AboAbonnieren

1. FC KölnErstes Trainingslager – „Die Mannschaft bekommt ein Gesicht“

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

Trainingslager Donaueschingen: Der 1. FC Köln im Testspiel gegen SV Elversberg (D, 4.Liga). FC-Trainer Steffen Baumgart (Mi.) mit Sebastian Andersson.

Donaueschingen – „Hoffentlich kommt im nächsten Jahr nicht schon wieder ein Neuer.“ Der fromme Wunsch des Platzwarts des SV Aasen zum Abschluss des Trainingslagers des 1. FC Köln war berechtigt. Die Geißböcke haben in der vergangenen Woche zum dritten Mal in Folge den Öschberghof von Donaueschingen als Sommerziel auserkoren und ihre Einheiten auf der Anlage des Schwarzwald-Bezirksligisten absolviert. Und zum dritten Mal in Folge mit einem neuen Trainer: 2019 stand Achim Beierlorzer an der Seitenlinie, 2020 war es Markus Gisdol und nun Steffen Baumgart.

FC-Trainer Baumgart hinterlässt Eindruck

Der Wunsch des Platzwarts dürfte noch durch einen anderen Grund motiviert gewesen sein. Baumgart und sein Team haben in den zehn Tagen von Donaueschingen nämlich Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei den rund 200 FC-Fans, die die intensiver Einheiten verfolgten, sondern bei allen, die Zeuge dieses Sommer-Trainingslagers waren.

Der Trainer selbst zeigte sich nach dem 2:1 gegen Elversberg auch zufrieden. „Die Bedingungen waren top und das Trainingslager komplett gelungen. Die Jungs haben viel von dem gemacht, was sie machen sollten.“ Ein Fazit von Donaueschingen:

Die GewinnerTatsächlich alle, die an diesem Trainingslager teilnehmen durften. Die Stimmung war ohne Ausnahme hervorragend, die Einheiten auf dem Platz knackig und gut gesteuert. „Ich freue mich über den guten Zustand der Jungs und, dass sie versuchen das umzusetzen, was ich fordere. Wir hatten auch gegen Elversberg eine hohe Anzahl an Ballgewinnen, aus denen eine Reihe von Standards und Torchancen entstanden sind.

Es ist zudem positiv, dass wir ohne Verletzte geblieben sind“, lobte Baumgart Fitness und Entwicklung der Spieler. Ein Gewinner der besonderen Art ist Ellyes Skhiri. Der nächste Kandidat für einen Millionentransfer zeigte sich im Vergleich zu dem nach Wolfsburg gewechselten Sebastiaan Bornauw in jeder Einheit absolut professionell und legte nach seinem Einsatz gegen Elversberg eine Extraschicht Laufen ein.

Die ÜberraschungenKingsley Schindler hat nach seiner unglücklichen Leihe bei Hannover 96 bislang eine gute Vorbereitung gespielt und berechtigte Chancen Teil des Kaders zu bleiben. Auch Tomas Ostrak konnte sich in den Vordergrund trainieren und beweisen, dass ihm die beiden vergangenen Jahre als Leihspieler in Hardtberg und Karvina gut getan haben. Der 21-jährige Tscheche hätte eine Chance verdient.

Positiv überrascht hat Anthony Modeste. Abgesehen von seinen vergebenen Chancen im Test gegen Schaffhausen (2:0) hat der 33-jährige Franzose auf seinem Weg zurück zu einem Bundesliga-Torjäger körperlich und spielerisch die nächsten Fortschritte gemacht. Das gilt auch für Stürmer Sebastian Andersson, der nur zwei Einheiten ausließ. Die Hoffnung, dass das Knie des Schweden hält, lebt. Schnell und gut integriert hat sich Neuzugang Timo Hübers. Der Innenverteidiger duelliert sich im Kampf um einen Startelfplatz mit Jorge Meré.

