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1. FC KölnÄrger und Zufriedenheit nach dem Spiel gegen die Bayern

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Nach dem Spiel stehen die Spieler beider Mannschaften zusammen auf dem Platz.

München – Eine feste Überzeugung führt die Eigenschaft ins Feld, dass Ziele auch erreicht werden können. Steffen Baumgart ist ja so ein Mann mit unerschütterlichen Grundsätzen und hat den Anspruch jedes Fußballspiel gewinnen zu wollen. Also formulierte der Trainer des 1. FC Köln vor dem Auftritt beim FC Bayern München maximal forsch und stellte allen, die es mit den Geißböcken halten, drei Punkte in Aussicht. Und tatsächlich schnupperten die Geißböcke zum Abschluss des zweiten Bundesliga-Spieltages der Saison 2021/22 an der Überraschung und stürzten den Meister beim 2:3 (0:0) in große Verlegenheiten. „Ich bin zufrieden mit der Leistung und der Entwicklung, aber ich ärgere mich auch ein bisschen, dass wir hier nichts mitnehmen konnten“, sagte der FC-Coach nach dem in Hälfte zwei spektakulären Spiel.

Baumgart versah seinen forschen Plan wie erwartet mit zwei Änderungen in seiner Startelf. Jorge Meré übernahm für den verletzten Timo Hübers den rechten Part in der Innenverteidigung und Kingsley Ehizibue verteidigte anstelle von Benno Schmitz ganz rechts. Eine Maßnahme, die zum einen das Tempo der linken Bayern-Flanke mit Alphonso Davies und Serge Gnabry aufnehmen sollte und zum anderen Ehizibues Geschwindigkeit für eigene Attacken zu nutzen. Baumgart hatte ja vorgeben die Bayern hoch anzulaufen und „vorne draufzugehen“

Nur Niklas Süle prüft

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FC-Keeper Timo Horn

Soweit die Theorie, in der Praxis tat sich aber relativ wenig. Die Münchner, bei denen Manuel Neuer trotz Kapselverletzung im Tor stand, verschleppten mit Ball immer wieder das Tempo, um die Kölner dann mit zwei, drei schnellen Aktionen und ihrer individuellen Qualität zu überraschen. Das gelang aber nur einmal, weil der FC kompakt verteidigte und bei einigen technischen Unsauberkeiten in das nötige Glück hatte.

Bezeichnenderweise war es Innenverteidiger Niklas Süle, der nach einem Solo samt Zidane-Trick als einziger Münchner FC-Keeper Timo Horn vor eine ernsthafte Prüfung stellte (24.). Der Meister agierte so ideenlos, dass die 20.000 zugelassenen Zuschauer in der Allianz Arena kurz vor der Pause laut pfiffen. Da passte zur insgesamt recht sparsamen Stimmung auf den Rängen. Nicht die passende Atmosphäre für einen Tag, an dem die Bayern vor dem Anpfiff ihr verstorbenes Stürmeridol Gerd Müller ehrten und mit einer Rede von Ehrenpräsident Uli Hoeneß ergreifend verabschiedeten.

Es war sogar schade, dass die Kölner aus der bayerischen Trägheit nicht mehr Kapital schlagen konnten. Auf FC-Seite gab es nämlich insbesondere durch die aufmerksamen Zentrumsspieler Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic genug Ballgewinne in gefährlichen Räumen, um schnell umschalten zu können. Auch die einstudierten Ballverlagerungen funktionierten. Sobald die Geißböcke in die Nähe des gegnerischen Strafraums kamen, nahmenaber Respekt und Vorsicht zu viel Raum in den Köpfen der Geißböcke ein. Wäre die ein oder andere Flanke genauer gekommen oder mehr Überzeugung in den Aktionen gewesen, hätte der Außenseiter den Favoriten noch mehr ärgern können. Wie in der 19. Minute, als die Kölner ganz hoch anliefen und Manuel Neuer Jan Thielmann so anschoss, dass der Ball fast ins Tor prallte. „Wir hätten in unseren Aktionen mehr Mut gebraucht. Die Jungs müssen erkennen, dass sie die Möglichkeiten haben. Das ist aber ein Prozess und wir sind auf einem guten Weg“, erklärte Baumgart.

Das 0:0 zur Pause war gerecht und es brauchte keine Glaskugel, um vorauszusehen, dass Julian Nagelsmann in der Pause Maßnahmen ergreifen würde. Der neue Bayern-Coach nahm unter hämischen und unfairen Beifall der Zuschauer den indisponierten Leroy Sané aus dem Spiel und brachte Jungstar Jamal Musiala für die linke Seite. Eine Maßnahme mit nachhaltiger Wirkung. Nachdem Musiala seinen ersten Versuch über den Kasten gesetzt hatte (48.), entschied er sich beim zweiten Mal für eine Vorlage. Erst ließ er Jorge Meré wie einen Schüler stehen und bediente dann Torjäger Robert Lewandowski, der den Ball zum 1:0 über die Linie drückte (50.). Als Meré dann auch noch eine Flanke von Thomas Müller unglücklich verlängerte und Serge Gnabry seinem Ruf als Torschütze vom Dienst gegen die Kölner gerecht wurde (58.), schien das Spiel den erwarteten Verlauf zu nehmen.

Doch das 0:2 war der Moment, der die Köpfe der Kölner frei von allem machte, die sie daran gehindert hatten, ihre Aktionen zu Ende zu spielen. Erst flankte Kapitän Jonas Hector konsequent von links und fand Anthony Modeste, der kompromisslos aus sechs Metern sein zweites Saisontor köpfte. Nachdem Tiimo Horn im letzten Moment vor Müller an den Ball kam (62.), verwertete Mark Uth im Gegenzug eine Rechtsflanke von Ehizibue mit links zum 2:2. „Das waren zwei herausragende Flanken“, lobte selbst Nagelsmann.

In zwei Minuten ein 0:2 in München aufzuholen gelingt nicht Jedem. „Das war schon gut“, staunte auch Baumgart, der mit Ondrej Duda und Sebastian Andersson offensiv einwechselte. Das 3:2 fiel aber auf der anderen Seite, weil Gnabry weiter Lust auf Tore gegen den FC verspürte und in seinem achten Spiel gegen die Kölner zum elften Mal traf (71.). Das Spiel war längst ein Spektakel. Lewandowski traf die Latte (74.) und der FC versuchte weiter alles – aber ohne den verdienten Lohn.