In 125 Jahren hat sich das Wöllner-Stift in Rösrath-Hoffnungsthal immer wieder verändert – vom Krankenhaus wurde es zum Seniorenheim.
125 Jahre Wöllner-StiftRösrath blickt zurück auf die Entwicklung vom Krankenhaus zum Seniorenheim
„Segensspuren setzen!“ – so bezeichnet Thomas Rusch, der evangelische Pfarrer von Hoffnungsthal, die Arbeit des Wöllner-Stifts beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen der Alten- und Pflegeeinrichtung. „Ein sicherer Hafen für Menschen.“ Und tatsächlich ist die Heimstatt ein wichtiger Ort für die Menschen in Hoffnungsthal und Umgebung.
Rösraths Bürgermeisterin Bondina Schulze erinnert in ihrem Grußwort an die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021, als im Wöllner-Stift alle Erd- und Kellergeschosse unter Wasser standen und alle 138 Bewohner evakuiert wurden – für fünf Wochen ins Geno-Hotel in Forsbach: „Als sie nach fünf Wochen wieder nach Hoffnungsthal kamen, merkte ich, wie sehr die Anwesenheit der älteren Menschen in den Straßen und Läden gefehlt hat.“
Pauline Reusch, „eine coole Frau“
Vor 125 Jahren stellte Pauline Reusch, geborene Wöllner, einen Großteil ihres Erbes für ein soziales Projekt zur Verfügung – 50.000 Goldmark zur Gründung der Stiftung für ein Armen- und Krankenhaus. „Heute würde man sagen, eine coole Frau“, so Franz Gheno, bis Ende 2020 über 16 Jahre lang Geschäftsführer des Wöllner-Stifts, heute Vorstandsvorsitzender.
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„1898 gab es keine soziale Absicherung und ebenso wenig eine ausreichende medizinische Versorgung für große Teile der Bevölkerung.“ So war das Armen- und Krankenhaus, das 1903 eröffnet wurde, ein Segen für Rösrath. Mit der Gründung des Wöllner-Stift e.V. und der Umwandlung in ein Altenheim sei der Grundstein für die heutige Einrichtung gelegt worden: Erweiterungsbauten, Einbau von Nasszellen, Küchenneubau, sowie weitere Um- und Einbauten in den folgenden Jahrzehnten.
Umgestaltung bei laufendem Betrieb
Doch die bauliche Struktur sei Ende der 1990er Jahre nicht mehr zeitgemäß gewesen, so Gheno: „Die grundlegende Umgestaltung mit den zuständigen Behörden abzustimmen, bedeutete, dicke Bretter zu bohren.“ Doch im Jahr 2012, nach 5,5jähriger Bauzeit, konnten eine Senioreneinrichtung mit 138 Plätzen, ausnahmslos in Einzelzimmern, eine Tagespflege mit 16, später 20 Plätzen, und 33 Wohnungen im Betreuten Wohnen eingeweiht werden – gebaut im laufenden Betrieb.
Fast genüsslich und ironisch schildert Gheno eine Episode im Rahmen des Genehmigungsverfahrens: „Das zuständige Ministerium stimmte nur zu unter der Maßgabe, 41 Plätze abzubauen.“ Und dann: „Keine zehn Jahre später sieht die kommunale Pflegeplanung für Rösrath einen zusätzlichen Bedarf von 41 Plätzen.“ Doch auch nach dem grundlegenden Umbau, verbunden mit einem modernen Pflege- und Betreuungskonzept, hätte Stillstand Rückschritt bedeutet — folgerichtig habe das Wöllner-Stift sich dem steigenden Bedarf gestellt.
Michael Heine, ab 2021 Nachfolger von Gheno in der Geschäftsführung des Wöllner-Stifts, stand in den Startlöchern: „Die Einrichtung war top in Schuss, wie man so schön sagt. Ein halbes Jahr später war dann alles im Eimer — die Sülz war zu Besuch gewesen, hat ein Feld der Verwüstung hinterlassen“, erinnert er sich. So habe man aus der Not eine Tugend gemacht: „Wir haben heute einen der schönsten Veranstaltungsräume der Stadt, unser Restaurant und unser Café Pauline laden zum Verweilen ein, die Heizungsanlage ist nun hochmodern und wurde ergänzt durch ein Blockheizkraftwerk, in dem wir unseren eigenen Strom produzieren“, so Heine.
Und weiter gehe die Entwicklung: Im Februar 2022 ging das neue Haus Vierkotten an der Hauptstraße mit 22 Plätzen für die Tagespflege in Betrieb. In den oberen Etagen bietet es neun Wohnungen für Betreutes Wohnen, im ersten Stock eine Praxis für Physiotherapie. Heine weiß als Vater von zwei kleinen Kindern, dass Betreuungsplätze für die Kleinen dünn gesät sind: „Wir haben im März 2022 unsere erste Kindertagespflege, das Wöllner-Stiftchen, eröffnet für neun Kinder.“ Da gehe den meisten Bewohnern das Herz auf, wenn sie die Kleinen im Innenhof beobachteten, wie sie die Pflastersteine mit bunter Kreide bemalten. Jung und Alt unter einem Dach!
Sehr stimmungsvoll begleiten die Pianistin Gabriella Brezóczki und der Cellist Gunter Tiedemann mit Werken aus Wiener Klassik und Romantik den Festakt, der später übergeht in Gespräche beim Fingerfood-Buffet und ein Feuerwerk im Innenhof.