Köln – Wenn diese denkwürdige Saison der Fußball-Bundesliga am Samstag gegen 17.15 Uhr mit sechswöchiger Verspätung ins Ziel gerettet ist, wird sich beim 1. FC Köln in gleich doppelter Hinsicht Erleichterung breitmachen.
Rein sportlich betrachtet, weil es der Aufsteiger bereits vor der finalen Partie bei Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky) geschafft hat, die Runde nach einem kapitalen Fehlstart und dem Austausch von Trainer und Sportchef mit dem Klassenerhalt noch zu einem guten Ende zu bringen.
Hygienekonzept ging auf
Auch wirtschaftlich hatte viel auf dem Spiel gestanden, nachdem die Saison nach Ausbruch des Coronavirus in ihrer Fortführung bedroht war. Ein Abbruch hätte die Branche in existenzgefährdende Finanznöte getrieben. Letztlich ging das von großer Skepsis und harter Kritik begleitete Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) allerdings auf.
So war sichergestellt, dass alle sportlichen Entscheidungen im Sinne des Wettbewerbs auf dem Rasen fielen und dass alle Clubs finanziell über die Runden kamen. Auch wenn die Zuschauer natürlich fehlten und die leeren Ränge für eine skurrile Szenerie in den Stadien sorgten.
„Etwas geschafft, was uns keiner zugetraut hat“
Horst Heldt nahm die letzte Spieltagspressekonferenz des 1. FC Köln in dieser Saison zum Anlass, um eine Lobeshymne auf das Hygienekonzept des deutschen Profifußballs anzustimmen. Zwar sei der Start „holprig“ verlaufen, doch danach „haben wir etwas geschafft, was uns keiner zugetraut hat. Nun sind wir kurz vor dem Ziel. Das ist ein Verdienst von ganz vielen Menschen und einer sehr guten Organisation“, resümierte der Sport-Geschäftsführer des FC mit hörbarem Stolz.
Heldt vergas dabei jedoch nicht, wie heftig der Gegenwind gerade vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs Mitte Mai war: „Wir wurden von vielen Menschen kritisch begleitet. Die größten Skeptiker hat es in Deutschland gegeben.“ Trotzdem „waren wir die ersten, die wieder Fußball gespielt haben“.
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Inzwischen sieht Heldt eine gewisse Normalität in der Unnormalität eingekehrt: „Es hat sich verselbstständigt, dass am Wochenende wieder Bundesliga stattfindet. Das zeigt, dass wir es hervorragend gemacht haben.“ Dafür habe es „weltweite Bewunderung“ gegeben.
Schmaler Grat in Köln
Trotzdem bewegte sich auch der 1. FC Köln auf einem schmalen Grat. Als Ende Mai in Ismail Jakobs und Niklas Hauptmann zwei FC-Profis positiv auf Corona getestet wurden – später kamen noch Birger Verstraete und ein namentlich bislang nicht bekannter weiterer Kölner Spieler hinzu –, war das Wasser auf die Mühlen der Saison-Abbruch-Befürworter.
Der FC hatte bei seiner Vorbereitung auf den Re-Start der Bundesliga gewissermaßen Glück im Unglück, dass das Kölner Gesundheitsamt nur die direkt von einer Covid19-Infektion betroffenen Spieler in häusliche Quarantäne schickte. Und nicht die gesamte Mannschaft, wie es die örtlichen Behörden bei Dynamo Dresden anordneten. Allerdings hatte sich der Zweitliga-Absteiger zum Zeitpunkt der positiven Testungen im Gegensatz zu den Kölnern bereits wieder im regulären Mannschaftstraining befunden.
Heldt erhofft sich Lockerungen für neue Saison
Nach den guten Erfahrungen mit dem Hygienekonzept der DFL erhofft sich Horst Heldt Lockerungen für die neue Bundesliga-Saison, die am Wochenende des 11. bis 13. September starten könnte: „Das ist der große Wunsch“, betonte der Kölner Sportchef. Ziel ist die schrittweise Zulassung von Zuschauern. Gespräche der DFL mit der Politik laufen.
Markus Gisdol hat aktuell eher noch die nahe Zukunft im Blick. Diese sieht vor, die FC-Profis im direkten Anschluss an die Begegnung in Bremen in den Sommerurlaub zu entlassen. „Wir werden nach dem Spiel abschließen und keine offiziellen Termine mehr machen“, kündigte der Coach an.
Einige Profis fehlen beim Saison-Abschluss
Ohne Jhon Cordoba hat sich der 1. FC Köln mit dem Zug zum letzten Saisonspiel bei Werder Bremen aufgemacht. Der Torjäger fällt wegen einer Adduktorenverletzung aus.
Ebenfalls nicht mit dabei sind Kapitän Jonas Hector (Trauerfall), Florian Kainz (Gelb-Sperre) sowie Simon Terodde und Marcel Risse (beide Trainingsrückstand nach Knieproblemen). Für Kainz und Cordoba rücken Kingsley Schindler und Christian Clemens in den Kader.
Diesem wird auch Thomas Kessler in seinem letzten Spiel als FC-Profi nach 20-jähriger Vereinszugehörigkeit angehören. Der scheidende Torhüter hat seine Erkältung rechtzeitig auskuriert. Kessler wurde am Freitag am Geißbockheim von Mitarbeitern und Mitspielern, die eine Menschenkette zum Mannschaftsbus bildeten, mit donnerndem Applaus verabschiedet. (tca)
Wann genau die Spieler zum Vorbereitungsstart zurück am Geißbockheim sein müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. „Wir haben eine grobe Planung gemacht“, berichtete Horst Heldt. Um die Reiseziele seiner Spieler macht sich der Kölner Sportchef derweil keine Sorgen: „Viele haben nicht die große Weltreise vor. Wir werden Empfehlungen aussprechen. Aber es wird keinen Knigge geben.“