Köln – Ismail Jakobs erlebt einen spannenden Sommer. Erst kürzlich krönte sich der Linksaußen von Bundesligist 1. FC Köln in Ljubljana zum U21-Europameister. Es war der größte Erfolg in der noch jungen Karriere des gebürtigen Kölners. Ein weiterer Höhepunkt steht kurz bevor.
Jakobs wurde von Trainer Stefan Kuntz in das 19-köpfige deutsche Aufgebot berufen, das beim Olympischen Fußballturnier in Tokio nach der Goldmedaille greifen will. Die Vorfreude ist groß: „Die Nominierung ist eine Ehre für mich. Olympia ist ein unvergessliches Ereignis. Ich freue mich darauf und wir wollen das Ding gewinnen.“
Die Mission startet bereits am kommenden Montag, wenn die DFB-Auswahl in Frankfurt am Main zusammenkommt, um tags darauf in Richtung Japan abzuheben. Dort hält das deutsche Olympiateam zur Vorbereitung ein Trainingslager in Wakayama City ab, in dessen Rahmen am 17. Juli gegen Honduras getestet wird. Mit dem Auftakt der Gruppenphase am 22. Juli in Yokohama gegen Brasilien wird es dann ernst. Drei Tage später wartet an selber Stelle die Auswahl Saudi-Arabiens, ehe es am 28. Juli im abschließenden Vorrundenspiel in Miyagi gegen die Elfenbeinküste geht. Traumziel ist das Endspiel am 7. August in Yokohama.
Ganz egal, wie weit es die deutsche Mannschaft letztlich schafft: Fest steht schon jetzt, dass Ismail Jakobs einen Großteil der Vorbereitung auf die Mitte August beginnende neue Bundesliga-Saison verpassen wird. Im Gegensatz zu manch anderem Ligakonkurrenten habe sich der FC bei der Abstellung von Profis für die Olympischen Spiele trotzdem „nicht quergestellt“, betont Steffen Baumgart.
Olympia sei ein „einmaliges Erlebnis für einen Spieler“, erklärt der neue FC-Coach. „Deshalb möchte ich ihm (Jakobs) das nicht verbauen.“ Vielmehr freut Baumgart sich für seinen Schützling: „Es ist eine Auszeichnung, für sein Land zu spielen. Für jeden, der Olympia erleben darf, ist das eine Riesensache.“ Der 49-Jährige hätte für sich selbst nicht anders entschieden: „Ich wäre mit dem Fahrrad zu Olympia gefahren.“
Salih Özcan, Jakobs’ Teamkollege beim FC und U21-Nationalteam, verzichtete trotzdem – weil der zentrale Mittelfeldspieler nach einer schwachen Saison nicht noch einmal im Kampf um die Stammplätze ins Hintertreffen geraten will. Auch der spanische Innenverteidiger Jorge Meré reist nicht nach Tokio.
Ob Ismail Jakobs nach seinem Abenteuer in Japan noch einmal ans Geißbockheim zurückkehren wird, ist derweil höchst ungewiss. Der 21-Jährige steht ebenso wie Abwehrchef Sebastiaan Bornauw und Mittelfeld-Staubsauger Ellyes Skhiri auf der Liste möglicher Verkaufskandidaten, mit denen der FC die verheerenden Folgen der Coronakrise abfedern will. Inzwischen sollen die Gespräche zwischen der Jakobs-Seite und dem von Niko Kovac trainierten französischen Topclub AS Monaco weit fortgeschritten sein.
„Wir wissen, dass es ein, zwei Interessenten für ihn gibt“, sagt Steffen Baumgart. Jakobs, der seinen Vertrag erst im vergangenen Herbst bis 2024 verlängert hatte, verfügt über eine Ausstiegsklausel. Diese liegt bei kolportierten 13 Millionen Euro. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass das Eigengewächs aus Erftstadt-Liblar für eine Ablösezahlung im hohen einstelligen Millionenbereich gehen dürfte.
Solange Ismail Jakobs aber dem FC angehört, plant sein Trainer auch mit ihm. Der Deutsch-Senegalese ist gelernter Linksverteidiger, kam in seinen bislang 47 Pflichtspielen (vier Tore, vier Vorlagen) für die FC-Profis jedoch vorwiegend als Linksaußen zum Einsatz. Der Erfolg in der vergangenen Saison blieb überschaubar. „Wenn er hier bleibt, sehe ich ihn eher im hinteren Bereich“, schlussfolgert Baumgart. „Er hat eine sehr gute Tiefe und Geschwindigkeit. Vorne brauchst du aber jemanden, der auch im Eins-gegen-Eins stärker ist.“