Frankfurt – Die ersten Fragen nach den 101 offiziellen und denkwürdigen Spielminuten im Stadtwald drehten sich ausnahmslos um die Gesundheit der Protagonisten. Berechtigt, denn das Lazarett war nach dem hart umkämpften 1:1 (1:1) zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am Samstagabend ordentlich gefüllt und die Anzahl der Kopfverletzungen bei beiden Teams besorgniserregend hoch. Erik Durm und Timothy Chandler auf Eintracht-Seite sowie Luca Kilian und Benno Schmitz beim FC hatte es am schlimmsten erwischt. Erst am Sonntag gab es belastbare Antworten: Chandler, Kilian und Schmitz kamen mit Kopfschmerzen und dem Schrecken davon, Erik Durm zog sich allerdings eine Gehirnerschütterung zu und muss vorerst pausieren.
Viele extreme Zweikämpfe im Spiel
Der Weltmeister von 2014 im Eintracht-Trikot war nach einem heftigen Zusammenprall mit Florian Kainz das erste Opfer eines Spiels, das zu keinem Zeitpunkt überharte oder unfaire Züge annahm. Verantwortlich für die Vielzahl an extremen Zweikämpfen zeichnete die hohe Intensität, mit der die beiden Kontrahenten von Anpfiff her zu Werke gingen und die beide Trainer im Vorfeld nicht nur erwartet sondern auch angekündigt hatten. „Es war ein intensives und wildes Spiel. Beide haben sich nichts geschenkt“, fasste Frankfurts Coach Oliver Glasner die Partie mit 28 Fouls und sechs Gelben Karten zusammen. Und für sein Pendant auf FC-Seite sind solch unruhige Spiele sowieso liebster Alltag: „Beide haben auf Sieg gespielt und gut gearbeitet“, beschrieb Steffen Baumgart die Geschehnisse sachlich. Seinem Kapitän Jonas Hector ging das Ganze fast schon zu weit weg vom reinen Fußball-Spiel: „Es ging 90 Minuten ziemlich hin und her, wenig Spielfluss aber hohe Intensität. Es ist ungewöhnlich, dass es so viele Kopfverletzungen gab. “
Nach Durm mussten auch der vom eigenen Torwart Timo Horn gerammte Kilian und Schmitz das Feld verlassen. Der FC-Rechtsverteidiger war mit Chandler zusammengestoßen. Der Frankfurter wurde mit einer Risswunde am Hinterkopf minutenlang an der Seitenlinie behandelt und kam mit einem Turban zurück aufs Feld. In der Halbzeitpause musste die medizinische Abteilung erneut Hand handlegen: „Ich wurde in der Halbzeit 15 Minuten genäht. Der Arzt hat gesagt, es sieht nicht schlimm aus. Da hat er mich aber angelogen“, erklärte Chandler. Dass er weiterspielte, stellte aber kein Risiko dar.
Acht Minuten Nachspielzeit alleine aus der ersten Halbzeit
Zwischendurch mussten auch noch Anthony Modeste, Ellyes Skhiri und Martin Hinteregger gepflegt werden. Allein die erste Halbzeit produzierte acht Minuten Nachspielzeit. „Für mich gab es zu viele Verletzungsunterbrechungen“, klagte Glasner, der als Eintracht-Coach weiter sieglos ist und zum fünften mal in Folge 1:1 spielte. Widerspruch erntete er keinen.
Mehr Potenzial für gegenteilige Meinungen besaß da schon seine Aussage, dass das 1:1 „in Summe in Ordnung“ gehe. Der FC war nämlich viel besser und strukturierter in die Partie gekommen und sah sich hinterher durch Skhiris erstes Saisontor (14.) unzureichend belohnt. „Wir hätten noch höher in Führung gehen können. Deswegen bin ich nicht ganz zufrieden“, fand Timo Horn und fand in seinem Kapitän einen Gleichgesinnten: „Wir hatten Kontersituationen, in denen wir hätten nachlegen können. Das haben wir leider verpasst.“ Auch Steffen Baumgart wirkte, als würde er sich mehr über das Ergebnis ärgern als freuen: „Wir haben die ein oder andere Situation nicht gut genug ausgespielt. Und wenn ich die Chance von Mark Uth sehe, hätten wir in der letzten Sekunde noch etwas reißen können.“ Der Schuss des erst nach 85 Minuten eingewechselten Angreifers war im letzten Moment geblockt worden.
So mussten sich die Kölner nach dem ersten Bundesliga-Tor für Frankfurts kolumbianischen Neuzugang Rafael Borré (45.+6) zum dritten Mal in Folge nach einer 1:0-Führung mit einem 1:1 begnügen. Die Gegner Freiburg, Leipzig und Frankfurt sagen aber viel über die Metamorphose aus, die der FC seit der gewonnenen Relegation durchlebt hat. Wer von sich behaupten kann, diese drei Spiele hätte für sich entscheiden können, dürfte auch höhere Ansprüche stellen, als unter die besten zwölf Teams der Liga zu kommen. Vergangene Saison hatten die Kölner ihr 0:2 bei der Eintracht demütig als „völlig normal“ akzeptiert.
Gut sieben Monate später blickte man im Kölner Lager auf mehr unzufriedene als glückliche Kölner. Nach einem 1:1 bei einem Team, das vor Samstag seit 21 Heimspielen ungeschlagen ist. Der Abnutzungskampf von Frankfurt, bei dem der FC in allen relevanten Statistiken vorne lag, hat gezeigt dass das Baumgart-Team ihre guten Leistungen konstant abrufen kann. Deshalb geht der FC als klarer Favorit in sein Heimspiel gegen Schlusslicht Greuther Fürth. Ein Duell, das den nächsten Hinweis auf den Fortschritt des Reifeprozesses liefern wird und nachdem hoffentlich wieder mehr Fragen zum Spiel und weniger nach der Gesundheit gestellt werden.