Trainingslager 1. FC Köln: „Werden mit den Spielern über ihre Perspektiven sprechen“

Die VerliererWenn es überhaupt einen Verlierer gab, dann vielleicht Dimitrios Limnios. Der griechische Nationalspielern konnte im Training nur selten auf sich aufmerksam machen und blieb abgesehen von den Nachwuchsspielern als einziger FC-Profi gegen Elversberg ohne Einsatzzeit. „Das hatte keine speziellen Grund“, wiegelte Baumgart ab.

Das könnte Sie auch interessieren:

Er erklärte die Nicht-Berücksichtigung Limnios’ mit dem Einsatz von Louis Schaub und Ondrej Duda, die nach ihrer EM-Teilnahme später ins Training eingestiegen sind und bislang weniger gespielt hätten. Das Duo hatte gegen Elversberg mit schweren Beinen zu kämpfen. „Die Jungs, die später gekommen sind, hängen gerade im Loch. Das ist normal“, erklärte Baumgart.

Die Kadergröße„Wir werden mit den Spielern über ihre Perspektiven sprechen. Bei unseren jungen Spielern habe ich nicht das Gefühl, sie wegzuschicken. Bei dem ein oder anderen müssen wir sehen, ob sie mehr Einsatzzeit möchten und ob wir ihnen dann raten, einen neuen Weg zu gehen. Wir sind aber noch nicht so weit, dass drei oder vier bereits weg sind. Die Mannschaft bekommt ein Gesicht. Wir gehen gut vorbereitet und ruhig in die letzten 14 Tage vor dem Jena-Spiel, um uns noch die nötige Frische und letzte Klarheit holen zu können“, resümierte Steffen Baumgart und äußerte mit Blick auf eine Rückkehr nach Donaueschingen im Sommer 2022 auch einen Wunsch: „Mein Ziel ist es, wieder als Trainer herzukommen. Das soll ja in Köln nicht immer so einfach sein.“

Kommentar – Baumgart weckt Hoffnungen

Steffen Baumgart hat keine Ambitionen, der große Zampano beim 1. FC Köln zu werden. Ein Star zu sein widerspricht der Natur des Trainers. Baumgart ist zwar Stimmungskanone, zugleich aber klar in seinen Ansprüchen und Ansprachen. Er ist leidenschaftlich, zugleich aber bodenständig und uneitel.

Wollte Baumgart ein Star sein oder würde irgendjemand versuchen ihn zu einem solchen aufzubauen, würde dies nur die Arbeit des 49-Jährigen behindern und damit in nächster Konsequenz den Erfolg beim 1. FC Köln gefährden. Baumgart trifft Entscheidungen nicht still und heimlich in seiner Kammer, sondern auf der Basis von intensiver Teamarbeit. Sein Ziel ist es, möglichst alle von seinen Ideen zu überzeugen, sie zu begeistern und mitzunehmen.Die Tage von Donaueschingen haben die Hoffnungen verstärkt, dass Steffen Baumgart ein Trainer ist, der die unterschiedlichen Strömungen im Club so kanalisieren kann, dass die ganze Wucht des FC in eine Richtung wirken kann. Es geht nicht darum, den Verein von Grund auf zu verändern, sondern darum, ihm seine Möglichkeiten aufzuzeigen – und wie er sie zu seinem Vorteil nutzen kann. Der neue Trainer lebt Echtheit vor und dientn dadurch dem FC als Vorbild, sich mit all seinen Stärken und Schwächen wieder in Einklang zu bringen.

Steffen Baumgart ist es gelungen, in sehr kurzer Zeit in Köln anzukommen und erste Spuren zu hinterlassen. Die Realität hat er hat dabei fest im Blick behalten. Denn seine Beliebtheit kann ihn nicht davor schützen, dass Fußball ein Ergebnissport bleibt und er mit seiner Art eine Mannschaft zu führen, wie alle anderen Trainer Erfolge vorweisen muss. Es ist ihm, aber noch viel mehr dem 1. FC Köln, zu wünschen, dass dies auch gelingt.