- Seit mehr als 20 Jahren betreiben Karla Passon und Christina Kolb eine Sprachtherapeutische Praxis in der Schlebuscher Fußgängerzone.
- Ihr 14 Mitarbeiter machen regelmäßig Haus- oder Schulbesuche und sind daher auf ihr Auto angewiesen
- Wegen der neuen Parkgebührenregelung drohen die Praxisbetreiberinnen nun, Schlebusch den Rücken zu kehren
Leverkusen – Die neue Parkregelung im Schlebuscher Zentrum, nach der zuvor kostenfreie Parkplätze nun entweder bezahlt werden müssen oder nur Anwohnern mit Ausweis zur Verfügung stehen, hat weitreichende Folgen für die ansässigen Unternehmen. Darüber hat sich bereits Ulrich Kämmerling, Vorsitzenden der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch (WFG), in dieser Zeitung beklagt.
14 Mitarbeiterinnen sind auf das Auto angewiesen
Davon betroffen ist unter anderem auch die Sprachtherapeutische Praxis von Karla Passon und Christina Kolb in der Fußgängerzone. „Wir haben 14 Mitarbeiterinnen, die auf das Auto angewiesen sind“, sagt Christina Kolb. Denn es werden nicht nur Patienten in den Praxisräumen in Schlebusch behandelt, die Mitarbeiter machen auch Hausbesuche bei schwerkranken Menschen und besuchen Schulen und Behinderteneinrichtungen. „Unsere Mitarbeiterinnen können nicht mit Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, sie müssen Materialien transportieren und verschiedene Stellen anfahren, das ist organisatorisch ohne Auto nicht machbar“, erklärt die Diplompädagogin.
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Vier Parkplätze hat die Praxis über den Vermieter angemietet, mehr stehen aber nicht zur Verfügung. Wenn die Kolleginnen zum Dienst in die Praxis kommen, hat es früher nie Probleme gegeben, einen freien Parkplatz zu finden. „Jetzt müssen sie entweder lange suchen oder weit laufen. Und wir können auch niemanden abstellen, der alle zwei Stunden die Parkuhr füttert“, beklagt Karla Passon.
Mangel an Logopäden
Der logopädische Beruf sei ein Mangelberuf, sagt Passon. Die Patientenzahlen steigen stetig, etwa weil Schlaganfallpatienten oder extreme Frühchen heute bessere Überlebenschancen haben, danach aber viel Förderung brauchen. Dem gegenüber steht ein Mangel an Fachkräften und Nachwuchs.
Lange Wartelisten
Entsprechend lang sind die Wartelisten der Praxis. Und umso ärgerlicher ist es, wenn die Mitarbeiter ihre Zeit mit Parkplatzsuche verschwenden. „Um einen Stelle neu zu besetzen, brauche ich etwa ein halbes Jahr“ sagt Passon. Nun fürchtet sie, dass die gefragten Fachkräfte sich eine andere Stelle suchen, wenn die Parkplatzsituation in Schlebusch sich nicht ändert.
Antrag auf Sondergenehmigung
Deswegen haben Kolb und Passon einen Antrag an alle Fraktionen im Stadtrat eingereicht, in dem sie 14 Sonderparkgenehmigungen für ihre Mitarbeiter fordern. „Wir sind bestimmt nicht die einzigen, die unter der derzeitigen Situation leiden, aber durch unseren großen Aufwand an Hausbesuchen sind wir besonders betroffen“, sagt Kolb. „Wenn wir Anwohner-Parkausweise in einem vernünftigen finanziellen Rahmen bekommen könnten, wäre das für uns aber auch in Ordnung.“ Bislang ist es für Gewerbetreibende allerdings nicht möglich, Anwohner-Parkausweise zu beantragen.
Wegzug nach über 20 Jahren?
Wenn sich keine Lösung für ihr Problem findet, drohen die Therapeutinnen, den Standort Schlebusch nach über 20 Jahren aufzugeben. Das würden nicht nur die Inhaberinnen bedauern, sie glauben, dass das auch die benachbarten Geschäfte in der Fußgängerzone zu spüren bekommen würden. „Wir haben rund 300 Patienten die Woche“, sagt Passon. „Wenn die Kinder hier 40 Minuten Sprachtherapie haben, gehen die Mütter in der Zwischenzeit einkaufen.“ Und hinterher vielleicht noch ein Eis oder eine Pizza essen.