Köln – Auf den ersten Blick hatte es der Spielplan der Fußball-Bundesliga nicht gut gemeint mit dem 1. FC Köln. Zu den Auftaktgegnern gehörten schließlich Seriensieger Bayern München, der heimstarke SC Freiburg und zuletzt Vizemeister RB Leipzig und Europa League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt. Es hätte nicht allzu sehr überrascht, wenn sich der letztjährige Fast-Absteiger gleich zu Saisonbeginn in der vertrauten unteren Tabellenregion wiedergefunden hätte.
Doch es ist anders gekommen. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart hat ihr anspruchsvolles Startprogramm bemerkenswert gut gemeistert. Zwei Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage, in der Summe neun von 18 möglichen Punkten, sind der Lohn für mutiges Auftreten und eine intensive Spielweise, mit der die Kölner auf einmal selbst vermeintlich stärkeren Kontrahenten auf Augenhöhe begegnen. „Der Prozess, den die Jungs durchlaufen, geht in die richtige Richtung“, ist Baumgart grundsätzlich zufrieden. Er sieht aber auch noch Luft nach oben: „Wir müssen lernen, uns noch mehr zu belohnen. Auch das ist ein Prozess.“
Hector baut auf Heimspiele
Es gehört zum neuen Selbstverständnis der Geißböcke, nicht nur in jedem Spiel die Chance auf einen Sieg zu suchen, sondern auch das Erreichte nicht hochzujubeln. Jene sachliche Einordnung spiegelt sich in den Worten von Jonas Hector wider, der die Ausbeute als „in Ordnung“ bezeichnet. Der Kapitän verweist dabei auf den schmalen Grat zwischen Sieg und Niederlage, auf dem die Kölner in den ersten sechs Begegnungen wandelten: „In der einen oder anderen Partie hätten wir verlieren, aber auch mehr Punkte mitnehmen können.“
Obuz bei der U19
Ohne Jungprofi Marvin Obuz absolviert die U21 des 1. FC Köln am Dienstag (19.30 Uhr) ihr Nachholspiel in der Fußball-Regionalliga West beim SC Wiedenbrück. Stattdessen verstärkt der Außenbahnspieler die A-Junioren, die zu ihrer Premiere in der Uefa Youth League am Mittwoch (18 Uhr) den KRC Genk im Franz-Kremer-Stadion empfangen. Mit Jens Castop wird ein weiterer Akteur aus dem erweiterten Profikader bei der U19 Europapokal-Luft schnuppern. (tca)
Jüngstes Beispiel ist der Abnutzungskampf in Frankfurt, bei dem der FC vor der Pause dominiert, später jedoch Probleme bekommen hatte. „Wir haben Ende der ersten Halbzeit unseren Plan verlassen“, analysierte Hector. Auch Timo Horn zeigte sich „nicht ganz zufrieden mit dem Punkt“. Verbesserungsbedarf hat der Torhüter im technischen Bereich ausgemacht: „Wir haben im Passspiel schon deutlich bessere Spiele absolviert. Da waren zu viele Bälle weg.“ Die grundsätzliche Richtung stimme aber. „Wir müssen weitermachen, weiter an unseren Weg glauben und vor allem wieder Siege einfahren“, forderte Horn nach dem bereits dritten 1:1-Unentschieden in Folge.
Als entscheidenden Faktor für den Aufschwung hat Florian Kainz – wenig überraschend – den neuen FC-Coach ausgemacht. Steffen Baumgart sei ein „emotionaler, lauter, ehrlicher Typ. Man nimmt ihm alles ab, er zieht die Mannschaft mit“, sagt der ruhige Österreicher über den wilden Rostocker. Baumgart verlange „sehr viel“ von seinen Spielern, sei dabei aber „immer positiv“. Den körperlichen Zustand des Kölner Teams sieht Kainz als großen Pluspunkt: „Wir trainieren sehr intensiv, sind topfit. Das ist ganz wichtig. Bislang läuft es ganz gut.“
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So gut sogar, dass sich Baumgarts Team vor der zweiten Länderspielpause der Saison nun die Chance bietet, den Start zu veredeln. Mit einem Erfolg im Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen den sieglosen Aufsteiger Greuther Fürth würde der Tabellensiebte auf einem Platz im oberen Drittel in die zweiwöchige Unterbrechung gehen. Vor allem aber würden die Kölner ihren Vorsprung auf die Franken schon früh in der Spielzeit auf satte elf Zähler ausbauen. Es wäre ein bedeutsamer Schritt hin zu einer sorgenfreien Runde.
Entsprechend ist die Zielsetzung formuliert. „Auf die Heimspiele kommt es an, da müssen wir mit unseren Fans im Rücken die Punkte zu Hause behalten“, betont Jonas Hector. Von einer Favoritenrolle will Steffen Baumgart allerdings nichts wissen: „In der Bundesliga wird oft auf Augenhöhe gespielt. Fürth spielt besser, als es die Ergebnisse aussagen. Das wird ein ganz heißer Tanz.“
Erstmals seit der Pandemie werden 33 000 Zuschauer den FC bei einem Heimspiel anfeuern. Das sind 8000 mehr als noch am 18. September gegen Leipzig. „Das ist der richtige Weg“, freut sich Baumgart. „Wir werden das Virus nicht mehr aus unserem Leben rauskriegen. Also müssen wir so gut wie möglich damit umgehen.“ Neben der Kapazitätserhöhung sorgt die Wiedereröffnung des Heim-Stehplatzbereichs für zusätzliche Vorfreude. Der Spielplan hatte das im Sommer so nicht erahnen lassen.