Der Musiker möchte sich an den Feiertagen nicht berieseln lassen. Statt tausendfachen Wiederholungen von Liedern setzt er auf Inhalte.
Song-AdventskalenderVassil Svechtarov kritisiert Kommerz an Weihnachten
Vassil Svechtarov mag viele Dinge: Er macht leidenschaftlich gerne Musik, ist ein preisgekrönter Puppenspieler und hat eindrückliche Erfahrungen auf einer Weltreise gesammelt. Was er nicht mag? Weihnachtslieder. „Wenn Weihnachten das Geschenk ist und die Weihnachtslieder die feierliche Verpackung, dann haben wir vergessen, auf den Inhalt zu achten. Wir verschenken allzu oft nur die Verpackung“, erläutert der 60-Jährige seine ablehnende Haltung.
Vassil Svechtarov kritisiert die Kommerzialisierung der Festtage
Nach durchweg positiven Stimmen zur musikalischen Untermalung der Advents- und Weihnachtszeit, verbirgt sich hinter dem elften Türchen im Song-Adventskalender Kritik.
Doch diese richtet sich nicht gegen Weihnachten an sich: „Weihnachten sollte nichts mit Kommerz zu tun haben. Das Gefühl von Weihnachtsliedern ist ausschließlich im Konsum ertränkt worden“, bemängelt Svechtarov. Dabei gebe es tolle englischsprachige Lieder. „Aber die tausendfache Wiederholung macht sie nicht schöner“, sagt er.
Der Umgang mit Weihnachten stört den Musiker
„Ich bin deutschsprachig aufgewachsen. Schon mit sechs Jahren habe ich am Klavier ‚Stille Nacht, Heilige Nacht‘ gespielt“, erinnert sich Svechtarov. Er ist in Bulgarien „im Sozialismus“ groß geworden: „Wir hatten einen Kamin und Weihnachtsbaum – das hatten nicht viele.“ Er schaut nachdenklich und sagt: „Die heile Welt von Weihnachten ist für mich emotional nicht mehr herzustellen. Die Stimmung ist wie eine Postkarte in Bulgarien geblieben – zum Guten oder zum Schlechten.“
Als Kind sei er ein Fan der Festtage gewesen. „Ich habe es geliebt, in einer Märchenwelt zu leben.“ Mittlerweile störe ihn aber der Umgang mit Weihnachten: „Das Fest sollte wie ein Staffelstab weitergereicht werden. Verwässert durch den Konsum wird aber nur eine schlechtere und schlechtere Kopie weitergegeben.“
„The Christmas Song“ von „Nat King Cole“ hat eine schöne Botschaft
Es bleibt aber nicht bei reiner Kritik. Svechtarov spricht sich für einen reflektierteren Umgang mit Weihnachtsmusik aus: „Das bewusste Hören ist wichtig bei der Weihnachtsmusik. Sie soll nicht nur berieseln.“ Er empfiehlt auch, den Gedanken „das reicht mir“ stärker in den Alltag zu integrieren. Ihm selbst helfe die Kreativität gegen die Ausdünnung von Weihnachten: „Ich kann das, was mich bewegt, mit meinen Liedern sagen.“
Seine Songs spielt der Musiker unter anderem am kommenden Wochenende bei „Schöner Bescherung“ in Bad Münstereifel. Die Einladung von Hannes Schöner, dem ehemalige Bassist der Höhner, habe ihn sehr gerührt. So sehr, dass er trotz seiner Abneigung Weihnachtsmusik gegenüber an der dreitägigen Veranstaltung in der Konviktkapelle teilnimmt.
Im Übrigen gibt es dann doch einen Weihnachtssong, dem er etwas abgewinnen kann. Er halte viel von der Botschaft, die „The Christmas Song“ von „Nat King Cole“übermittle, berichtet Svechtarov und weiter: „Kinder stehen an erster Stelle. Es ist ihr Fest.“
Das ist die Idee hinter dem Song-Adventskalender
24 Türchen gilt es bei klassischen Adventskalendern zu öffnen, dann ist Weihnachten. Bei unserem musikalischen Adventskalender ist das Prinzip ähnlich. Musikerinnen und Musiker sowie Musikkenner aus dem Kreis Euskirchen stellen hier jeden Tag, an dem die Zeitung erscheint, ihre ganz persönlichen Lieblingsweihnachtslieder vor.
Von „Driving Home for Christmas“ bis „Maria durch ein Dornwald ging“, von Klassik bis Pop – alles ist dabei. Und immer gibt es zu den Lieblingsweihnachtsliedern eine Geschichte.
So entsteht Türchen für Türchen bis Heiligabend eine bunte Weihnachtsplaylist, die es hier auch bei Spotify zu hören gibt. Komplettiert wird sie dann zum Schluss noch mit den Weihnachtslied-Highlights aus der Redaktion. (jre/ges)