. Achim war dann der erste und auch der letzte Trainer, mit dem ich gesprochen habe. Nach den Gesprächen war ich von ihm überzeugt.

Ist Beierlorzer auf einer Wellenlänge mit Ihnen, was das Fußballspiel anbelangt?

Wir stehen ja noch am Anfang unserer Zusammenarbeit. Ich bin mir aber sicher, dass diese Aufgabe und die Mannschaft bei ihm in guten Hände sind. Da muss ich mich künftig weniger drum kümmern. Natürlich haben wir uns über die Art und Weise, wie er Fußball spielen lassen will, wie er es das umsetzen will und wie er die Spieler einschätzt, unterhalten. Das ist ja wichtig für die Zukunft. Ich bin ein Gefühlsmensch. Und mein Gefühl sagt mir, dass wir nicht nur einen guten Trainer bekommen haben, sondern auch einen, der eine Persönlichkeit hat und die Spieler führen kann.